Short Storys³

○3○

Ich schlief.
Zumindest wollte ich das, aber eigentlich lag ich nur da, in der Dunkelheit, mit geschlossenen Augen aber draußen stürmte es und mir war selbst unter der Decke kalt.
Auch das Hörspiel, dass ich zum Einschlafen eingeschaltet hab, war schon zu Ende. Es half nichts.
Seufzend zog ich mir die Decke über den Kopf und versuchte an etwas Schönes zu denken.
Und da hörte ich es.
Das Nachtlied, dass meine Mutter mir immer vorsang, drang bis zu mir unter die Decke und erfüllte das Zimmer, die ganze Wohnung.
Mir wurde wärmer und wohl, als würde die Stimme meiner Mutter mich einhüllen und vor dem eisigen Sturm draußen beschützen.
Ich fühlte mich sicher.
Bis mir einfiel, dass ich 21 Jahre alt war und ganz bestimmt nicht mehr mit meiner Mutter lebte.
Diese Erkenntnis traf mich mit einem kalten Schlag.
Hatte ich mir den Gesang etwa nur eingebildet?
Nein. Da war es wieder.

„Guten Abend
Gut Nacht
Mit Rosen bedacht
Mit Näglein besteckt
Schlupf unter die Deck
Morgen früh, wenn Gott will
Wirst du wieder geweckt
Morgen früh, wenn Gott will
Wirst du wieder geweckt"

Das Lied hallte schwach, als würde es jemand vor sich hin flüstern.
Ich hörte Schritte.
Ich wagte es nicht unter der Decke hervor zu schauen, aber jemand ging eindeutig am Gang an meinem Zimmer vorbei. Und obwohl es so fremd klang, wirkte es doch, als wollte mich jemand beruhigen.

„Mama?"
Kaum glitt mir das Wort über die Lippen, bereute ich es auch schon. Es konnte doch nicht sein.
Da stoppten auch die Schritte und die fremde Stimme hielt kurz inne.

„Nein"

Es klang so zärtlich. So bittersüß. So bemitleidend.
Die Fremde summte die vertraute Melodie, als sie ganz langsam die Tür zu meinem Zimmer weit öffnete.
„Morgen früh, wenn Gott will.."

Ich lugte für einen letzten Blick auf die Person, die in meine Wohnung eingebrochen war, unter der Decke hervor. Doch alles was ich sehen konnte war ein verzerrtes Lächeln und der Lauf ihrer Schusswaffe.
Wer auch immer sie war; sie wollte nicht, dass ich morgen Früh erwachte.