Zitternd lag Zira in einer Ecke. Ihr Gesicht hatte sie verschleiert.
Es war Einbruch der Dunkelheit und langsam löste sich die Menschenmenge der Großstadt
auf.
Als das junge Mädchen sich sicher fühlte, und kein Mensch mehr sie sehen konnte, nahm sie den Schleier ab.
Auf ihrem Gesicht war ein riesiges, schwarzes Mal zu sehen.
Zira schien froh darüber zu sein den Schleier endlich ablegen zu können. Sie stand auf, was ihr sichtlich schwer fiel, und ging zu den Mülltonnen, die auf der gegenüberliegenden Straße
standen.
Während sie die Straße überquerte setzte sie sich wieder den Schleier auf. Das Risiko, dass sie jemand sehen könnte war zu hoch.
Bei den Mülltonnen angekommen, versuchte sie diese ein wenig von der Wand wegzuschieben, damit sie dahinter schlafen konnte.
Ihre schwachen, dürren Arme bewegten die Mülltonne zwar nur wenig, aber sie brach zusammen und musste sich mit dem wenigen
Platz zufrieden geben.
Sie nahm ihren Schleier ab und kramte mit letzter Kraft eine Decke
aus ihrem Rucksack und kuschelte sich darin ein.Am nächsten Morgen wurde Zira von den üblichen Großstadt Geräuschen geweckt. Autos, Menschen, Mülltonnen, ...
Es brauchte eine Weile bis das Mädchen verstand, das Mülltonnen von sich aus keine Geräusche machen, geschweige denn sich von selbst bewegen.
Anstatt sich den Schleier aufzusetzen, griff sie nach ihrem Messer, welches sie immer, in ihrer Bauchtasche, bei sich hatte.
Sobald die Müllmänner sie sehen, müssten sie sie umbringen.
Jeder der das selbe Mal wie Zira hatte, musste auf der Stelle umgebracht werden.
Die Mülltonne, hinter der sie geschlafen hatte, wurde weggeschoben.
Zira bekam eine Gänsehaut und ihr Herz pochte wie wild. Sie wusste, dass sie zu schwach war um einen
Menschen zu erstechen. Ihre Krankheit zog zu viel Kraft von ihr, als das sie solch eine Aktion durchführen könnte.
Die Person die nun vor ihr stand hätte fast einen Schrei ausgestoßen, hielt sich aber selbst zurück.
Zira nutzte die Chance und zog sich schnell den Schleier auf.
Die Person vor ihr war ein kleiner, dünner Junge mit bronzetöniger Haut.
Auf seinem Gesicht befand sich das selbe Mal, das Zira trug.“Ich schwöre, ich… äh... “, der Junge begann zu flüstern, “Bitte bring mich nicht um!”
Zira starrte ihn, noch immer erschrocken, an.
Der Junge blickte unsicher nach links und rechts und sprach weiter: “Ich werde dich auch nicht umbringen. Versprochen.”
Zira nickte.
“Perfekt! Und kannst du mir eventuell sagen woher du das Kopftuch hast?”
Sie öffnete ihren Rucksack und zog eines heraus, das genauso aussah wie das, das sie gerade trug.
“Schwarz? Du bist nicht gerade Farbenfroh, oder?”
Der Junge lächelte.
“Dir ist bewusst, dass normalerweise nur Mädchen Kopftücher tragen?”fragte Zira.
“Das ist mir herzlichst egal Kleine.” “Normalerweise trägt man das mit einem passenden Outfit.”
“Du meinst eine Burka?”
“Keine Ahnung.” antwortete Zira.
Sie hatte nie wirklich etwas gelernt und wusste deshalb nur sehr wenig. “Du trägst es auch nicht mit einem 'passenden Outfit´, also werde ich das auch nicht müssen.” meinte der Junge.
“Aber ich habe einen langen Rock und
ein langes Tuch, das ich mir über meine nackten Schultern gebe.”
“Mädchen, willst du das ich dich umbringe? Nein, dann halt deine Klappe.” sagte der Junge sichtlich genervt.
“Du wirst auch sterben, wenn du dich nicht richtig kleidest.” entgegnete
Zira.
Der Junge atmete tief aus. “Na gut, wenn du dich da so gut auskennst, dann hilf mir.”
Zira schien kurz zu zögern.
“Das werde ich!”
Sie stand auf und nahm den Jungen an der Hand.
“Was wird das?” fragte der Junge und starrte auf Ziras Hand, die seine berührte.
“Damit wir uns nicht verlieren.”antwortete sie.
“Ich habe Augen. Ich werde dich schon nicht verlieren.”
Zira ließ los und schnappte mühevoll ihren Rucksack.
Der Junge schien zu bemerken, dass
sie Probleme hatte ihn hochzuheben. Er nahm ihn ihr aus der Hand und warf sich ihn um die
Schulter.
“Danke.”Nach einiger Zeit kamen sie bei einem Kleidergeschäft an.
Es war unter der Woche, weshalb kaum jemand außer den Zweien dort war.
Drinnen ließ sich Zira erschöpft auf einen der Sessel fallen.
“Für erschöpfte Shoppingbegleiter” stand auf einem Schild darüber.
“Da hinten ist ein langer, schwarzer Rock. Probier den mal an.” sagte sie und deutete auf einen der Kleiderständer.
Ohne zu zögern holte der Junge sich einen Rock und ging in die Umkleidekabine.
Eine Minute später kam er, den Rock angezogen und lächelnd, wieder heraus.
“Warum tragen Jungs keine Röcke? Die Dinger sind der Wahnsinn!”
Zira musste lächeln.
“Jetzt brauchen wir nur noch ein passendes T-Shirt.”
“Was spricht denn gegen mein super cooles Dino-Shirt?” fragte er.
“Es passt nicht zum Rock. Am besten wäre irgendetwas weißes.”
Zira stand auf und ging mit ihm durch das Geschäft, bis sie endlich ein passendes Shirt gefunden haben.
An der Kasse angekommen bezahlte der Junge alles und sie gingen wieder hinaus.
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Short Storys³
Short StoryHier drin findet ihr drei Kurzgeschichten, die je eine von uns drei Autorinnen verfasst hat. Wir haben uns klare Anhaltspunkte ausgemacht, welche in jeder Geschichte zu finden sein sollten. Ansonsten haben wir sie unabhängig voneinander geschrieben...