Letizia trat in die feuchte Luft der Außenwelt und klemmte ihre
Handtasche unter den rechten Arm. Nun war aber schon ein ganzer Monat vergangen, indem er sich aber nur kurz nach Wiesbaden gemeldet hatte. In der Linken hielt sie die
Aktentasche, die sie für die Arbeit gepackt hatte,
nicht für einen Sprint. Ihre Gedanken wirbelte immer noch um Granit. Sie hatten eine wunderschöne Zeit in Wiesbaden gehabt.Nachdem sie bei dem Junggesellenabschied gewesen waren, hatte Granit sie in ein edles Restaurant ausgeführt und am späten Abend noch am Rhein spazieren gewesen. Sie hatte es wirklich genossen. Nur hatte sie ihm noch nichts von dem Brief ihrer Mutter erzählt, was sie jetzt nicht mehr richtig nachdenken ließ.Sie stürzte sich in die Menge der
Geschäftsleute, Verkäuferinnen und Studenten, die zur Uni an der
Bahnstation und zu ihren Bahnen hasteten so wie sie.Ihr war bewusst wie verschieden ihr Beruf im Gegensatz zu Granit war. In die Bahn gestiegen
mit dem Strom geschwommen, jetzt ging es gegen den Strom. Leti kam der Geruch von Schweiß entgegen, sie hatte dadurch das Gefühl gehabt sich übergeben zu müssen. Sie verdrängte es und stieg in Moabit aus. Jetzt kam ihr schon wieder der Strom voller Leute entgegen. Diese Gerüche, sie konnte nicht mehr in dieser Menge bleiben."Entschuldigung! Entschuldigen Sie bitte, ich muss mal durch !" , rief sie und kämpfte
sich durch ein Meer aus gelockerten Krawatten, feuchten
Oberhemden, verschwitzten Weißen Kleidern, Aktentaschen,
Laptops, Rucksäcken, vollgestopften Einkaufstaschen und einem
Rollenkoffer aus Metall, über den sie stolperte. Im Laufen sah sie
auf ihr Telefon, keine Nachrichten. Etwas traurig war sie schon gewesen, denn insgeheim hatte sie gehofft, dass sie Granit nicht wie eine Affäre behandeln würde. Leti schüttelte den Kopf, was hatte sie den auch erwartet? Granit hatte nun mal ein aufregendes Leben jetzt und sie schien nur minimal rein zu passen. "Danke!",
rief sie nach allen Seiten und ging die Treppe hoch als ihr eine freie Spur zu Verfügung gestellt wurde. Oben atmete sie auf und lief nach Hause.Als sie eine Kreuzung erreichte,
sprang die Ampel auf Gelb, und sie stieß sich ausversehen im letzten Moment
vom Randstein ab. Ein Bus kam direkt auf sie zu, und sie sprang
wieder auf den Gehsteig. Leti wusste, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Leti hielt sich den Kopf. Ihr überkam ein unangenehmer Schwindel. Sie atmete
durch, doch sie atmete Diesel-Rauch, Zigarettenrauch, Schweiß- und
Parfümgeruch ein. Es gab dieses Parfüm, das tatsächlich einen
ganzen Bürotag lang hielt! Es war das Parfüm, was sie beruhigte, der Duft den ihre Mutter auch immer getragen hatte, seit dem sie klein war und den Leti auch übernahm. Bei dem Gedanken überkam ihr die Trauer. Sie lief weiter, bis sie vor ihrer Haustür ankam.Als Leti heimkam, ließ sie Aktentasche und Handtasche gleich an
ihrer Wohnungstür fallen, kümmerte sich nicht weiter um die
Rechnungen, die gekommen waren, und ging mechanisch die
Treppe hinauf, wo sie ihre Pumps abstreifte, ihren Anzug
auszog , in die Dusche trat und den Heißwasserhahn aufdrehte. Mit
geschlossenen Augen stand sie unter dem Wasserschwall, spürte,
wie sich ihre Poren öffnen und ihre Muskeln weicher wurden.
Danke, Gott.
Tränen der Erleichterung quollen unter ihren Lidern hervor. Der Tag und die Woche waren einfach anstrengend gewesen. Es schien in ihr nur von Emotionen zu sprudeln. Auf ihrem Handy erschien die Aufricht eimer Nachricht von Yasmin, "Bock feiern zu gehen?" Sie hatte das Bewusstsein um feiern zu gehen noch nicht
wiedererlangt. In ihren Gedanken verschob sie es auf den morgigen Tag, Samstag. Leti hatte sich zwar vorgenommen nicht mehr feiern zu gehen, doch Leti's Emotionen und Gedanken waren so mental am Boden, sodass sie nach dem Rausch verlangte. Es hatte sich ja nicht viel geändert.Leti stellte sich die sorgenvolle Frage, ob Granit es wirklich noch ernst mit ihr meinte?
Eine Welle der Erschöpfung erfasste Leti. Sie wusch sich die
Haare, fühlte den weichen Schaum auf ihren Schultern; aber sie
war zu müde, um sich auch noch die Beine zu rasieren. Sie stieg
aus der Dusche, trocknete sich ab und schlüpfte in einen weichen
Schlafanzug, dann kuschelte sie sich ins Bett. Sie konnte nicht
aufhören, an Granit und ihre Mutter zu denken, und wünschte, sie hätte sich an sie
erinnert, bevor ihre Mutter ihr den Brief geschrieben hatte.
Schlaflos lag sie im Dunkeln und dachte nicht mal
daran, zur Fernbedienung zu greifen.Sie rückte nach rechts , wälzte dann wieder nach links und fand sich
an derselben Stelle wieder, wo sie schon dreimal gewesen war. Das
hieß, dass sie trotz der Erschöpfung nicht schlafen konnte. Es war kein
Albtraum, aber es fühlte sich genauso so am. Sie schickte aus Verzweiflung gerade an ihrem Leben ein Stoßgebet in den Himmel. Die Hände zum Gebet, "
Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du
bist gebenedeit unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht
deines Leibes, Jesus."Als sie am Morgen erwachte überkam Leti, während sie sich von der Bettkante abstützte und aufstand ein Gefühl von Übelkeit. Ihr Blutdruck war eindeutig zu niedrig. Plötzlich spürte sie ihre Beine nicht mehr und fiel zischend auf den Boden. Sie kniff die Augen zu und versuchte sich aufzusetzen. Leti wusste, dass sie zum Arzt musste also machte sie sich auf den Weg zum Arzt. Sie zog noch im Jogginghose einfach nur eine Jacke über und rief Yasmin an, "Hey, Yasmin. Kannst du mich zum Arzt fahren, mir geht es nicht gut." Yasmin's Stimme am Ende der Leitung entspannte Letizia und ließ sie durchatmen,"Ja klar, bin in 5 Minuten da."Letizia trank ein Glas Wasser, denn was anderes konnte sie nicht runter kriegen.
Später fand sie sich mit Yasmin in der Notaufnahme, denn ihr Arzt des Vertrauens hatte Samstag nicht geöffnet.
"Hier rein bitte. ", zeigte die Krankenschwester in den leeren hell beleuchteten Untersuchungsraum. Leti hatte Yasmin gebeten draussen zu warten.
Leti hatte sich ihre Symptome mit einer Störung ihres Gleichgewichts erklärt, doch der Arzt stellte, was komplett anderes in die Welt," Ihre Symptome, die sie mir schildern sind grundsätzlich auf eine Schwangerschaft zurück zu führen." In diesem In diesem Moment wurde Letizia augenblicklich mulmig zu Mute und ihr Gesicht verblasst. Sie nahm ihr Gesicht in die Hände und versuchte es zu verstehen. Letizia's Gedanken stritten es ab, sie hatte doch schließlich immer die Pille genommen."Das kann nicht sein, ich hab die Pille genommen!", sagte Letizia mit zittriger Stimme. Der Arzt mit ende 40 schaute sie an,"Wir können auch gern ein Ultraschall machen, wenn sie das natürlich wünschen." Letizia nickte zaghaft.
Der Arzt gleitet mit dem Gerät über ihren Bauch nachdem er die fast schon feste Flüssigkeit auf den Bauch aufgetragen hat. Letizia erkennt erstmal nur ein schwarzen Hintergrund. Der Arzt reicht ihr abrupt die Hand," Herzlichen Glückwunsch, sie sind schwanger." Letizia errötet und reicht ihm die Hand. Sie versucht schließlich die Situation richtig ein zu ordnen, wie ein kleines Lebewesen in ihr wächst. "Also auf dem Bildschirm können sie erstmal nur ein Punkt erkennen, das ist die Fruchthöhle in der sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter einnistet."
Ihr kommt die Nacht aus Wiesbaden in den Kopf, da hatte sie doch die Pille vergessen. Leti schüttelte kurz den Kopf und fragt plötzlich mit brüchiger Stimme , "In welcher Woche bin ich?" Der Arzt schaut auf den Monitor, "Sie sind in der vierten Schwangerschaftswoche." Er reicht ihr ein Tuch mit, welches sie sich die Flüssigkeit über den Bauch wegwischt. Die Nacht in Wiesbaden, die muss es gewesen sein, denkt sich Leti. Jetzt möchte sie einfach nur gehen. An die Wand noch gelehnt, wartet sie noch auf etwas. Leti weiß zwar nicht auf was, bis ihr der Arzt ein Ultraschallbild in die Hand drückt, "Schönen Tag noch." Stumm verlässt sie das Zimmer.Im Auto bricht Letizia in Tränen aus und gibt Yasmin das Bild wortlos in die Hand. Ihre wahrlich beste Freundin schaut geschockt in ihre Augen und nimmt sie einfach nur in den Arm, "shhh." Würde Granit das Kind überhaupt akzeptieren? Würde es seine Karriere nicht in eine minimale Pause beziehen? Er hatte doch das letzte Mal so groß von seinem Leben als Rapper geschwärmt. Weitere Tränen kullern Letizia über die Wange, "Ich will es Granit nicht sagen."Yasmin startet den Motor und fährt los," Leti, er hat das Recht es zu erfahren. Du rufst ihn jetzt an. Er soll gefälligst sein Arsch hier her bewegen." Letizia nickt und wählt mit zittrigen Händen seine Nummer.Sie würde ihm nur sagen, er solle nach Berlin kommen. "Hallo?", ertönt seine Stimme am Ende der Leitung. Ein Seitenblick von Yasmin verrät ihr, sie solle sofort auf den Punkt kommen. "Granit..., du musst nach Berlin kommen. Ich muss mit dir sprechen.", berichtet sie in abgehakten von Schluchzen abgebrochenen Sätzen."Letizia, was ist passiert? Geht's dir gut?" Letizia versucht ernst zu bleiben,"Komm bitte einfach nur zu mir."
Sie hört noch ein "Oke" und schließlich auch, "Ich meld mich, wenn ich da bin. Pass bitte auf dich auf.", bevor sie auflegt.Am späten Abend fällt Letizia einfach nur mit ausgeheulten Augen ins Bett.
Sie hatte sich tausende Gedanken gemacht. War sie überhaupt mit ihren mittlerweile 21 Jahren bereit ein Kind großzuziehen und das wahrscheinlich noch als Alleinerziehende, wenn sie ohne Granit rechnen würde? Wie würde er reagieren? Ängste bereiteten sich in ihr aus. Ihre Hand fuhr langsam zu ihrem Bauch runter, da würde einfach ein Lebewesen in ihr wachsen. Ihre Augen schlossen sich.
Krass nh?
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Ohne dich? | Azet FF
FanfictionOh Gott, wie sie ihn vermisste. Manchmal saß sie einfach nur in ihrer Wohnung und trauerte ihm und ihrer gescheiterten Beziehung zu ihrer Familie nach. Sie glaubte schon lange nicht mehr, dass der liebe Gott, der für sie zuständig war, ein gütiger a...