Trust Issues

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Viel zu spät waren Letizia und ihre Mutter an der Kirche angekommen, als ihr ihre Mutter die schwere und gleichzeitig dunkle hölzerne Tür aufhielt. Erhabene Stille empfing sie.

Nur kompliziert hatten sie an diesem Sonntag Morgen einen Parkplatz für Granit's Prollkarre gefunden. Und trotzdem hatten sie es noch zum Gottesdienst geschafft. Zwar unpünktlich aber passend.

Der Pfarrer prädigte gerade, ehe sich all die Augen der ganzen Menschen, wegen der viel zu lauten Tür auf beide richteten. Letizia's Mutter hob entschuldigend die Hand und führte Leti zur letzten freien Bankreihe aus quietschendem Holz. Das große Kreuz Jesus funkelte direkt in ihren Augen.

Überall kleine Kinder, Eltern, Senioren und nur wenige Jugendliche. Wundern tat es Leti nicht. Schließlich war sie als Jugendliche auch nie in der Kirche gewesen, andere Interessen hatte sie nun ein mal gehabt und erst Recht den Glauben an Gott und Jesus nicht.

Eine nicht all zu alte Dame drehte sich zu den beiden und drückte ihrer Mutter zwei der vielen Gesangbücher in die Hand. Höflich sagte sie:,,Damit sie mitkommen."

Letizia schätzte diese auf mitte 50 ein. Die unbekannte freundliche Frau, hatte blond - graue Haare und eine schmale Statur.

"Lieb von ihnen, dankeschön", bedankte sich ihre Mutter lächelnd und drückte es Leti in die Hand.

Etwas überfordert starrte Leti auf das kleine Gesangbuch in ihrer Hand. Sie fühlte sich etwas beklommen, wollte sich jedoch einfügen, den Ablauf nicht stören und auch keine ärgerlichen Blicke riskieren.

Etwas erfahrener war ihre Mutter an ihrer Seite, die in dem Gesangbuch unblätterte, als plötzlich alle zu singen begannen.

"Seite 10",flüsterte sie ihr zu.

Letizia nickte, blätterte um und blieb auf dieser Seite. Fröhlich sang ihre Mutter mit. Leti verkniff sich ein Lachen.

Als der Pfarrer später am Ende der Gemeinde noch allein ein schönes Wochende wünschte, erhoben sich alle und stürmten in Richtung Tür. Manche Personen blieben stehen, unterhielten sich oder wechselten noch ein paar letzte Worte mit dem Pfarrer.

Im Moment zog Letizia ihren Mantel zurecht, als dieselbe Dame von eben sie ansprach, "Oh, sie sind ja schwanger"

Leti nickte und setzte ein gespieltes Lächeln auf. Solche Kommentare zogen bei ihr nie. Sie regte sich eher darüber auf. Konnte man denn nicht klar und deutlich sehen, dass sie schwanger war? Nein, Menschen mussten unbedingt Kommentare da lassen.

Ihre Mutter mischte sich ein und ersparte ihr somit eine Antwort, "Ja, meine Tochter ist schon im siebten Monat" Stolz und zuvorkommend stellte sie sich vor Letizia und regte ihren Kinn in die Höhe.

"Glückwunsch, wollen sie das Kind auch taufen lassen?", fragte die immer noch unbekannte Dame.

Was geht sie das an, dachte sich Letizia und biss sich auf die Zunge, um es nicht laut auszusprechen. Aber tatsächlich hatte Letizia noch nicht daran gedacht, welche Religion sie ihrer Tochter aneignen wollte. Mit Granit hatte sie auch noch nicht darüber gesprochen.

Doch, wenn es nur nach ihr ginge, würde sie die Kleine taufen lassen. Aber Granit hatte schließlich bei sowas auch ein Mitspracherecht.

Letizia flüchtete sich aus der Situation und sagte zu der Frau, "Natürlich, aber leider haben wir es eilig. Also schönen Sonntag noch."

Sie nahm die Hand  ihrer Mutter und zog sie mit sich in Richtung Parkplatz. Etwas benommen starrte ihre Mutter sie an.

"Was war das denn jetzt, Letizia Schmidt?!", fragte ihre Mutter empört als sie in den Wagen stieg.

Ohne dich? | Azet FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt