Wiedersehen und Abschied

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Der Koffer und die Sporttasche standen im Flur. Jetzt würde die Tour beginnen, weshalb sie Granit mehrere Wochen zurück lassen würde.

Letizia stand seelenruhig im Wollkardigen und Jogginghose am Türrahmen und beobachtete Granit dabei, wie er sich die Jacke überzog.

Seine Augenringe sahen schlimmer aus als ihre. Viel zu schlecht hatten beide letzte Nacht geschlafen. Zu groß war die Angst vor dem Abschied.

"Wir können", sprach Granit, nahm Koffer und Tasche in die Hand und warf ihr den Autoschlüssel zu.

Geschickt fing sie ihn auf, öffnete die Tür und ließ dem vollbepackten Granit den Vortritt.

Im Auto angekommen, verstaute er das Gepäck im Kofferraum, während Letizia mit dem Sitz kämpfte. Der Sitz ließ sich einfach nicht nach hinten schieben.

Als Granit dies merkte, schloss er den Kofferraum, öffnete die Fahrertür und drückte einen Knopf. Dabei schob sich der Sitz nach hinten und Leti bekam einen Freiraum für den Fahrersitz.

"Oh, danke"

"So, dann können wir mal."

Letizia war sichtlich aufgeregt den Wagen ihres Freundes zu fahren. Schließlich war dieser nicht ganz billig und sie war lange nicht mehr Auto gefahren.

Lächelnd nickte sie, seufzte aber wieder, als die Benzinanzeige aufleuchtete. Der Tank war leer.

Sie schaute in sein markantes Gesicht und murmelte, "Man, der Tank ist leer."

"Macht nichts. Wir fahren vorne an die Tanke.", teilte er mit und zeigte in eine Richtung.

Letizia würde auch in seiner Abwesenheit seinen Wagen fahren, darauf hatten sie sich die letzten Tage geeinigt. Unter einer Bedingung : Sie würde vorsichtig fahren.

Aufkeinenfall würde er sie mittlerweile hochschwanger durch die Straßen Berlin's laufen lassen und erst recht nicht, wenn ihre Mutter zu Besuch kam.

Leti freute sich schon auf die Anwesenheit ihrer Mutter. Sie würde mit dem Zug her fahren und ein paar Wochen von der Abwesenheit Granits mit ihr verbringen.

Vorsichtig lenkte sie den Wagen in die Straße. Lang war sie nicht mehr gefahren und trotzdem fühlte sie sich wohl. Schließlich war ein protziger Mercedes nicht irgendwas.

Wieder einmal starrte Granit unersättlich auf sein Telefon und beachtete seine Umgebung nicht.

Auffällig war dies geworden und nicht mehr normal, so viel Zeit, die er am Telefon verbrachte, verbrachte er ansatzweise nicht mehr mit ihr.

Er strich sich immer wieder durch die Haare, solange Letizia immer noch den Wagen durch die Straßen lenkte.

Als Letizia die Aral Tankstelle am afrikanischen Viertel erreichte, fuhr sie an eine der vielen Säulen ran und parkte.

Granit erhob sein Kopf und registrierte seinen Standpunkt, "Gut, ich tanke. Kannst du schon mal reingehen und ein paar Chips für die Tourfahrt besorgen?"

Letizia nickte lächelnd, "Klar, ich wart' drin auf dich."

An ihm vorbei, während er den Wagen tankte, lief sie rein, geradewegs zu den Süsswaren.

Gerade als sie nach ein paar Tüten griff, ertönte eine Stimme hinter ihr, "Letizia?"

Leti kannte doch diese Stimme, oder? Eine Umdrehung und ein Blick in das vertraute Gesicht von Carlos ließ sie auf schreien,"Carlos, man!"

"Hey!", sprach der arabisch aussehende und nahm sie in den Arm. Sie erwiderte diese, bis er sich löste und sein Blick auf ihr Bauch fiel.

Carlos fand keine Worte, zeigte nur auf ihre Wölbung und strich über sein Gesicht.

Ohne dich? | Azet FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt