Kapitel 6

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Die kalte Luft, die meinen Körper umgibt, reißt mich am nächsten Morgen unsanft aus dem Schlaf, doch als ich müde nach der Decke greife, patscht meine Hand nur auf eine nackte Brust und ich halte inne. Lucian murrt kurz und dreht sich in meine Richtung. "Alles okay?", fragt er verschlafen ohne die Augen zu öffnen. "Ja, mir ist nur kalt.", krächze ich. Sofort öffnet er die Augen, begreift, dass er die gesamte Decke eingenommen hat und hebt sie leicht an, so dass ich drunter schlüpfen kann. "Entschuldige.", sagt er leise und küsst meinen Scheitel, ehe er die Augen wieder schließt. Zitternd drücke ich mich fest an ihn, um mich zu wärmen und seufze erleichtert. "Hast du gut geschlafen?", fragt er mit rauer Stimme. "Ja, und du?", frage ich zurück und sehe zu ihm hoch. Er brummt bejahend und lächelt schief, ehe er mich flüchtig küsst. Dann schließt er wieder seine Augen und atmet einmal tief ein und aus. Auch ich mache wieder die Augen zu und beschließe, noch ein wenig zu schlafen.

Als ich das nächste mal wach werde, höre ich draußen bereits den Alltag. Irgendwo läuft ein Trecker, Hufgetrappel eines Pferdes auf dem gepflasterten Weg auf dem Hof, hier und da ein Wiehern und ab und an auch mal entfernt die Stimme eines Menschen. Lucian regt sich leicht und ich bewege den Kopf, um ihn anzusehen. "Guten Morgen.", lächelt er. "Guten Morgen. Bist du schon lange wach?", antworte ich. Er schüttelt den Kopf. "Erst ein paar Minuten. Ist dir immer noch kalt?", "Gerade nicht, aber ich werde hier unter der Decke ja auch sehr gut gewärmt." Er grinst verschmitzt und dreht uns, sodass er über mich gebeugt ist. "War es okay für dich? Letzte Nacht meine ich." Sofort nicke ich. "Das war die schönste Nacht, die ich je hatte. Machst du dir Sorgen?", "Nicht direkt Sorgen. Ich möchte nur nicht, dass du irgendetwas bereust. Diese Nacht hat mir viel bedeutet, Charlotte, das solltest du wissen. Und auch wenn ich schon in ein paar Stunden wieder abreisen werde, wirst du immer in meinem Kopf bleiben. Und in meinem Herzen. Und glaube mir, wenn ich sage, dass ich das noch zu keiner Frau gesagt habe. Mir ist bewusst, dass wir uns erst so kurz kennen, aber du bist genau die Art Frau, die ich immer beschrieben habe, wenn ich nach meiner Traumfrau gefragt wurde. Als ich dich zum ersten mal sah, hat mein Herz höher geschlagen und ich wünschte, ich könnte noch länger bleiben, aber ich befürchte, dass ich dann nicht mehr in der Lage wäre, dich hier zurückzulassen. Ich weiß jetzt schon, dass der Abschied heute Abend für mich sehr schwer wird und tief in mir hoffe ich, dass es dir genauso geht. Und ich möchte auch noch einmal sagen, dass ich wirklich sehr hoffe, dass du mich zu meinem Geburtstag bei mir zuhause besuchen kommst. Das ist mein einziger Wunsch, den ich dieses Jahr habe. Erfüllst du ihn mir?" wie hypnotisiert nicke ich. "Ich will nicht, dass du heute wieder fährst.", sage ich leise. Er verzieht traurig das Gesicht. "Ich weiß, aber ich muss. Ich habe Verpflichtungen, weißt du." Nickend drehe ich den Kopf weg, um ihn nicht ansehen zu müssen. "Alles was ich eben gesagt habe, ist wahr. Du glaubst mir doch, oder?", "Ja.", sage ich sofort und sehe ihn wieder an. "So etwas schönes hat noch nie jemand zu mir gesagt. Aber der Gedanke, dass du in ein paar Stunden schon nicht mehr da bist, macht mich fertig." Er nickt wissend. "Es tut mir Leid, dass ich dich einfach so verführt habe. Das macht es für dich sicher nicht einfacher." Er entfernt sich von mir und setzt sich auf. Mit der Hand fährt er sich durch die Haare und seufzt. "Nein.", sage ich und richte mich ebenfalls auf. "Das war die schönste Nacht, die ich je hatte. Und ich bin froh, dass das passiert ist. Und das sage ich nicht, weil du ein Prinz bist. Lucian, du bist mehr für mich, als ein Kronprinz. Das mag verrückt klingen, aber du bist mir sehr wichtig. Und vielleicht habe ich mir auch genau das hier erhofft, als ich die Idee hatte, du könntest hier oben schlafen. Ich habe tief in mir gehofft, du würdest dir wünschen, dass wir hier allein sind. Bitte versprich mir, dass wir viel Kontakt haben, ja?", "Aber natürlich, Charlotte. Ich werde dir jeden Morgen eine Guten Morgen Nachricht schicken und jeden Abend eine Gute Nacht Nachricht. Das schwöre ich dir. Und sobald du Zeit und Lust hast, mich zu besuchen, brauchst du nur Bescheid zu sagen und ich organisiere dir ein Flugticket. Ich hoffe natürlich, dass ich hier auch jeder Zeit willkommen bin?" Ich nicke aufgeregt und strahle ihn an. Natürlich ist er hier jeder Zeit willkommen, ich wäre dumm, würde ich das nicht zulassen. "Wie geht es jetzt weiter?", fragt Lucian und sieht mich an. "Was meinst du?", frage ich irritiert. "Nun ja, du sagst ich bin dir wichtig. Du bist mir auch wichtig. Aber wie geht es weiter? Mit uns." Traurig verziehe ich das Gesicht, denn ich weiß keine Antwort. "Wir haben beide Verpflegungen. Und du wirst sicher früher oder später heiraten müssen, habe ich recht?", "Ja. Kurz nach meinem Geburtstag, wird mein Vater die Krone an mich übergeben. der Plan ist, dass ich anschließend heirate. Es wurde zwar noch keine Frau ausgewählt und ich habe auch immer noch die Option, dass ich allein regiere, aber ich habe es dir ja erklärt. Es schickt sich nun mal nicht. Und es gibt auch noch weitere Gründe, wieso ich schnell heiraten will. Deshalb habe ich nun in den nächsten Wochen Zeit, eine Frau zu finden die an meiner Seite stehen wird." Ich seufze. "Tja, und eine Geliebte möchte ich nicht unbedingt sein.", "Das will ich auch nicht. Du bist viel mehr als das." Erschrocken sehe ich ihn mit großen Augen an. "Charlotte, ich weiß wir kennen uns erst seit ein paar Tagen, aber meine Gefühle sind echt. Ich möchte dich bei mir haben, verstehst du? Und wenn ich ein normaler junger Mann wäre, würde ich dich zu einem ersten Date einladen, würde dich mit der Zeit richtig kennenlernen wollen. Und irgendwann hätten wir uns nach Monaten Beziehung eine gemeinsame Wohnung oder ein Haus gesucht. Dann hätten wir nach ein paar Jahren geheiratet, hätten dann vielleicht Kinder bekommen. Hätten zusammen dieses Gestüt leiten können. Aber so einfach ist das nicht. Und ich weiß nicht, ob ich eine andere, eine fremde Frau heiraten kann, wenn ich dich in meinem Kopf habe.", "Worauf willst du hinaus?", frage ich ängstlich. Er schluckt und scheint sich etwas zu distanzieren. "Nichts, es tut mir Leid, Ich wollte nicht unverschämt werden. Bitte entschuldige." Er lächelt mich sanft an und streichelt meine Wange, die sich ganz heiß anfühlt, im Gegensatz zu seiner Hand, die eiskalt ist. Ich erschaudere und sehe ihm in die Augen. "Wir sollten uns anziehen. Wir haben nicht mehr so viel Zeit und es ist mir wichtig, dass wir jede Minute genießen können.", "Können wir das hier nicht?", frage ich und er lächelt. "Doch, das können wir." Er drückt mich zurück auf die Decken und küsst mich liebevoll, aber dennoch dominant.

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