Wohlig seufzend strecke ich mich ausgiebig. Mit geschlossenen Augen taste ich nach Lucian, aber er ist nicht mehr neben mir. Stirnrunzelnd öffne ich meine Augen und sehe mich um. Die dünne Bettdecke auf seiner Seite ist umgeschlagen und die Matratze ist kalt. Er ist also schon länger weg. Ich richte mich auf und sehe mich um. Er ist nirgendwo zu sehen. Hören kann ich ihn auch nicht. Ich setze mich auf und genieße den wunderschönen Ausblick auf das Meer. Aber nur für einen Moment, denn ich bin neugierig, wo Lucian wohl steckt. Schnell ziehe ich mir mein Nachthemd über, das Dank Lucian letzte Nacht auf dem Boden neben dem Bett gelandet ist und gehe nach unten. "Schatz?", rufe ich, als ich ihn auch nicht in der Küche und im Wohnzimmer finde. Ich höre Wasser plätschern. "Ich bin hier.", ruft mein Mann. Mein Kopf dreht sich Richtung Terrasse. Er scheint wohl draußen zu sein. Als ich durch die Tür nach draußen gehe, erschlägt mich die Hitze beinahe. Durch die Klimaanlage ist es in der Hütte angenehm kühl. Ich wüsste gern, wie heiß es draußen in der Sonne ist.
Ich entdecke Lucian im Wasser. Er schwimmt auf die Treppe an der Terrasse zu und kommt hoch. "Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?", fragt er lächelnd und kommt zu mir. "Ja und du?", frage ich und er küsst mich sanft. "Perfekt. Habe lange nicht so unbeschwert geschlafen.", erwidert er und schlingt seine Arme um mich. Sofort wird mein Nachthemd nass und ich quietsche, weil Lucians Körper unerwartet kühl ist. Mein Ehemann lacht amüsiert und löst sich von mir. "Was hälst du davon, wenn wir uns Frühstück hierher bestellen? Dann brauchen wir uns nicht anziehen.", schlägt er vor. "Eine tolle Idee. Aber ich würde trotzdem gern etwas anderes anziehen. Mein Nachthemd ist ja jetzt nass." Lucian schmunzelt und sieht mich von oben bis unten an. Dann sieht er aber ernster aus. "Wie geht es dir?" Ich lege fragend den Kopf schief. "Wieso fragst du? Mir geht es gut." Er zuckt mit den Schultern. "Ich mach mir einfach nur sorgen um dich und die Kinder. Der Flug gestern war schwer für dich. Ich wollte nur sicher gehen." Ich gehe auf ihn zu und schlinge meine Arme um seine Hüfte. "Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich schwöre, dass es uns gut geht. Und jetzt bestell uns Frühstück, ich verhungere." Nach einen flüchtigen Kuss löse ich mich von ihm und gehe nach oben, um mein feuchtes Nachthemd gegen einen roten Bikini und ein luftiges Kleid zu tauschen. Im Bad kämme ich mir die Haare, putze meine Zähne und mache mich etwas frisch, ehe ich wieder runter zu Lucian gehen. Er steht in der Tür zur Terrasse und hat sein Handy am Ohr. "Gut, dann soll das so umgesetzt werden. Sonst noch was?" Er verstummt und lauscht. Ich schlinge meine Arme von hinten um ihn und streiche mit den Fingerspitzen über seine nackte Brust, während ich sanfte Küsse auf seinen Schultern platziere. "Gut. Ich werde jetzt weiter Urlaub machen. Botschaft angekommen? Gut." Er legt auf und seufzt. Er nimmt meine Hand von seiner Brust, küsst sie und dreht sich dann zu mir um. Ich nehme ihm sein Handy ab. "Weg damit, königliche Hoheit, wir sind in den Flitterwochen.", lächle ich und lege das Handy im Wohnzimmer auf den Couchtisch. "Ich weiß. Aber ich muss trotzdem erreichbar sein, falls es einen Notfall gibt. Tut mir leid." Ich schüttle den Kopf. "Dir muss gar nichts leid tun. König zu sein ist nicht einfach nur ein Job. Du kannst nichts dafür und das war mir bewusst, als ich in der Kirche Ja gesagt habe." Ich streiche ihm mit meiner Hand durch die Haare und lächle ihn an. Er will etwas sagen, doch es klopft an der Tür. "Zeit fürs Frühstück.", lächle ich und gehe zur Tür, um sie zu öffnen. "Guten Morgen, Majestät. Ich bringe Ihr Frühstück." Ein junger Hotelangestellter verbeugt sich leicht und deutet auf den Servierwagen neben sich. "Guten Morgen. Würden Sie den Tisch auf der Terrasse decken?", frage ich höflich und trete zur Seite. "Aber natürlich.", nickt er. Er schiebt den Wagen raus auf die Terrasse und deckt dort den Tisch. Lucian ist kurz ins Bad gegangen und als er wieder kommt, verbeugt sich der Kellner erneut. "Das Frühstück steht nun bereit. Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit. Sie können sich melden, wenn der Tisch abgedeckt werden soll." Wir nicken dankbar und setzen uns an den Tisch. Es gibt frische Brötchen, Butter und verschiedene Wurst - und Marmeladensorten. Außerdem auch Speck, Rührei und verschiedenes Obst. "Das sieht wundervoll aus.", seufze ich verträumt. "Da stimme ich dir zu. Möchtest du Kaffee?", fragt Lucian und hebt eine kleine Kaffeekanne an. "Ich bin schwanger, Schatz. Ich darf kein Koffein.", lache ich und greife nach der Kanne mit Tee. "Stimmt. Vergessen." Der König kratzt sich am Kinn und gießt sich Kaffee ein. Ich schmiere Butter auf ein halbes Brötchen und lege gebratene Speckstreifen darauf. Als ich abbeiße, entfährt mir ein zufriedener Seufzer. "Wow, das ist gut." Mein Mann lacht über mich und beißt in sein Wurstbrötchen. "Was möchtest du heute machen?", frage ich zwischen zwei Bissen. "Ich weiß nicht. Ich glaube, dass ich gerne einfach in der Hängematte liegen und lesen will." Ich sehe ihn überrascht an. "Lesen?" Er nickt. "Und was liest du dann?", frage ich neugierig. Auf meine nächste Brötchenhälfte mache ich Marmelade. "Ich lese gern Bücher von Leuten die für ein paar Wochen in der Wildnis leben. Es gibt da einen Mann, der immer an andere Orte reist, um dann dort für ein paar Wochen zu überleben. Jagen, Unterschlupf bauen, Wasser suchen. Ich liebe solche Geschichten. Vor allem, weil der Mann das, was ich da von ihm lese, tatsächlich auch erlebt hat und das nicht einfach nur seiner Fantasie entsprungen ist. Er ist Überlebenskünstler und das fasziniert mich. Es lenkt mich von meinem Alltag ab. Aber meistens fehlt mir dafür die Zeit." Ich lächle sanft. "Dann nimm dir die Zeit heute. Dafür sind wir schließlich hier." Er greift über den Tisch und nimmt meine Hand. Seine Finger drehen an dem Ehering, den er mir vor einer Menge Zeugen angesteckt hat. "Ich weiß noch immer nicht, womit ich dich verdient habe.", murmelt er leise. "Du bist ein herzensguter Mann. Aber du hast kein leichtes Leben. Im Gegenzug dazu darfst du wenigstens Glück in der Liebe haben. Ich bin ein Geschenk. So wie du ein Geschenk für mich bist. Denk nicht zu viel darüber nach, wofür du etwas Gutes verdient hast. Nimm es an und sei dankbar.", sage ich sanft. Lucian lächelt. "Das bin ich.", sagt er leise. Er küsst meine Hand an der Stelle, wo der Ring ist, dann lässt er mich los und wir essen in Ruhe weiter. Nach dem Essen benachrichtigt Lucian das Hotel, dass der Servierwagen abgeholt werden kann. Wir haben den Tisch selbst abgeräumt und den Wagen vor die Tür gestellt, damit wir ungestört sind. Außerdem tat es uns gut, so etwas normales gemeinsam zu erledigen. Ich bin mir sicher, dass Lucian in seinem ganzen Leben noch keinen Tisch selbst abgeräumt hat.
Mein Ehemann legt sich in Badehose und mit Sonnenbrille auf der Nase in die Hängematte, die zum Glück im Schatten hängt. Er hat sein Buch in der Hand und einen Arm unter den Kopf gelegt. Er sieht so entspannt und zufrieden aus. Währenddessen nehme ich mein Handy und lege mich auf die Sonnenliege, die ich aber auch in den Schatten gestellt habe. Maria hat mir wieder Links geschickt. Offensichtlich beginnen nun Gerüchte um meine Schwangerschaft die Runde zu machen, aber ich sehe mir die Artikel vorerst nicht an. Ich schaue auf meiner Instagramseite vorbei, die ich seit Monaten nicht besucht habe. Ich hatte einfach keine Zeit, für so etwas normales. Auf meiner Seite gab es bisher nur Posts von den Pferden und ich habe eine menge Follower, die ebenfalls pferdeverrückt sind. Jetzt aber scheint meine Seite zu explodieren. Offensichtlich habe ich seit ich an Lucians Seite stehe, einen Haufen Follower dazubekommen. Und das sind keine Pferdefans. "Ich bin gerade mal wieder bei Insta reingegangen.", murmle ich. Lucian hebt den Blick. "Warst du lange nicht drauf?", fragt er und ich nicke. "Ist 'ne Menge los hier. Wie gehe ich jetzt mit meinem Account um?", frage ich ratlos. "Du könntest den Account löschen und einen neuen machen, den du dann auf Privat stellst. Oder du setzt dich mit unseren PR Leuten zusammen und gehst mit ihnen durch, wie du deine Seite von jetzt an gestalten willst." Ich blase die Wangen auf. "Wie machst du es?" Er klappt das Buch zu und legt es auf seinem Bauch ab. "Naja, ich habe einen öffentlichen Account. Da poste ich nur selten etwas aber wenn dann geht es entweder um irgendwelche Statements oder ein paar Landschaftsbilder. Manchmal poste ich tatsächlich auch mein Essen. Folgst du mir gar nicht?" Die Frage klingt entsetzt und ich muss lachen. "Seit du bei mir auf dem Gestüt warst, ist mein Leben etwas durcheinander geraten. Ich war seitdem nicht mehr online. Wie heißt du dort?", "luciangeoffrey. Alles klein." Ich tippe die Buchstaben ein und gelange auf sein Profil. Ich abonniere es und sehe mir seine letzten Posts an. Wie er gesagt hat, sind es oft Bilder von Essen, Landschaften oder von den Pferden. Sein letzter Post war am Morgen vor unserer Trauung. Ein Bild von seinem Handgelenk und seiner Uhr. "Noch drei Stunden. Die Zeit vergeht zu langsam.", steht unter dem Bild. Ich lächle. Ich sehe mir ein paar seiner Bilder an, dann denke ich über meine Schwangerschaft nach. Es sind doch eh schon Artikel über meinem Bauch aufgetaucht. Ich bin mittlerweile achtzehnte Woche und auch wenn ich am Tag meiner Hochzeit alles gut verstecken und wegschnüren konnte, ist mein Bauch mehr als deutlich. Zwillinge kommen oft früher auf die Welt, also ist es möglich, dass ich schon die Hälfte meiner Schwangerschaft überstanden habe. Ich blinzle. Halbzeit? Wo ist die Zeit hin? Wegen der Hochzeitsplanung ist die Zeit so an mir vorbeigezogen. "Wir sollten langsam mit der Wahrheit herausrücken.", platzt es aus mir heraus. Lucian legt wieder das Buch weg. "Wovon redest du?", fragt er verwirrt. "Von der Schwangerschaft. Ich wollte das erste Trimester abwarten. Ich bin jetzt mitten im zweiten Trimester. Es sind schon Artikel wegen meines Bauches aufgetaucht und leugnen kann man es jetzt wirklich nicht mehr. Ich bin eine Kugel." Ich deute auf meinen Bauch und Lucian schiebt die Sonnenbrille hoch. "Also willst du, dass wir es öffentlich machen?" Ich nicke. "Und wir sollten vielleicht doch nicht mehr bis nach dem Urlaub warten. Es wird nur mehr und mehr Gerüchte geben. Dass ich schwanger bin, bezweifeln die Medien gar nicht mehr. Wie auch, es ist ja offensichtlich. Aber rund um diese Schwangerschaft entstehen mittlerweile Gerüchte, weil wir uns dazu einfach nicht äußern." Ich stehe auf und reiche ihm mein Handy, um ihm Marias Links zu zeigen. Lucian sieht sich die Artikel an. Ich weiß selbst nicht, was darin steht. "Die gehen von Komplikationen aus. Oder davon, dass es ein Unfall war und wir damit nicht glücklich sind." Kurz ist er ganz ruhig, dann wirkt er aufgebracht. "Das will ich nicht." Wie von der Tarantel gestochen steht er aus der Hängematte auf und geht rein, um sein Handy zu holen. "Was willst du nicht?", frage ich verunsichert. "Diese Kinder waren kein Unfall. Und ich will nicht, dass irgendwer denkt, wir wären nicht glücklich über diese Schwangerschaft. Das stimmt nicht. Medien verbreiten viel Scheiße aber das..." Er schüttelt den Kopf und hält sich sein Handy ans Ohr. "Das macht mich fertig. Noch nie haben mich Falschmeldungen oder Gerüchte so fertig gemacht." Ich lasse die Schultern hängen. Ich wollte nicht, dass er so empfindet. Ich hätte ihm die Artikel nicht zeigen sollen. Er sieht total durcheinander aus. "Travis, wir müssen uns etwas wegen der Schwangerschaft von Charlotte einfallen lassen. Mittlerweile werden Dinge behauptet, die mir nicht gefallen und ich möchte das richtig stellen.", sagt er ins Handy. Travis? Wer ist das? "Nein, ich will keine Pressemitteilung. Das ist ein Thema das Charlotte und mir viel bedeutet. Ich habe eher an Posts in den Sozialen Netzwerken gedacht." Ich lege den Kopf schief. Er will meine Schwangerschaft über Insta bekannt geben? Ich dachte sowas machen nur Promis. "Ich werde Bild und Text schicken. Sieh bitte anschließend drüber und sag bescheid, ob es so gehen würde." Er legt auf und ich starre ihn mit großen Augen an. "Willst du es doch nicht öffentlich machen?", fragt Lucian mich. "Was? Doch. Natürlich will ich. Ich bin nur gerade von deiner Reaktion überfordert, entschuldige." Ich schüttle den Kopf und versuche klar zu denken. "Also du willst ein Bild oder sowas posten?" Er nickt entschlossen. "Okay. Woran hast du gedacht? Wir müssen aufpassen, dass von unserer Umgebung nicht zu viel zu sehen ist, damit niemand herausbekommt, wo wir uns befinden.", überlege ich laut. "Richtig. Vielleicht einfach deinen Bauch?" Ich schüttle den Kopf. "Das ist blöd." Nachdenklich gehe ich durch das Wohnzimmer. "Wie wäre es mit einem Ultraschallbild? Am besten eines von meinem letzten Termin, wo man noch kein Geschlecht erkennt." Lucian nickt begeistert. "Gut, einen Moment." Ich gehe nach oben ins Schlafzimmer, wo meine Handtasche auf einem Sessel liegt. Ich krame darin und hole den Mutterpass heraus. Mit dem richtigen Bild, wo zu sehen ist, dass es zwei Kinder sind, gehe ich wieder nach unten. "Sehr schön. Also fotografieren wir einfach das Bild?", fragt mein Mann und nimmt mir das Ultraschallbild ab. "Hm.", überlege ich. Mein Blick gleitet zur Hängematte. "Komm mit.", sage ich entschlossen und packe Lucian an der Hand. "Leg dich rein.", weise ich ihn an. Er klettert in die Hängematte und ich lege mich anschließend neben ihn. Mein Handy halte ich in der Hand bereit. Ich nehme Lucians Hand, die das Bild festhält und lege sie auf meinem Babybauch ab, damit sowohl der Bauch als auch das Bild zu sehen sind. Im Hintergrund sieht man unsere nackten Füße und ein Stück von Lucians Badehose. Ich mache das Foto und zeige es Lucian dann. "Perfekt.", lächelt er verträumt. "Jetzt nur noch ein Text.", murmle ich und versinke in Gedanken. "Was wollen wir alles preisgeben? Werden wir sagen, in welcher Woche du bist? Dass es Zwillinge sind, brauchen wir Dank des Bildes nicht mehr erwähnen. Ich will nur klarstellen, dass die Schwangerschaft geplant war und wir überglücklich sind." Ich sehe zu Lucian hoch. "Dann machen wir das.", sage ich nickend und öffne meine Notizen, um dort den Text schreiben zu können. "Wie wäre es damit: Trotz etlicher Vorgaben und Traditionen, beschlossen wir, das zu tun, was uns glücklich macht. Deshalb verkünden wir nun voller Freude, dass unser größter Wunsch in Bezug auf Nachwuchs gleich doppelt in Erfüllung geht. Die Königin und die Kinder sind wohlauf und genießen gemeinsam mit dem König die Flitterwochen. Ich finde, damit wäre alles gesagt. Oder was sagst du?", schlage ich vor. "Ist perfekt. Schickst du mir den Text und das Foto? Dann leite ich es an den PR Chef weiter." Ich nicke und leite beides an Lucian weiter. Wir warten eine Weile, bis wir das Okay von Travis bekommen und laden es dann beide auf unseren Instagramseiten hoch. Innerhalb von Sekunden gibt es so viel Feedback, dass unsere Handys keine Ruhe mehr geben. Wir schalten sie also auf stumm, legen sie zur Seite und genießen die Ruhe.
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Sei meine Königin
Roman d'amourCharlotte O'Brien ist eine einfache junge Frau, die später einmal das Gestüt ihres Vaters übernehmen möchte. Es war immer mehr oder weniger ihr Traum, in seine Fußstapfen zu treten, doch dann lernt sie Lucian kennen und alles stellt sich auf den Kop...