Kapitel 1

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"Evelyn!", schrie jemand meinen Namen und ich schreckte aus meinem Schlaf hoch.
"Du kommst zu spät zur Schule!" Es war meine Mutter, die mich aus meinen Träumen holte. Heute war der erste Tag in der Schule, nach den Sommerferien. Es sollte mein Jahr werden, dass stand auf jedenfall fest! Schnell sprang ich hoch und zog mich an, kämmte meine Haare glatt und lief nach unten.
"Dein erster Tag und schon bist du spät dran. Dein Bruder wird dich zur Schule fahren müssen!", hörte ich sie sagen und ich verdrehte die Augen.
"Muss das sein?", seufzte ich.
"Ja, junges Fräulein. Den Bus hast du  schon verpasst." 
Ich schnappte mir mein Frühstück vom Tisch und gab meiner Mutter einen kurzen Kuss auf die Wange. Mein Bruder saß schon in seinem Auto und grinste mich frech an. Fast die ganzen Ferien war er mit seinen Freunden im Lande unterwegs und hat Party gemacht. Ich beneidete Ihn darum. Meine Ferien bestanden daraus, am Pool zu liegen und Löcher in die Luft zu starren. Niemand war da. Alle waren im Urlaub. Aber das würde ich natürlich niemanden erzählen.
"Na Schwesterherz. Wolltest du etwa blau machen?", er lachte und fuhr los. "Wie witzig. Nein, ich habe den Wecker wohl nicht gehört."
Josh nickte. "Ach, übrigens holt dich Miles nachher von der Schule ab. Es ist auch alles abgeklärt. Ich habe nach der Uni nämlich noch Fußballtraining."
Ich schluckte und riss die Augen auf. Miles, der beste Freund meines Bruders würde mich von der Schule abholen.
Mein Herz raste und ich wusste gar nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich war schon heimlich in Miles verliebt, da waren die Pferdemagazine noch meine besten Freunde gewesen.
"Okay, ähm ja das ist nett." Meine Antwort war mehr als peinlich. Cool zu bleiben, war nicht eine meiner Stärken. Als wir an der Schule ankamen, war der Vorplatz ziemlich voll. Mein Bruder grinste mich nur breit an.
"Ich bin so glücklich, nicht mehr in der Highschool zu sein!" Er lachte hämisch und ich schaute Ihn grimmig an, als ich ausstieg. "Ja, lach du nur Josh. Meine Zeit wird kommen und dann werde ich mich rächen!"
Ich nahm meinen Rucksack und sah am Ende der Treppe Mitch. Sie war am rauchen und qualmte die ganzen anderen Schüler zu. Grinsend ging ich auf sie zu. Wir hatten uns fast den ganzen Sommer über nicht gesehen. Sie machte die Zigarette aus und wir umarmten uns stürmisch.
"Da ist ja meine Süße! Na was hast du den ganzen Sommer getrieben?"
Ich lächelte. "Pooltime!" Sagte ich leicht lächelnd und sie lachte. "Nächsten Sommer machen wir einen schönen Urlaub zusammen!" Wir lachten zusammen und gingen rein. Lasset die Spiele beginnen.
Die Schule hatte sich nicht geändert. Alles war alt und grau. Aber was durchlebte man nicht alles um später richtig durch starten zu können? Ich genoss die Zeit, die ich mit Mitch hatte, bevor sich unsere Leben von einander trennen würden. Sie wollte später in England Literatur studieren und ich hatte gute Aussichten auf mein Traumstudium hier in der Nähe. Zwangsweise würden wir uns also aus den Augen verlieren. Die Schule verging. Die gleiche Leier wie sonst auch. Unser letztes Schuljahr. Ich konnte es kaum glauben.
Als ich das Schulgebäude, am Ende des Tages verließ, sah ich schon Miles schwarzen Mercedes auf dem Schulparkplatz stehen. Meine Schritte verlangsamten sich, nur mein Herz pumpte von der einen auf die andere Minute im schnelleren Takt. Ich kannte Ihn jetzt schon so lange, dass ich mich gar nicht mehr genau daran erinnern konnte, wann ich mich in Miles verliebt hatte. Vielleicht an dem Tag wo er mit im Urlaub war und wir abends immer zusammen nochmal im Meer baden waren. Oder als er einmal, einen Mitschüler von mir verprügelte, nur weil der mich als dickes Schweinchen bezeichnet hatte. Miles fühlte sich verantwortlich für mich und wahrscheinlich war ich sowas wie eine kleine Schwester für Ihn. Nur beruhte das leider nicht auf Gegenseitigkeit. Und je älter wir beiden wurden, desto schwieriger wurde das alles Insgesamt. Miles machte seine ersten Erfahrungen mit Mädchen, während ich noch Zuhause Pferdemagazine las. Der Altersunterschied von 6 Jahren machte sich schon bemerkbar.
Als ich es endlich schaffte an seinem Auto anzukommen, stieg er kurz aus und nickte mir zu.
"Na Kleine, Taxi ist wie immer pünktlich." Er hob seine Sonnenbrille an, wahrscheinlich damit er mich richtig anschauen konnte. Seine grünen Augen waren strahlend schön. Miles trug einen schwarzes T-Shirt, damit man seine Tattoos an den Armen sehen konnte und eine dunkle Jeanshose. Klassisch, aber ich mochte es. Mein Bauch kribbelte.
"Es ist auch schön dich zu sehen, Miles", sagte ich sarkastisch und setzte mich in seinen Mercedes. Ich versuchte meine Aufregung zu verbergen.
Sein Auto war cool. Eine A-Klasse zu fahren während man am studieren war, bedeutete das man wirklich Geld in der Tasche haben musste. Miles hatte davon genug. Sein Dad war vor zwei Jahren gestorben und dieser hatte Ihm eine Menge Geld vererbt. Das meiste davon steckte er in sein Studium und wie jeder Kerl es tat, auch in sein Auto. Ich strich behutsam über das Amaturbrett und merkte wie Miles mich ab und zu mal von der Seite ansah. Wahrscheinlich war mein Gesicht total rot, das wurde es öfters wenn ich mich beobachtet fühlte oder Miles mich anschaute.
"Du bist so leise heute Evy, alles okay bei dir?"
Gott, er sprach mit mir als wäre ich noch das kleine Kind von damals. Das nervte mich, also antwortet ich in einem etwas härteren Ton.
"Ja danke, der Nachfrage Miles. Mir geht es gut." Okay das war vielleicht ein bisschen zu barsch, deswegen seufzte ich leise. "Tut mir leid. Keine Ahnung, war einfach ein Scheiß Tag heute. Ich hasse diese Highschool. So ätzend! Wie habt Ihr, dass nur so lange dort ausgehalten?"
Er lachte. Seine Lachen war schön, ich hörte es gerne. Am liebsten hätte ich eine Aufnahme davon, die ich mir dann immer wieder anhören könnte. "Naja, irgendwie vergeht die Zeit doch immer, Evy. Du hast es ja auch bald geschafft." Er zeigte mir sein schönstes Zahnpasta Lächeln. "Weißt du was dich aufmuntern würde? Ein Cheeseburger mit Pommes und dazu einen Schokomilkshake", sagte er und ich musste leicht lächeln. Stimmt, so konnte man mich immer aufmuntern. Wir fuhren also gemeinsam zu unserem liebsten Fastfood Laden. Eigentlich konnte ich mir das mit meinem Körper nicht erlauben. Zu viele Kalorien. Wenn ich an die ganzen dürren Schlampen an meiner Schule dachte, sollte ich wahrscheinlich Salat oder einfach gar nichts mehr essen. Ich schaute auf meine Schenkel, die in der viel zu kurzen Shorts aneinander rieben. Miles bog in den Drive-In ein. Wir aßen nur selten dort. Entweder es war alles voll oder wir wollten nicht genau am Eingang sitzen, wie auf dem Präsentierteller. Eine zu freundliche Stimme fragte, was wir haben wollten. Miles bestellte mein und sein Essen. Ich kramte meine Geldbörse aus der Tasche.
"Ist schon gut. Ich bezahle das!", sagte er und schaute mich kurz an. Gott, seine grünen Augen waren so schön. Jedes mal bekam ich heftiges Bauchkribbeln. Es war, als würden sich all die Schmetterlinge dazu entscheiden, eine Runde superflattern zu veranstalten. Er war wirklich sehr attraktiv, aber leider der beste Freund meines Bruders. Es stand in unserem Codex, den wir früher zusammen erstellt hatten, dass keiner eine Beziehung mit der besten Freundin oder dem besten Freund führen durfte. Miles fuhr zum Fenster und nahm die Bestellung entgegen. Beides stellte er auf meinem Schoß ab und strich leicht mit seiner Hand über meine nackte Haut. Das verursachte eine starke Gänsehaut, auf meinem Körper. Ich schaute Ihn kurz an, als er gerade dabei war zu zahlen. Ich brauchte dringend Ablenkung. Also griff ich in die Tüte und aß ein paar Pommes, sonst hätte ich wahrscheinlich noch irgendwas Blödes gesagt. Ich nuschelte nur ein kleines Danke und er lachte, als er sah wie ich meine Pommes aß.
"Ich wusste es, mit Pommes konnte ich dich schon immer glücklich machen", er grinste und ich dachte mir, dass er mich auch mit ganz anderen Sachen hätte glücklich machen können.

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