Kapitel 12

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Mein Zimmer war noch etwas unaufgeräumt, deswegen tat ich das als erstes. Überall lagen Klamotten rum. Wenn Miles heute Abend hier schlafen sollte, wollte ich es wenigstens ein bisschen ordentlich haben. Nebenbei hörte ich laut Musik und tanzte mit. Die Sache mit Mitch musste jetzt erstmal in den Hintergrund rücken. Denn ich wollte meine Energie voll und ganz in das Glück mit Miles legen und nicht in einen Streit, der mein Herz Schmerzen lies. Er war vielleicht meine Zukunft.
Als ich fertig war mit meiner Aufräumsession, zog ich mir meinen blauweiß gestreiften Bikini an, ging ins Bad und schnappte mir ein Handtuch. Dann ging ich runter und so wie ich es befürchtet hatte, saßen Miles und Josh schon auf der Couch. Josh beachtete mich nicht. Miles hingegen, fielem fast die Augen aus dem Kopf bei meinem Anblick. Ich spürte ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut.
Mein Gesicht wurde ganz heiß und ich schenkte ihm ein schönes Lächeln, plus einem kleinem provokanten Zwinkern.
Gott, er machte mich verrückt und ich Ihn. Er musste sich zusammen reißen, das merkte ich deutlich. Als er kurz zu Josh schaute, nutzte ich die Gelegenheit schnell zum Pool zu laufen. Mein Handy hatte ich mitgenommen. Ich warf einen kurzen Blick auf mein Display und ich hatte 7 neue Nachrichten. 6 von Mitch und eine von Miles. Die von Mitch ignorierte ich, ihre Hassnachrichten oder Entschuldigungsnachrichten wollte ich nicht lesen. Die von Miles interessierte mich eher.
- Du solltest nicht so leicht bekleidet vor meiner Nase rumlaufen, Süße. Die Gefahr ist hoch, dass ich dich dann entführen muss, in dein Schlafzimmer. -
Ich kicherte leise und meine Finger tippten bereits eine Nachricht.
- Miles, du weißt doch, dass ich die Gefahr liebe. Freue mich auf heute Abend. -
Ich legte mich auf eine Liege und setzte meine Sonnenbrille auf.
- Ich mich auch, Evy. - Bekam ich wenige Minuten später, seine Antwort.

Miles und Josh schauten den ganzen Nachmittag Football. Manchmal hörte ich sie etwas rufen. Wahrscheinlich regten sie sich über irgendwas auf.
Wir hatten nicht weiter miteinander geschrieben, nur Mitch sendete mir weiterhin Nachrichten, die ich aber alle ignoriert hatte. Es war ruhig. Meine Haut erhitzte durch die Sonne. Ich schwitzte regelrecht und döste auch ein bisschen ein.
Doch der Frieden sollte nicht anhalten, denn ich hörte Mitch. Langsam öffnete ich meine Augen. Da sah ich Josh und Mitch. Die beiden unterhielten sich angeregt und kamen durch die Gartentür direkt auf mich zugelaufen. Das konnte jetzt nichts gutes heißen. Ich setzte mich auf und schaute beide kritisch an. Da fing sie auch schon an zu reden.
"Evy!", hörte ich sie sagen und ich rollte mit den Augen. Ich stand von der Liege auf.
"Rede mit mir!", sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und Josh stand etwas ratlos neben Mitch. Er wusste anscheinend nicht worum es ging und das sollte auch so bleibe.
"Willst du das jetzt hier mit mir besprechen?", genervt schaute ich rüber zu Josh, der einfach nur dumm da stand.
"Ich will mich hier nicht einmischen. Habe nur die Aufgabe des Vermittlers übernommen." Er hob die Hände und verließ die Runde, um rein zu Miles zu gehen, doch sie hielt mich auf.
"Du bist meine beste Freundin, aber ich muss ehrlich sagen, das diese Aktion mit Miles unüberlegt und total bescheuert war!", sie sagte seinen Namen etwas leiser, damit uns niemand hörte.
"Wie oft haben wir darüber gesprochen, dass du dein erstes Mal jemanden besonderen schenkst?", sie klang aufgebracht.
"Er war war besonders. Ich hätte mir das Ganze nicht besser vorstellen können", verteiligte ich ihn und schaute in ihr entsetztdes Gesicht.
"Er wird dich fallen lassen, wie alle anderen Frauen davor auch."
"Nein, mit mit ist es war anderes!", entgegnete ich.
Sie schüttelt aggressiv den Kopf. "Wann verstehst du es endlich. Er hat dich gebumbst und jetzt kein Intresse mehr an dir!"
"Woher willst du das denn wissen?", Fragte ich sie und mein ganzer Körper spannte sich an.
"Weil ich vor 2 Jahren selber mit Ihm geschlafen habe!", platzte es aus Ihr raus. Ich hielt die Luft an. Mein herz zog sich zusammen.
"Du hast was?", sagte ich leise und ging drei Schritte zurück.
Meine beste Freundin entwickelte sich in eine, mir völlig fremde Person.
"Wir waren betrunken. Wussten nicht was wir taten. Ich bereue es bis heute, das musst du mir glauben!" Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich fasste mir an die Brust, weil ich das Gefühl hatte, dass mein Herz gleich rausspringen würde vor lauter Schmerz.
"Ich wollte es dir sagen! Wirklich! Ich lebe seit zwei Jahren mit dieser Lüge. Es tut mir leid", auch in Mitch's Augen bildeten sich kleine Tränen.
"Wie konntest du mir das antun? Wie konntest du mit Ihm schlafen, obwohl du wusstest, dass ich schon die ganze Zeit in Miles verliebt war!", sagte ich laut und meine Stimme bebte. Nun wusste ich nicht mehr, ob es Tränen der Wut oder der Trauer waren. Vermutlich ein bisschen von beiden. In ihrem Gesicht sah ich die Reue und die Verzweiflung. Sie kam einen Schritt auf mich zu und wollte mich am Arm berühren.
"Nein Mitch", sagte ich und riss meinen Arm weg, damit sie ihn nicht berühren konnte. "Lass mich!"
Ich fasste mir an den Kopf und fing wie wild an zu atmen.
"Evy bitte. Lass uns darüber reden. Du musst mir verzeihen", wisperte sie.
Dann hörte ich wie Miles und Josh rauskramen und etwas zu uns sagten. Weswegen wir hier so rum schrien. Aber genau in diesem Moment brannte mir die Sicherung durch. Ich packte Mitch an der Schulter und schubste sie mit voller Wucht in den Pool rein. Ein lauter Schrei entwich aus ihrem Mund. Sie platschte kreischend auf dem Wasser auf. Ich wollte noch hinter her springen, damit ich sie ein paar unter Wasser drücken konnte, aber Miles war schneller und hielt mich fest. Ich wehrte mich und schrie, dass er mich loslassen sollte. Denn überall wo er mich berührte, brannte meine Haut. Er hatte mit meiner besten Freundin geschlafen und verheimlichte es mir schon die ganze Zeit. Als ich mich von Ihm lösen konnte, hatte Josh Mitch schon aus dem Wasser gefischt und Miles stand vor mir. Die Tränen flossen ungehindert über mein Gesicht.
"Was zur Hölle ist hier los?!", Aufgebracht nahm Josh die weinende Mitch in den Arm.
Auch Miles schaute mich fragend an.
"Ich weiß es!", sagte ich leise. "Du hast meine beste Freundin gefickt."
Zum schreien hatte ich keine Kraft mehr. Er stand wie angewurzelt da.
"Fahr zur Hölle! Ich will euch beide nie wieder sehen!" Mitch und Miles guckten sich kurz an und dann meldete Josh sich auch noch dazu. "Wie bitte? Was läuft hier eigentlich gerade ab?" Er war genauso schockiert, wie ich. Miles hatte mich ausgenutzt. Ich hatte Ihm alles von mir gegeben. Mein Herz zerbrach in tausend Teile, als ich in sein Gesicht sah.
"Evy warte-... Ich..." weiter kam er nicht, denn meine Hand landete schon schallend auf seiner Wange. Meine Hand zwiebelte und ich murmelte ein leises "Fuck"
weil ich so einen Schmerz nicht erwartet hatte. Dann lief ich hoch in mein Zimmer und schloss mich ein. Keiner von Ihnen sollte es sich auch nur im geringsten wagen hier her zu kommen. Ich ließ mich die Tür runter gleiten und weinte. Weinte ungehemmt über die Freundin die mich betrogen und hintergangen hatte. Und weinte um den Kerl, dem ich letzte Nacht meine Seele, meinen Körper und mein Herz geschenkt hatte. Was hatte ich böses angestellt, dass Gott mich so betrafen wollte?
Ich dachte, mein Leben wäre perfekt und dann erfahre ich das ich die letzten zwei Jahre von den zwei Personen, die ich am meisten liebte angelogen wurde. Es fühlte sich an, als wenn meine ganze Welt in Scherben zerbrochen wäre. Ich saß sicherlich Minuten so da und dachte daran, wie ich das Ganze wohl verarbeiten konnte, ohne mich dabei selber komplett zu zerstören. Es klopfte an der Tür. Ich wettete auf Mitch, die versuchen würde mir gut zu zureden. Aber es war mein Bruder. Mein einziger und liebenswürdiger Bruder, dem es wahrscheinlich genau so bescheiden wie mir ging.
"Evy, ich weiß nicht was ich sagen soll", ich hatte Ihn noch nie so bedrückt gehört. "Mach auf, damit wir darüber reden können."
Ich schloss die Tür auf, blieb aber auf dem Boden sitzen. Josh krappelte rein. Er nahm mich in den Arm, als er sah wie die nächsten Tränen über meine Wangen kullerten.
"Du und Miles?", flüsterte er mir ins Haar und ich schniefte leise: "Ja."
Ich hatte nicht daran gedacht, dass er nun zwei Gründe hatte Miles den Kopf abzureißen.
"Ach Evy, es war nur eine Frage der Zeit bis das passieren würde", beruhigend strich er über meinen Rücken.
"Wie meinst du das?", Ich löste mich von seiner Schulter und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
"Ach komm, Kleines. Jeder aus zwei Kilometer Entfernung wusste, dass du in Ihn verliebt bist. Deine Blicke, dein Auftreten, du warst Ihm verfallen."
Und bin es immer noch, dachte ich mir.
"Du wusstest es also?", sagte ich leise und beschämt.
Er nickte. "Miles ist kein übler Kerl, auch wenn er vieles falsch macht. Ich meine, dass er mit Mitch geschlafen hatte, war nicht okay. Aber das Ganze ist zwei Jahre her und Ihnen tut das ganz sicher mehr als leid."
Meine Augen brannten und mein Kopf dröhnte.
"Bedeutet dass, du hast den beiden verziehen?", ich klang entsetzt.
"Ich liebe Mitch. Sie hatte mir, dass ganze schon vor einem Monat erzählt, als wir uns beide besser kennenlernten. Das du es nun so erfahren musstest, ist natürlich ärgerlich. Aber versetze dich nur einen Moment in ihre Lage. Was hättest du gemacht? Dein schlechtes Gewissen hätte dich wahrscheinlich aufgefressen." Er nahm meine Hand. "Und natürlich war ich sauer auf Miles. Aber vor zwei Jahren war er in einer ganz anderen Verfassung. Falls du dich erinnern kannst, wie total betrunken er jedes Wochenende war. Selbst ich hatte Ihn nicht erreichen können. Ich finde, da kann man über sowas doch hinweg sehen."
Er sah mir in die Augen. Überrascht davon wie vernünftig und Erwachsen er klang.
"Schön, das Mitch dir das alles vor mir erzählt hat. Ihrer besten Freundin", ich wurde wieder sauer. "Alkohol sollte keine Entscheidung sein."
"Ja klar, aber Evy. Ich bin mir so sicher, dass Miles ein anderer Mensch als der vor zwei Jahren ist. Und in den letzten Wochen sowieso. Du veränderst Ihn. Und ich sehe schon viel länger als du, dass er dich mag. Das ganze necken und ärgern. Warum macht er das wohl?"

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