CHERRY LIPS & FRECKLES

E I N U N D Z W A N Z I G

"Von allen Schöpfungen des Menschen sind uns die Bücher am nächsten, denn sie enthalten unsere Gedanken, unsere Begierden, unsere Empörung, unsere Illusionen, unsere Treue zur Wahrheit und unseren hartnäckigen Hang zu Fehlern. Am meisten aber ähneln sie uns in ihrem unsicheren Halt im Leben."

-Joseph Conrad

HARLEY

Mein ganzer Körper zuckte bei dem Zusammenprall der Vase gegen die Wand zusammen und mein Blick blieb auf den Scherben hängen. Blaue und türkise Scherben in den verschiedensten Größen lagen auf dem hellen Boden des Fahrstuhls und ließen ihn bunter erscheinen. Die Scherben waren scharf und sahen aus wie Puzzelteile, die man wieder zusammensetzen konnte und die ein wunderschönes Bild ergeben würden, aber ich wusste dass diese Scherben nie wieder zusammengesetzt werden würden, sondern im Müll landen und dort vergessen werden. Aus ihnen wird nie wieder eine Vase entstehen. Sie sind kaputt und verloren.

Mein Blick wandte sich von den Scherben ab und widmete sich dem Szenario vor mir.

Im ziemlich großen Wohnzimmer stand in der Mitte ein großer Tisch auf dem ein Haufen roter Becher standen. Es sah aus wie ein Bier - Pong - Spiel.

Auf der einen Seite des Tisches stand ein lachender River und auf der anderen Cole, der gerade versuchte einen Ball in einen von Rivers Bechern zu werfen. "Oh Cherry, komm doch her." er war hacke. Das war unüberhörbar an seiner lallenden Stimme, die ihn wirklich sehr lächerlich klingen ließ. Cole sah zu mir rüber und fing an verschmitzt zu lächeln. "Du hattest Recht, Bruder." Verwirrt sah ich zwischen den beiden Hin und Her und es schwirrten mehrere Fragen in meinem Kopf.

Erstens, womit hatte River Recht, zweitens wer verdammt hatte die Vase geworfen und warum und drittens, warum klang Cole so panisch am Telefon, obwohl alles in Ordnung schien?

„Eeeh, was zur Hölle soll das Ganze?" Cole warf den Ball über den Tisch, bis er in einem von Rivers Bechern landete. Dieser schnaubte einmal und nahm den Becher in seine Hand um die Flüssigkeit, die sich darin befand, runter zu kippen. Lachend knallte er den Becher auf den Tisch und sah Cole herausfordernd an.

"Dein Freund wird gleich gnadenlos verlieren, Harley." Cole lachte und wartete darauf bis River den Ball warf, was er jedoch nicht tat, sondern seine Hände auf den Tisch stützte und in meine Richtung sah. "Ich denke wir sollten aufhören. Jetzt wo Cherry da ist."

Cole grinste nur und schüttelte seinen Kopf. "Du willst nur nicht verlieren, du Wichser."

River grinste mich an und schien wieder komplett nüchtern. What the fuck?

Ich stand immernoch verwirrt dort da, wo ich vor Minuten schon stand, während River und Cole sich beide auf das dunkelbraune Ledersofa setzten und mich erwartungsvoll ansahen.

Augenverdrehend lief ich auf sie zu und nahm mir unterwegs einen der Becher mit um daran zu riechen. Vodka. Es war definitiv Vodka in den Bechern. Ich setzte mich zwischen die beiden Kerle und sah sie abwartend an.

Cole sah River kurz grinsend an und wandte sich dann mir zu. "Ist dir eigentlich bewusst, dass dein Freund hier, ein totaler Idiot ist." Ich ignorierte das 'Freund' gekonnt und verdrehte meine Augen - mal wieder.

"Ja, erzähl mir lieber was neues. Zum Beispiel warum du mich verdammt nochmal anrufst und wieso hier Vasen rumgeworfen werden." lachend legte er seinen Kopf in den Nacken und sah mich daraufhin wieder an. Ein weiteres Mal sah ich zwischen beiden hin und her. Die Verwirrung stand mir ins Gesicht geschrieben.

„Naja River sagte du würdest nur hoch kommen, wenns ein Notfall wäre, deswegen war ich so panisch am Telefon." lächelnd sah er zu River und fuhr fort. "Wir haben bissl gesoffen.Da hab ich wohl ein bisschen übertrieben und ne Vase kaputt gemacht, na und?"

Ich kam immer noch nicht ganz mit, was man an meinem offensichtlich verzweifelten Gesichtsausdruck mitbekam.

"Warum verdammt trinkt ihr?" Mein Blick wandte sich an River, der mich nur grinsend ansah. "Darf man das heut zu Tage nicht, Cherry?" ohne auf seine Frage, die doch irgendwie berechtigt war, einzugehen, schob ich mir eine Haarsträhne hinter mein linkes Ohr.

"Warum würde ich nur hoch kommen, wenn es ein Notfall ist. Das ist doch dämlich. Ist das eigentlich dein Ernst?!" grinsend schüttelte ich meinen Kopf, während Cole mir einen roten Becher vor die Nase hielt. Dankend nahm ich ihn an und kippte mir die farblose Flüssigkeit in den Mund. Was solls, ist nur Vodka.

Die Angespanntheit war wie weggeflogen und ich fühlte mich eigentlich ganz gut. Bisschen chillen mit den Jungs konnte ja nicht schaden. "Weiß nicht. Vielleicht langweilen wir dich ja."

"Pff, der Kerl hatte nur nicht die Eier in der Hose, dich zu fragen ob du hoch kommen willst."

Gekonnt und wie gewohnt verdrehte ich meine Augen und und klopfte erstmal Cole auf die Schulter, dann River. Ich bin froh, dass nichts schlimmes passiert ist, obwohl das ganze hier schon bisschen dumm ist.

Mit dem leeren Becher in der Hand stand ich auf, ging zum Tisch und lehnte mich mit meinem Rücken gegen ihn.

„Also?" provokant hob ich eine Augenbraue und schaute die Jungs herausfordernd an. „Wer von euch ist bereit gegen mich zu verlieren?"

Cole hob als erster beide Hände in die Luft, so wie die Leute, die grad von einer Waffe bedroht werden.
„Ne man, ich nicht. Ich hab dich mal auf ner Party Bier-Pong spielen sehen. Du verträgst nicht nur viel, sondern spielst auch noch wie ein Profi."

Ein leises Lachen entwischte mir und ich schüttelte meinen Kopf. Wo er recht hat, hat er recht.

„Ich spiele gegen dich Cherry, wenn wir noch eine Kleinigkeit an den Regeln verändern." River stand auf und sah mich provozierend an, weswegen ich ihn genauso ansah.

Mit einer gehobenen Augenbraue und überkreuzten Armen vor der Brust, sah ich Harrington vor mir an.

„Diese wäre?" Er grinste mich an und ich bekam ein komisches Gefühl bei der ganzen Sache.

„Ich treffe, du ziehst dich aus. Du triffst, ich ziehe mich aus." Monoton sah ich ihm in die Augen. Diese Bedingung überraschte mich kein bisschen und um ehrlich zu sein hatte ich kein Problem damit. Ich bin ein fucking Profi in diesem Spiel. River halb nackt zu sehen, ist schon ein Vergnügen.

„Klar." ich grinste ihn nun an und bückte mich extra langsam zum Boden um den Becher dort abzustellen. Wenn der jetzt nicht auf meinen Arsch gestarrt hat, ist er nicht River. Und ich wette das hat er.

„Bruder, du gehst jetzt lieber." Rivers Stimme klang ernst und als ich wieder hochkam, sah er mich sehr eindringlich mit angespanntem Kiefer an.

„Du willst mir echt den Spaß verderben oder?" Cole sah ihn flehend an, als würde er ihm verdeutlichen, hier bleiben zu können. River sah ihn nur ernst an und ballte seine rechte Hand zur Faust. „Mach nen Abgang."

Cole verstand und grinste nur. „Verstanden. Ich gehe ja schon." Er griff nach seiner Jacke, zog seine Schuhe an und drückte den Fahrstuhlknopf. „Bye!" schrie ich ihm noch hinterher, ehe er weg war.

Jetzt wo River und ich alleine waren, ging ich auf ihn zu und platzierte meine rechte Hand auf seine Brust, die sich sofort anspannte. Langsam ließ ich meine Hand nach oben in die Richtung seines Halses wandern bis zu seinem Kinn, welches ich zwischen meine Finger nahm um seinen Kopf zu mir zu drehen. Er sah mich nun direkt an. Das Funkeln in seinen Augen machte mich an, aber das ignorierte ich gekonnt und küsste ihn leicht an seinem Hals. Mehrere Küsse verteilte ich dort, während er seinen Kopf in den Nacken fallen ließ, seine linke Hand an meinem Arsch platzierte und mich näher an sich zog. Langsam küsste ich mich zu seinem Ohr hoch und blieb dort unerwartet stehen, weswegen sich sein Griff an meinem Hintern festigte.

„Du darfst anfangen, Harrington, aber du wirst gnadenlos verlieren." meine Worte waren ein Raunen, klangen aber dennoch bestimmt. Während sie über meine Lippen gingen, berührte ich sein Ohr und ich merkte seine Anspannung.

Er sollte wirklich nicht mit dem Feuer spielen, denn ich hatte einen Pakt mit dem Teufel. Er sollte aufpassen , was für Bedingungen er hier aufstellt.

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I' M DONE!
Don't play with the fire. It's hot.
- xoxo D