Z W E I U N D D R E I ß I G

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„Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man daraus lerne, sondern damit man wisse, dass der Verfasser etwas gewusst hat."
- Johann Wolfgang von Goethe

HARLEY

Montage waren für gewöhnlich anstrengend und seltsam, aber der heutige Montag spielte eindeutig in einer komplett anderen Liga – aber so richtig.

Es fing schon damit an, als ich mitten in der Nacht – also so gegen drei Uhr morgens -, aufgrund eines unglaublich lauten Polterns aufgewacht bin und fast mit meinem Kopf gegen meinen Nachttisch stieß.

Es war verdammt dunkel als ich meine Augen öffnete und verwirrt durch mein Zimmer blickte. Mir fiel es unglaublich schwer meine Augen offen zu halten und diese Dunkelheit irritierte mich immer mehr.

Da war es auf einmal schon wieder – dieses Poltern, was mich aus meinem Schlaf riss und mich zusammen zucken ließ. Ich hatte keine andere Wahl, als mich in meinem Bett aufzusetzen und mir frustriert durch die Haare zu fahren.

Dezent genervt schob ich meine Decke zur Seite und stieg aus dem Bett. Der Boden unter meinen nackten Füßen fühlte sich kalt an und durch das offene Fenster entstand ein leichter Windzug, der mich leicht zittern ließ.

Unwillkürlich hatte ich meinen Körper mit meinen Armen umschlungen und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer, aus dem dieses nervige Geräusch zu kommen schien.

Ehrlich gesagt, wollte ich mir echt nicht vorstellen wie ich gerade aussah, vor allem durch meine völlig überstrapazierten Haare und nur in diesem übergroßen schwarzen T-shirt in Größe XXXL.

Als ich dann das Licht im Wohnzimmer angemacht hatte, mussten sich meine Augen erst kurz anpassen, aber selbst als sie das hatten, konnte ich nichts verdächtiges entdecken, was auch nur ansatzweise Geräusche verursachte. Der Fernseher war aus, alles stand an seinem Platz und Alex war auch nirgends zu sehen.

Doch dann fiel mir ein seltsames Geräusch auf, was so klang, wie als würde jemand irgendetwas kratzen und das kam aus Richtung Balkon. Verwirrt ging ich darauf zu und erkannte auf den ersten Blick nichts, bis ich den Schalter links neben mir betätigte und das Licht auf dem Balkon anging.

In dem Moment wurden meine Augen gefühlt so groß wie Tennisbälle. Das erste was ich sah, war der Tisch, der umgekippt auf dem Boden lag und die Stühle daneben, die sich auch nicht mehr in ihrer ursprünglichen Lage befanden.

Als mein Blick dann weiter runter ging, war ich komplett verwirrt. Da saß einfach eine süße getigerte Katze vor der Balkontür und kratzte mit ihren Vorderpfoten gegen das Glas.

Mein erster Gedanke war: Aw, wie süß kann man denn bitte nur sein?

Und der zweite bestand dann darin, mich zu fragen, wie so ein kleines Ding nur so viel Chaos anrichten konnte. Wie?!

Die Stühle und der Tisch waren eigentlich nicht wirklich wichtig, weil ja nichts kaputt gegangen war und man diese leicht wieder hinstellen konnte, weswegen mein Fokus wirklich einfach auf dem süßen Ding vor mir lag.

Also öffnete ich die Balkontür und ehe ich den kleinen Tiger hochheben konnte, rannte er auch schon ins Wohnzimmer, geradewegs an mir vorbei.

Überrumpelt sah ich dem kleinen Ding hinterher und schloss die Tür wieder. Da setzte es sich auf die Couch und machte es sich dort gemütlich. Ich musste bei diesem niedlichen Augenblick einfach lächeln und setzte mich neben es. Eigentlich wollte ich die Katze nicht anfassen, weil ich es nicht wirklich gewohnt war Tiere, in meiner Nähe zu haben, aber das Ding streckte sich einmal kurz und bewegte sich auf einmal auf meinen Schoß, um sich dort hinzulegen.

Ich war müde und ein wenig überfordert, aber traute mich es zu streicheln und das leise Schnüren beruhigte mich irgendwie.

Am Morgen weckte mich Alex mit einem mehr als verwirrten Blick im Gesicht auf. „Was tust du hier?" Ich sah mich wie selbstverständlich um und musste realisieren, dass ich auf der Couch eingeschlafen war. Dann sah ich zu meine Schoß, aber da befand sich niemand. Konnte es sein, dass ich mir die kleine Katze nur geträumt habe?

Seltsame Sachen, die hier am Laufen waren. „Ehm...keine Ahnung."

„Um Gottes Willen!" Alex' Schrei ließ mich zusammen zucken und ich folgte ihrem Blick in Richtung Küche, auf dessen Tresen der kleine Tiger saß und uns beide aus großen Augen anstarrte.

Nein, ich habs eindeutig nicht nur geträumt. Das wäre es jetzt auch gewesen.

„Oh, das? Das ist unser kleiner nächtlicher Einbrecher." Alex wandte ihren Blick von der Katze ab, um mich kurz anzusehen und dann wieder die Katze – falls es eine war. Vielleicht wars ja auch ein Kater? Wer weiß das schon?

„Weißt du was? Ich wills gar nicht wissen." Mit einer fließenden Handbewegung in meine Richtung ging sie zum Kühlschrank um sich ihre Milch zu holen, während ich von der Couch aufstand, um ihr zu folgen.

„Sicher, dass dus nicht wissen willst?", fragte ich ganz lieb und nett, aber ihr vielsagender Blick gab mir schon eine Antwort.

„Okay, gießt du mir ein Glas Wasser ein? Ich komm gleich wieder" Ohne ihre Antwort abzuwarten, joggte ich in mein Zimmer und holte mein Handy, um mich wieder neben Alex an den Tresen zu stellen, wo schon ein Glas Wasser auf mich wartete. „Danke.", murmelte ich vor mich hin.

Ich war grad zu müde um groß mit Alex zu quatschen, weswegen ich einen Schluck von meinem Wasser nahm und auf mein Handy sah.

Keine einzige Nachricht von River. Ein bisschen enttäuscht runzelte ich meine Stirn, weil ich eigentlich erwartet hatte, dass er mir wenigstens schreiben würde, um mir von seinem Abend mit den Jungs zu berichten, aber da war nichts.

Kein 'Hallo', kein 'Hey, wie gehts dir?'. Einfach nichts.

Also beschloss ich – so nett und süß wie ich ja war – Eigeninitiative zu ergreifen und ihm zu schreiben.

Also schrieb ich ihm ein 'Hey'.

Mein Rücken berührte den Tresen, meine Beine waren überkreuzt und ich starrte diesen dämlichen Chatverlauf an, in der Hoffnung er würde meine Nachricht lesen und mir zurück schreiben.

Ich zuckte leicht zusammen, als mein Handy mir dann anzeigte, dass er meine Nachricht gelesen hatte, aber nach zwei Minuten Chat – Anstarre, kam immer noch keine Antwort von ihm.

Also beschloss ich nochmal zu schreiben.

'Alles okay?'

Er hat die Nachricht gelesen, getippt , aber abgebrochen. Keine Antwort.

Warum ignorierte er mich denn? Hatte ich was falsch gemacht? Wollte er mich nach unserem Ausflug nicht mehr sehen oder was war los? Frustriert und irgendwie auch beleidigt, legte ich mein Handy auf den Tresen und atmete laut aus.

Vor mich hin starrend konnte ich nicht aufhören mich zu fragen, was ich denn verbockt hatte. Ich war mehr als verwirrt, aber wenn der Idiot meinte mich zu ignorieren, dann soll er machen. Das war wahrscheinlich schon wieder irgendein dummes Spiel was er hier führte.

Der Montag war wirklich eine ganz neue Nummer.

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Hello, eigentlich sollte dies, das letzte Kapitel sein, aber ich hab's in zwei Teile geteilt, weswegen das nur das Vorletzte ist. Aber das Letzte kommt noch, dann ist „Cherry Lips & Freckles" auch schon zu Ende.

River hat irgendwie mal wieder einen an der Waffel, so wie es mir scheint.

-xoxo D

CHERRY LIPS & FRECKLESWo Geschichten leben. Entdecke jetzt