3 | du bist bei mir

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Fest umarmte ich Mary und atmete dabei tief durch.
„Es war schrecklich, Vio.", flüsterte die Blondine immer noch sichtlich mitgenommen, ehe sie sich langsam löste und meine Hände kurz drückte.

„Du bist in Sicherheit. Sie werden euch nie wieder bekommen.", versprach ich ihr ebenfalls glücklich und lächelte etwas.
Ich war so unfassbar froh, dass sie hier war.

Ich wollte mich noch weiter mit ihr unterhalten, als ich jemand anderes sah.
Auch er war sehr mitgenommen und hatte sogar einige Verletzungen im Gesicht und an den Armen.

„Alec...", flüsterte ich erleichtert.
Gott! Sie hatten zum Glück genau den richtigen Container gekappt.

„Vio...", flüsterte der dunkelhaarige erleichtert, ehe ich auf ihn zulief und ihn fest umarmte.

„Wie geht's dir?! Du siehst ja schlimmer aus als ein Unfallwagen.", rief ich kopfschüttelnd und betrachtete ihn einmal, doch er lachte nur leise.

„Ja. Ist doch scheißegal. Ich bin hier! Bin verdammt nochmal hier, Baby! Yes!", rief er grinsend und brachte damit Mary und mich zum Lachen.

Die Sonne schien auf seine blasse, vernarbte Haut und trotz des Grauens, was er erlebt und bestimmt auch gesehen hatte wirkte er so sorgenfrei.
In dem Moment.

Die restlichen Neuankömmlinge, die aus dem Container befreit wurden, waren gerade dabei sich zu stärken.
In einem guten gesundheitlichen Zustand war keiner von ihnen.

Ich untersuchte den ganzen Haufen junger Menschen nach meiner Schwester, obwohl ich genau wusste, dass sie nicht darunter war.

Wieso nicht? Es hört sich wirklich gemein an, aber wieso hatten es alle anderen geschafft, außer meiner Schwester.. und Minho?!

Eliot und ich halfen dabei, das Essen zuzubereiten, während Thomas mit Lluvia spielte.

Wir bereiteten kiloweise Nudeln und Tomatensauce zu, um die hungrigen Mägen dieser Teenager zu füttern, die wahrscheinlich lange nichts mehr richtig gegessen hatten.

Dementsprechend verschlangen sie die großen Mengen, als sei es nichts und wir beobachteten sie lächelnd, ehe Eliot herumlief und sich stolz vorstellte.

Ich sah diese Kinder an, viele waren deutlich jünger als ich und mein Herz schmerzte bei dem Gedanken, dass diese Kinder denselben, oder sogar schlimmeren Schmerz durchmachen mussten, als ich.

„Da draußen gibt es noch Hunderte, die gefangen sind und von uns gerettet werden sollten.
Wie geht's dir, Prinzessin?"
Thomas trat plötzlich neben mich und hauchte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

An der Hand hielt er Lluvia, die sich nun losriss und auf mich zu rannte um mich zu umarmen.
Schmunzelnd hauchte ihr einen Kuss auf den Kopf, woraufhin sie ein fröhliches: „Daddy!", heraus kicherte.

„Ist das eure? Ach Gott, wie süß!", quietschte Clary und kam mit Sonya aufgeregt auf uns zugelaufen, um die, mittlerweile fröhlich kichernde Llu zu betüdelln und sich vorzustellen.

„Nein.", antwortete ich daraufhin ziemlich monoton, ehe Clary sich von Llu trennte und mich ein wenig erschrocken ansah.

„Sie ist...?", murmelte Sonya nun erschrocken, die etwas entfernt sass und wohl zugehört hatte.

„Newt's Tochter.", bestätigte ich ihren Gedanken und nickte.

„Sie ist reizend.. sie ist wunderschön, Vi.", schwärmte Clary verträumt und strich über die zarte Wange dieses kleinen Wunders.

„Und sie.. egal.
Sie ist reizend, ja.", murmelte ich eher zu mir selbst.

-

„Was wolltest du da vorhin sagen? Als Clary und Sonya Llu kennengelernt haben?", fragte Thomas abends, als wir im gemeinsamen Bett lagen und uns wärmend aneinander kuschelten.

„Ich wollte sagen, dass ich Llu niemals hätte bekommen sollen.", meinte ich ernst und sah zu Thomas auf.

„Was sagst du da? Lluvia ist toll und sie ist ein Teil von Newt.
Sagst du das deshalb? Weil du.. weil sie dich zu sehr an ihn erinnert?", vermutete der Braunhaarige und legte seine Arme sofort enger um mich.

„Nein.", sagte ich sofort und ich meinte es auch so.
Lluvia hielt die Erinnerungen an Newt präsent und frisch.
Sie hatte sein Lachen und seine Augen.

„Ich liebe sie mehr als mein Leben.
Mehr als alles andere.
Sie ist das einzige was zählt und ich werde ihr niemals ein sicheres Leben geben können.
Deshalb bekommen vernünftige Frauen in Zeiten wie diesen keine Kinder, denn sie sind zum Sterben verurteilt.", erklärte ich seufzend und sah zu meiner schlafenden Kleinen hinüber.

„Sie hat etwas so viel besseres verdient.", murmelte ich und beobachtete ihre sanften Gesichtszüge und die Art, wie sie an ihrem Daumen nuckelte.

„Sag das nicht, Vio.
Du bist eine tolle Mutter, egal was du denkst.
Und Llu ist da, das kannst du nicht ändern, du kannst versuchen aus unserem Leben, was du für so schlimm hälst, das beste für sie zu machen.
Lluvia liebt dich, sie sieht zu dir auf, ihr ist es egal, was du zu bieten hast und mir ist es auch egal."

Egal wie verbittert ich mittlerweile geworden war, ein Lächeln konnte ich nicht unterdrücken.

Ich lächelte breiter als ich seit Monaten gelächelt hatte.

„Ich liebe dich.", flüsterte ich mit klopfendem Herzen und starrte Thomas in die Augen.

Ich hatte ihm das noch nie gesagt, noch nie und das sah man auch an seiner äußert überraschten Reaktion.

„Vi, du weißt, du musst mir das nicht sagen.
Ich weiß genau, dass du Newt noch liebst und egal wie sehr ich dich liebe, ich muss, genauso wie du akzeptieren, dass du nach so kurzer Zeit nicht aufhören kannst jemanden zu leben, den du so sehr geliebt hast.
Ich werde Newt niemals ersetzen können, ich wünschte ich könnte es, aber ich kann es nicht.", seufzte Thomas und ließ mich langsam los, wobei ich das Gefühl hatte, dass er dies nicht nur körperlich sondern auch seelisch tat.

„Wie du selbst gesagt hast.
Ich kann nicht ändern, was passiert ist.
Ich kann Newt nicht wieder zurückholen.
Newt ist tot, er ist fort und du bist hier, Thomas.
Du bist bei mir.", erklärte ich seufzend und schmiegte mich wieder an ihn.

„Das bin ich.", hauchte Thomas nach einer Weile dann nur, ehe wir beide erschöpft einschliefen.

Am nächsten Morgen unterhielten wir uns mit Aris und Sonya.
Aris war in einem deutlich schlimmeren Zustand, als seine Partnerin, aber er wollte uns unbedingt helfen.

„Weißt du, warum sie Sol und Minho behalten haben?
Du sagtest, sie seien bei euch im Abteil gewesen, aber sie waren nicht mehr drin, als wir euch geholt haben.", meinte Thomas und sah Aris dabei direkt in die Augen, sie saßen sich genau gegenüber.

„Ja, aber es kamen Soldaten und sie wurden weggebracht, tut mir leid, Thomas.", entschuldigte sich Aris, woraufhin wir bloß den Kopf schüttelten.

Was konnte er denn dafür?!

„Kannst du dir vorstellen, wo sie hin wollen? Wo wollten die euch hinbringen?", fragte ich und setzt mich ebenfalls, während Sonya meine Tochter bespaßte.

„Ich weiß es nicht genau, über sowas reden die nicht mit uns.
Aber ich habe ein paar Leute über eine Stadt reden hören.
Der Name wurde aber nie erwähnt.", murmelte Aris und zupfte an seinem frischen Verband rum, woraufhin ich ihm leicht auf die Hand schlug, weshalb er aufhörte.

„Ich dachte es gibt keine Städte mehr auf der Welt.
Keine richtigen.", murmelte Harriet nachdenklich und richtete sich etwas auf.

„Gibt es auch nicht.
Sie sind alle zerstört, verlassen, verbrannt."

Violet 3 - The Death Cure Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt