Bruch

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1. Klasse Aobajohsai High

Du konntest es nicht fassen. Ihr hattet tatsächlich euer Trainingsspiel verloren! Erschüttert von dieser Niederlage trenntet ihr euch von der anderen Mannschaft und wertetet das Spiel aus. Oikawa war heute in keiner guten Form. Obwohl er sich die letzten Wochen so bemüht und immer sein Bestes gegeben hatte, zeigte er heute keine hervorragende Leistung. Sie war eher nur durchschnittlich. Gerade seine berühmt berüchtigten Aufschläge hatte er vermasselt. Zu deiner Erleichterung hatte es niemand weiter aus eurer Schule gesehen, da heute nur die beiden Volleyballclubs anwesend sein durften. Dennoch war dir klar, dass irgendetwas passiert war. Sonst ließ er sich auch von nichts unterkriegen – lässt man mal die Präsenz von Ushijima außen vor.

Es war nun Abend geworden. Doch wieder erkanntest du, dass noch Licht in der Turnhalle brannte.



„Wartest du?", fragtest du an Iwaizumi gewandt, der dir nickend einen feurigen Kuss gab. Gierig erwidertest du diesen, was ihn zum Lächeln brachte.

Schnell begabst du dich in die Turnhalle, als dein Herz vor Schreck stehenblieb. Fassungslos sahst du mit an, wie Oikawa zum Aufschlag ansetzen wollte, aber mitten im Sprung schreiend zusammenbrach. Entsetzt ranntest du auf deinen besten Freund zu und ließest dich unmittelbar neben ihm fallen. Du bemerktest nur, wie er sich voller Schmerzen das rechte Knie hielt.

Du befürchtetest das Schlimmste, weshalb du laut stark nach Iwaizumi riefst. Auch er war über das Leid seines Freundes bestürzt, eilte aber, wie befohlen, zu einem Telefon, um den Krankenwagen zu rufen.


Sachte streicheltest du durch Oikawas schokoladenbraunes Haar. „Es wird alles wieder gut", flüstertest du zu ihm, aber auch zu dir. Sein vor Schmerz verzogenes Gesicht brachte dich beinahe zum Weinen.

„Der Krankenwagen kommt gleich!", hörtest du Iwaizumi, der auf euch zu gerannt kam.

„Pass auf ihn auf! Ich hole schnell etwas zum Kühlen!", befahlst du ihm und liefst in unglaublicher Geschwindigkeit zu eurem Clubraum, um von dort ein Kühl-Akku zu holen.

Mit diesem bewaffnet, ranntest du zurück zu deinen Kindheitsfreunden. Erleichtert sahst du, wie Oikawa aufgehört hatte, zu schreien. Nur noch Tränen rannen seine Wangen hinab. Zügig ließest du dich vor ihm nieder und drücktest die Kühlpackung auf sein bereits blau gewordenes Knie. Zischend sog der Brünette die Luft ein, sah dich aber dankend an.


Vorsichtig rücktest du an ihn und legtest deine kühlen Hände an sein Gesicht. Sanft strichst du ihm die Tränen aus dem Gesicht und sagtest: „Du machst Sachen."

Kopfschüttelnd drücktest du dich an ihn, worauf er einen Arm um dich legte.

„Ich geh gucken, wo der Krankenwagen bleibt", meinte Iwaizumi tonlos und eilte zum Ausgang.

Überrascht schautest du ihm hinterher, wandtest dich dann aber mit deiner vollen Aufmerksamkeit wieder deinem verletzten Freund zu. Kurz schautest du dir sein Knie an, worauf du seufzend sprachst: „Deine Kniescheibe könnte aus deinem Gelenk gesprungen sein."

„Scheiße", wisperte Oikawa und ließ sich auf seinen Rücken gleiten. Dabei blieb sein Knie weiterhin angewinkelt. „Das hat mir noch gefehlt!"

„Keine Sorge! Wir kriegen das schon wieder hin. Bis zum Frühlingsturnier wirst du wieder fit sein", teiltest du ihn aufmunternd mit, jedoch schüttelte der Braunhaarige mit dem Kopf.

„Nein, du verstehst es nicht! Erst macht Aiko mit mir Schluss, dann verhaue ich noch ein wichtiges Trainingsspiel und nun das!", äußerte dein Kindheitsfreund voller Wut und fuhr sich mit beiden Händen durch sein Haar.


Ein kläglicher Ausdruck machte sich auf deinem Gesicht breit. Vorsichtig setztest du dich neben ihn hin und griffst nach seinen Händen, die weiterhin in seinem schokoladenfarbenen Haar steckten. Langsam ließ er von seinem Schopf ab und verschränkte seine Finger mit deinen. Sachte platziertest du jeweils einen Kuss auf seinen Handrücken.

„Alles wird wieder gut. Ich verspreche es!"

Nun drücktest du ihm einen Kuss auf die Stirn, was ihn die Tränen in die Augen trieb.

„Es wird alles gut. Ich bin für dich da."

Immer wieder fuhrst du ihm mit deinem Daumen über seinen Handrücken. Oikawa beruhigte sich.




Es dauerte auch nicht lange, da bemerktest du Iwaizumi, der mit den Rettungssanitätern in die Turnhalle stürmte. Zügig wurde Oikawas Knie provisorisch verarztet und dann auf eine Trage gelegt. Keine Sekunde wichst du von seiner Seite, hieltest stets seine Hand. Als er in den Krankenwagen geladen wurde, durften auch Iwaizumi und du mit. Du wusstest, dass alles gut werden würde, aber dennoch bangtest du. Schließlich hatte deine Kindheitsfreund einige Rückschläge erfahren. Daher war es für dich selbstverständlich gewesen, ihm beizustehen.

Im Krankenhaus musstest du mit Iwaizumi lange warten, bis ihr auf das Zimmer von Oikawa kamt. Erleichterung machte sich bei dir breit, als du endlich in sein Krankenzimmer gehen konntest.



Vorsichtig klopftest du gegen die Tür und öffnetest sie. In einem metallenen Bett mit weißen Laken lag Oikawa, dessen Knie dick einbandagiert war. Ein Lächeln trat auf deine Lippen, als du seine Eltern und seine große Schwester sahst. Schnell begrüßtest du sie mit einer Umarmung, worauf du dich neben deinem Kindheitsfreund auf das Bett setztest. Glücklich schautest du ihn an, machtest dir aber trotzdem noch Sorgen um sein Wohlergehen.

„Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt", flüstertest du an ihn gewandt und drücktest dich an ihn. Sogleich legten sich seine Arme um dich, weshalb du wohlig seufzen musstest.

„Wir lassen euch mal allein", sagte Oikawas Mutter mit einem Lächeln und verschwand mit dem Rest seiner Familie nach draußen. Nur noch Iwaizumi und du wart im Raum, dachtest du jedenfalls, konntest ihn aber nirgendwo ausmachen.

Als der Brünette deinen prüfenden Blick erkannte, meinte er: „Iwa-chan ist mit meiner Familie rausgegangen. Er wird wohl draußen warten."

„Aber-", setztest du an, wurdest allerdings wieder an die muskulöse Brust deines besten Freundes gezogen.

„Danke, dass du für mich da warst", wisperte er und platzierte einen Kuss auf deinen Kopf.

Du merktest, wie rot du wurdest, drücktest dich aber weiter an ihn, sodass du bereits seitlich auf seinem Schoß saßest. „Dafür brauchst du dich nicht bedanken. Ich bin immer für dich da", teiltest du ihm verlegen mit.


Sachte vergrubst du dein Gesicht in seinem Nacken, was ihn kichern ließ. Deine Nasenspitze zog kleine Kreise auf seiner Haut, worauf du ihm einen kleinen Kuss auf seine Halsbeuge gabst.

„Das mit Aiko tut mir leid", äußertest du und blicktest ihm dabei in seine braunen Augen. Iwaizumi und du hatten ihn nie über den Vorfall aufgeklärt – es war besser so.

„Du konntest sie eh noch nie leiden", kommentierte er, ohne wirklich eine Emotion zu zeigen.
Seine kühle Art verletzte dich ein wenig, trotzdem lächeltest du ihn aufmunternd an.

„Du wirst schon eine Andere finden. Immerhin kannst du doch jede haben", lachtest du und drücktest dich an ihn. Doch deine eigenen Worte verletzten dich zutiefst.

„Wie soll ich jede haben können, wenn diejenige, die ich will, bereits vergeben ist?", lauschtest du Oikawas Worten. Verblüfft blicktest du in die braunen Seelenspiegel deines Kindheitsfreundes.

„Toru", wispertest du, warst zu mehr nicht in der Lage.

„Ich liebe dich, [Name], und werde es immer tun", sprach er leise und schlang seine Arme um deine Mitte. Dein Herz schlug höher, als sich sein Kopf an deine Halsbeuge platzierte. Unsicher sagte er noch: „Aber ich weiß, dass du nun Iwa-chan hast."

Traurig schautest du hinab. Tränen bildeten sich in deinen Augenwinkeln, die du versuchtest, verzweifelt wegzublinzeln. Dein Herz fühlte sich mit einem Mal unglaublich schwer an. Es schmerzte regelrecht. Stumm trat die salzige Flüssigkeit über deine Wangen. Ein leises Schluchzen verließ deine Kehle. Oikawa bemerkte deine ruckartigen Bewegungen und betrachtete dich besorgt.

Sanft wischte er deine Tränen aus dem Gesicht und hauchte gegen deine Lippen: „Du kannst für deine Gefühle nichts."

Schnell wischtest du dir mit deinen Händen über deine Augen, um ihn anzuschauen. Es war nicht das erste Mal, dass du diese Worte hörtest. Das letzte Mal hattest du sie verwendet.

„Ich liebe dich auch, Toru. Aber ich liebe auch Hajime", gestandst du ihm und nun endlich dir.

„Ich weiß", sagte der Volleyballer sanft und drückte dich an sich.




Nach einer Weile löstest du dich von Oikawa und tratst aus dem Krankenzimmer. Sogleich nahmen dich seine Eltern wieder in den Arm und auch seine große Schwester knuddelte dich. Doch dein Blick war stets auf Iwaizumi gerichtet, der an der gegenüberliegenden Wand lehnte. Als die Oikawas im Zimmer verschwanden und die Tür hinter sich schloss, gingst du zu deinem Freund.


„Wie geht's ihm?", fragte er und ließ seine Aussage schon belanglos wirken.

„Besser. Er hat gesagt, dass er sich für einige Wochen schonen muss, da ihm die Kniescheibe aus dem Gelenk gesprungen ist. Wenn er wieder Volleyball spielen kann, muss er ab sofort einen Kniehalter tragen", berichtetest du ihm, worauf er nickte.

„Und wie geht es dir?", erkundigte er sich und sah dich intensiv aus seinen grünen Augen an.

„Mir geht es gut", antwortetest du. Auch wenn es dir schwerfiel, lächeltest du Iwaizumi sachte an.


Plötzlich spürtest du, wie dich der Dunkelhaarige an der Hüfte packte und dich gegen die Wand drückte. Rau legte er seine Lippen auf deine und bewegte sie leidenschaftlich. Überrascht keuchtest du auf, was er nutzte, um seine Zunge in deine Mundhöhle zu schieben. Deine Beine fühlten sich bei diesem heißen Zungenkuss wie Wackelpudding an, weshalb du deine Arme um seine Schultern schlangst. Spielerisch fuhren seine Finger unter dein Shirt und neckten deine nackte Haut.

„Hajime", keuchtest du, worauf er sein Unterleib gegen deinen drückte. Erschrocken bemerktest du, dass er bereits Anzeichen einer Erektion hatte.

„Du bist mein", wisperte er gegen deine Lippen und küsste dich nochmal voller Gier.

Dein Herz schlug unregelmäßig und viel zu schnell in deiner Brust. Dir wurde beinahe schwindelig.

„Komm, lass uns nach Hause gehen. Wir haben noch einiges vor", meinte Iwaizumi und lachte heiser, wodurch ein angenehmes Kribbeln zwischen deinen Beinen entstand.

Nickend lächeltest du leicht und wurdest von ihm an die Hand genommen. Sogleich verschränkte er seine Finger mit deinen und führte dich aus dem Krankenhaus.

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