Abschied

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2. Klasse Kitagawa Daiichi Junior High

Das Spiel war zu Ende und das Training schon lange vorbei. Trotzdem hörtest du noch, wie jemand in der Turnhalle immer wieder auf einen Ball einschlug und der Ball anschließend mehrmals auf den Boden fiel. Dir war klar, wer es war, dennoch wolltest du nachsehen.

An der Tür bemerktest du Iwaizumi, welcher anscheinend auf Oikawa wartete. Schließlich wohntet ihr alle in einer Gegend. Plötzlich nahmst du eine andere Stimme in der Halle wahr und luchstest an dem Dunkelhaarigen vorbei. Kageyama fragte den Brünetten danach, ob er ihm den Aufschlag beibringen würde. Doch Panik loderte in dir auf. Bereits von weitem konntest du die Aversion deines Freundes gegenüber dem Jüngeren erkennen. Eilig liefst du in die Halle, doch Hajime kam dir zuvor. Rechtzeitig fing dieser Torus Arm ab. Diese Szene kam dir wie eine aus einem schlechten Film vor.

Wütend schrie Iwaizumi Oikawa an, während du nur geschockt zusehen konntest. Du hättest nie damit gerechnet, dass der Setter fähig dazu wäre, jemanden zu schlagen. Doch du fingst dich schnell und begleitetest Kageyama kurz nach draußen, damit er die weiteren Dinge nicht mitbekam. Du wusstest, dass Hajime die Situation im Griff hatte. Dennoch kehrtest du einen Augenblick später zurück und konntest nicht fassen, was du vorfandst. Einen Oikawa, welchem die Nase blutete, und einen Iwaizumi, dessen Stirn knallrot war.

„Was habt ihr schon wieder angestellt?!", riefst du fassungslos und liefst zu den beiden.

Schnell begutachtetest du die Stirn von Iwaizumi und dann die Nase von Oikawa. Kopfschüttelnd erzählte dir der Dunkelhaarige, was vorgefallen war, weshalb du beiden einen Klaps auf den Hinterkopf gabst.

„Ihr seid doch total bescheuert", äußertest du frustriert, lächeltest dann aber und zogst beide in eine Umarmung.

Anschließend löstest du dich von ihnen und griffst nach ihren Händen, woraufhin du sie mit ins Bad zogst. Dort verpasstest du Iwaizumi einen nassen, kalten Lappen aus mehreren Papiertüchern auf die Stirn und Oikawa reinigtest du seine Nase vom Blut.

Während du dem Setter die Nase mit einem feuchten Papier säubertest, schütteltest du mit dem Kopf und sagtest: „Hajime, du hattest wirklich Glück, dass du Toru nicht die Nase gebrochen hast."

„Er hatte es aber verdient!", meinte der Angesprochen, woraufhin du ihm das blutige Papier ins Gesicht warfst.

„Gewalt ist keine Lösung! Du solltest dich langsam mal zusammenreißen", keiftest du.

Oikawa grinste Iwaizumi an und witzelte: „Hörst du, [Name]-chan hat recht."

„Halt du auch deine Klappe. Schließlich war dein Verhalten der Anlass für das Ganze überhaupt gewesen! Wie kann man nur denken, allein die Verantwortung auf seine Schultern für ein misslungenes Spiel zu nehmen? Wie Hajime gesagt hatte, stehen sechs auf dem Spielfeld und nicht nur du. Du bist ein großartiger Setter, weil du das Team erstrahlen lässt! Du nutzt die einzelnen Fähigkeiten deiner Mitglieder aus und passt dich ihrem Spiel an. Kageyama hat noch eine Menge zu lernen. Du könntest sein perfektes Vorbild sein! Aber nein, du wolltest ihn blind vor Wut schlagen! Du bist so ein Idiot!"

Dein Mund fühlte sich mit einem Mal total trocken an. Du hattest eindeutig zu viel geredet. Dein Brustkorb hob und senkte sich stark. Du konntest nicht fassen, was du alles von dir gegeben hattest.
Verblüffung zierte Oikawas Gesichtszüge. Doch allmählich bildete sich ein Grinsen auf seinen Lippen.

„Ich wusste ja gar nicht, dass du so viel am Stück reden kannst", lachte der Setter.

Eingeschnappt, verschränktest du deine Arme vor der Brust und sahst beleidigt weg.

„War doch nur ein Scherz", kicherte der Brünette und tätschelte deinen Kopf.




Du warst froh, dass sich alles normalisierte. Oikawa verhielt sich äußerst kindisch gegenüber Kageyama, sobald er von ihm gefragt wurde, ob er ihm seinen Aufschlag zeigen könnte. Es beruhigte dich, zu wissen, dass er nun keine Angst mehr davor hatte, von dem jungen Setter ersetzt zu werden. Schließlich würde er sowieso bald seinen Platz als Kapitän und Stammsetter aufgeben müssen. Du warst traurig, denn bald würdest du nicht mehr mit ihm und Iwaizumi auf eine Schule gehen. Dann müsstest du ein ganzes Schuljahr warten, bis ihr endlich wieder vereint sein konntet. Doch bis es erst so weit kommen konnte, hattet ihr noch ein Ziel vor Augen: Das Spiel gegen die Shiratorizawa Junior High.


Du warst sichtlich angespannt. Es lief dir beinahe kalt den Rücken runter, bei der Vorstellung wieder auf Ushijima zu treffen. Er war riesig und furchteinflößend. Außerdem konntet ihr bisher kein Spiel gegen ihn gewinnen. Er wirkte wie eine unüberwindbare Mauer, die man nicht bezwingen konnte. Trotzdem bliebst du optimistisch. Ihr hattet hart trainiert und du wusstest, dass dein Team einiges draufhatte.


Du konntest nicht aufhören zu jubeln. Ihr hattet den zweiten Satz gewonnen. Freudig schlossest du Oikawa und Iwaizumi in die Arme, entferntest dich aber schnell von ihnen, um ihnen ihr Getränk zu geben.

„Wenn es im nächsten Satz genauso gut läuft, haben wir quasi schon gewonnen", plappertest du und drehtest dich einmal um dich selbst, was deine besten Freunde zum Lachen brachte.

„Wir werden uns auf jeden Fall Mühe geben!", meinte Oikawa entschlossen.

Ein Pfiff ertönte. Dies war das Zeichen dafür, dass der 3. Satz nun begann. Du warst so aufgeregt, stutztest aber im nächsten Moment, als sich eine Hand auf deinen Kopf legte.

Irritiert blicktest du in Torus braune Augen, woraufhin er dir sagte: „Ich gebe mein Bestes für dich."

Eine leichte Röte zierte deine Wangen. Auch dein Herz schlug mit einem Mal kräftig in deiner Brust. Doch du übergingst dieses seltsame Gefühl in deinem Bauch und grinstest ihn breit an.

„Das will ich doch hoffen."




Doch leider hatte die Entschlossenheit eures Teams nicht gereicht. Ihr wurdet zweiter, während Ushijima erneut über euch triumphiert hatte. Du warst enttäuscht, gerade weil es das letzte Spiel für Iwaizumi und Oikawa in der Mittelschule war. Dennoch freute es dich ungemein, dass der Brünette als bester Setter ausgezeichnet wurde. Dies hatte er sich redlich verdient.


Das Applaudieren fiel dir schwer. Tränen liefen dir über dein Gesicht, besonders in dem Moment, wo auch deine besten Freunde anfingen zu weinen. Du hattest lange nicht mehr Iwaizumi Rotz und Wasser heulen sehen. Jedoch erkanntest du weit mehr in ihren Gesichtern. Sie wirkten entschlossen. Entschlossen ein weiteres Mal gegen Ushijima anzutreten. Du warst dir sicher, dass sie es schaffen würden. Zumindest eines Tages.




Der Tag des Abschieds war gekommen. Ein letztes Mal gingt ihr gemeinsam zur Schule. Ein letztes Mal gingt ihr gemeinsam zum Training. Ein letztes Mal spieltet ihr gemeinsam Volleyball in der Turnhalle. Es schmerzte dich tierisch. Du wolltest nicht, dass es zu Ende war. Doch insgeheim wusstest du, es war der Anfang vom Ende. Du konntest dir noch nicht vorstellen, wie es sein würde, im kommenden Schuljahr ohne sie zu sein. Ohne sie in der Turnhalle zu stehen und ein Trainingsspiel zu absolvieren. Du wolltest es dir nicht vorstellen. Ohne sie war Volleyball nun mal kein Volleyball.


Weinend riebst du dir über die Augen, als Iwaizumi, Oikawa und du deine Haustür erreichtet. Überrascht schauten dich deine beiden Kindheitsfreunde an, verstanden nicht, was auf einmal in dich gefahren war.

„Ich will nicht ohne euch zur Schule gehen", klagtest du jämmerlich.

Erst jetzt erkannten sie, was mit dir los war. Schnell zog dich Oikawa in die Mitte der beiden. Du spürtest deren Hände auf deinem Kopf und deinem Rücken.

„Ich möchte nicht ohne euch sein", teiltest du ihnen abermals mit.

Sanft strich dir Toru durchs Haar. Leise sprach er dabei: „Du wirst niemals allein sein. Du bist immerhin ein Teil von uns. Ich verspreche dir, dass wir dich niemals allein lassen. Wenn etwas in der Schule sein sollte, kannst du jederzeit zu uns kommen. Nicht wahr, Iwa-chan?"

Dieser nickte und berührte sachte deine Schulter, weshalb du aufblicken musstest. Vorsichtig legte er eine Hand an deine Wange, woraufhin du lächeln musstest.

„Wir werden uns sowieso ständig sehen. Schließlich wohnen wir direkt in der Nähe", sagte der Dunkelhaarige und lächelte leicht. 

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