Erinnerungen Kapitel 11

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Als das warme Wasser Alec's großen und muskulösen Körper umspielte und seine Muskeln langsam entspannten, waren seine Gedanken wieder in der Vergangenheit.

Als er den Brief mit seinen Entlassungspapieren in den Händen gehalten hatte, war er geschockt. Dabei kam es noch nicht einmal überraschend. Aber es so schwarz auf weiß zu sehen, hatte trotzdem eine Schockreaktion in seinem Körper ausgelöst. Schließlich hatte er sich selbst geoutet, also hätte der Brief ihn nicht überraschen dürfen.

So sehr er es auch versucht hatte, er hatte Magnus's Anziehungskraft nicht entgehen können. Er fragte sich damals Zeitpunkt wirklich, ob es ein Geschenk oder eine Strafe war, dass Magnus zu seinem Squad eingeteilt wurde. Sie hatten so lange versucht ihre Gefühle zu ignorieren und sich mehr als einmal damit gegenseitig heftig verletzt. 

Doch irgendwann hatte es kein Zurück mehr gegeben. In einer abgeschiedenen Ecke einer Bar hatten sie sich schließlich endlich geküsst und gehofft, dass es niemand gesehen hätte. Doch schon bald machte ein Gerücht die Runde, dass Alec einen Mann geküsst hätte. Magnus hatte man also nicht erkannt. 

Doch Alec konnte nicht zulassen, dass es zu einer Untersuchung kam und Magnus eventuell ebenfalls unehrenhaft entlassen werden würde. Also entschied er sich zum psychologischen Dienst zu gehen und sich dort als schwul zu outen, in der Hoffnung, so dem CID (militärische Strafverfolgungsbehörde der USA) zuvorzukommen. 

Er hatte es nicht bereut. Zu keiner Zeit hätte er seine Handlung verändert. Er hätte immer wieder so gehandelt. Doch er hatte es gehasst, dass er beschlossen hatte, ebenfalls den Kontakt zu Magnus abzubrechen. Im Affekt hatte er kurzerhand sein Handy in einem Müllkontainer entsorgt. Alles, um Magnus zu schützen.

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Magnus war so aufgedreht und fühlte sich wie ein Teenager. Dabei war er dies schon lange nicht mehr. Er hatte alle Sorgen ausgeblendet und freute sich einfach darüber, Alec wieder gefunden zu haben. Schon als er ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte er sich unglaublich zu ihm angezogen gefühlt.

Noch vor dem Briefing hatte Alec seine Aufmerksamkeit und Bewunderung an sich gerissen. Magnus hatte mit allen anderen in der Messe gesessen und konzentrierte sich nur auf sein Essen, bis es am Nachbartisch ein lauteres Gespräch gab. Ein paar Soldaten lachten und scherzten, doch es hörte sich an, als würden sie über jemanden herziehen. 

Alec, der nicht weit von Ihnen entfernt gesessen hatte, sprach ruhig und deutlich in der plötzliche Stille: „In diesem Camp zählt nur, dass jeder gesund wieder nach Hause geht. Egal welche Hautfarbe, Herkunft oder Sexualität. Habe ich mich da klar ausgedrückt?". Er musste nicht laut reden, sein gesamter Körper, seine Augen, strahlten eine immense Autorität aus. Die Soldaten hatten salutiert und Alec stand vom Tisch auf.

Natürlich war dieser Mann überaus attraktiv, das musste jeder sehen. Doch da war mehr. Das wusste Magnus direkt. Auch wenn er es lange Zeit nicht wahrhaben wollte, hatte sich Alec Schritt für Schritt immer weiter in sein Herz eingeschlichen. Und dort war er bis heute.

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Alec stand immer noch im Türrahmen und Magnus realisierte erst jetzt, dass er sehr ernst aussah. Man konnte ihm ansehen, dass er nach Worten suchte. Magnus sah verwirrt und besorgt aus: „Was...? Kann ich dir helfen?"

„Magnus, ich..." Alec sah den angsterfüllten Blick von Magnus und fügte schnell hinzu: „Nein, ich werde nicht fliehen, das habe ich versprochen!" Magnus seufzte zunächst erleichtert und war dann wieder gespannt, was Alec sagen würde.

Alec fasste Mut, stellte sich aufrecht mit den Händen hinter dem Körper verschränkt. „Ich weiß nicht, wie du dir das vorgestellt hast, aber ich werde nicht einfach hier wohnen und dir auf der Tasche liegen. Lieber schlafe ich wieder auf der Straße." Damit endete die Ansprache und Magnus war wie vor den Kopf gestoßen. 

„Ich... ich weiß.. also ich glaube dir, dass du nur helfen willst", sprach Alec wieder, „aber ich...".  Magnus hatte den Kopf auf die Hände gestützt und unterbrach Alec nun leise: „...du bist stolz und dickköpfig wie immer und lässt dir von niemandem helfen?" Jetzt sah er Alec mit einem gequälten Lächeln an.

Alec schwieg einen Moment und schnaufte dann fast ein wenig verächtlich: „Ja, da hast du wahrscheinlich recht." Magnus hielt ihm die ausgestreckt Hand hin und Alec kam auf ihn zu, nahm seine Hand und Magnus zog ihn neben sich aufs Bett, so dass sie nun beide zugewandt auf der Bettkante saßen.

„Wirst du dir für einen Monat helfen lassen?", fragte Magnus nach einer Pause. „Zwei Wochen", gab Alec zurück. „Wir treffen uns bei drei", sagte Magnus bestimmt und Alec nickte. „Und ich darf dir ein paar Klamotten besorgen, da du sicher nicht in meinen herumlaufen möchtest. Ok, Alexander?" Dieser nickte stumm. 

„Können wir dann dieses Thema für diese Zeit abhaken?", hakte Magnus nach und schaute Alec eindringlich, aber liebevoll an. Alec nickte sichtlich erleichtert. „Fein! Dann werde ich mich jetzt schnell fertig machen und dann gehen wir in den Bagel-Laden um die Ecke zum Frühstücken. Ich habe für dich Kaffee gekocht, der steht in der Küche. Fühl dich wie zuhause, Alexander." Er strich Alec mit dem Handrücken kurz über die Wange, lächelte ihn an und schnappte schnell seine Klamotten, um ins Bad zu gehen. Alec hielt ihn am Arm fest und sagte leise: „Danke." Beide schauten sich in die Augen und dann ließ er Magnus gehen. „Bin gleich wieder da", sagte Magnus und machte sich auf den Weg.

Be all that you can be - except gayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt