Allein Teil 51

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AN: Hallo ihr Süßen. Habt ihr euch gut vom Finale erholt?

Danke für über 560 Sternchen und über 2100 Reads. :)

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Freitagmorgen

Alec packte seine Sachen und verließ die Wohnung. Es war noch sehr früh am Morgen als er im Zwielicht des neuen Tages zur U-Bahn ging. Die Geschäfte hatten noch geschlossen und nur ein paar seltsame Menschen waren unterwegs. Er stöpselte seine Kopfhörer in die Ohren und stellte seine Playlist auf Random.

Alec hatte versucht auf der kleinen Couch ein wenig zu schlafen. Sein Nacken und sein Rücken spürte er immernoch schmerzend. Er wollte Magnus nicht verlassen. Doch am frühen Morgen nach Stunden ohne Schlaf, hielt er es in der kleinen Wohnung nicht mehr aus. So leise wie möglich hatte er sich ins Schlafzimmer und Bad geschlichen, um ein paar Sachen zu holen und sich fertig zu machen.

Froh darüber, dass Jace schon/noch wach gewesen war, hatten sie sich zum Frühstück verabredet. Jace hatte Nachtdienst und lud ihn zu einem klassischen amerikanischen Frühstück in sein Lieblingsdiner ein.

Offensichtlich sah Alec ziemlich mitleidserregend aus. Jace hatte bei seinem Anblick seinen wahrscheinlich fiesen Spruch runtergeschluckt und seinen großen Bruder einfach nur umarmt. Sogar in der U-Bahn hatte ihm ein wildfremder Mann – groß, breit, mit dichtem Bart, Holzfällertyp – freundschaftlich auf die Schultern geklopft und gebrummt: „Alles wird gut, Süßer..." Entweder der Typ kam nicht aus New York oder Alec sah wirklich erbärmlich aus, das es sogar einen New Yorker zum Heulen brachte.

„Was hast du jetzt vor, Bruderherz?", fragte Jace, nachdem sie bestellt hatten. Alec zuckte nur mit den Schultern. Und in dem Moment sah er wirklich hoffnungslos und erschöpft aus.

Endlich kam der Kaffee und Alec legte beide Hände um seine Tasse, um sich zu wärmen. Doch die Kälte, die er seit gestern Abend fühlte, konnte sie nicht verscheuchen.

Er hatte seinen Militärmantel angezogen. Warum dieser noch immer im Flur hing, konnte er nicht verstehen. Eigentlich hätte er ihn schon längst entsorgen müssen. Nicht nur, dass er ihn an eine schlimme Zeit erinnerte, so wusste er auch, dass Militärkleidung böse Erinnerungen in Magnus auslösten. Wahrscheinlich waren beide in den letzten Tagen so beschäftigt gewesen, dass die Jacke nicht aufgefallen war.

Heute Morgen war er froh darum gewesen ihn zu finden, damit er etwas gegen die Kälte hatte, doch eigentlich wollte er den Mantel am liebsten direkt los werden.

Jace war immer derjenige gewesen, der pausenlos irgendwelches Zeug plapperte. Doch gerade heute war er still. Wahrscheinlich war er nur total müde, immerhin hatte er Nachtdienst gehabt. Auch draußen war es still und nicht so hektisch, wie es schon in kurzer Zeit wieder sein würde.

Irgendwas an dieser Ruhe brachte Alec dazu zu reden. „Ich weiß es nicht, aber es könnte sein, dass mich Magnus gestern raus geschmissen hat", sagte er schließlich leise.

„Was? Nein! Alec, das kann nicht sein!" Jace war nicht leise und auch nicht ruhig. Plötzlich war er hellwach und ziemlich irritiert, aber auch verärgert. „Selbst unser Vater hat gesehen, dass Magnus dich liebt. Alec, das ist nicht möglich!" Entschieden schüttelte Jace den Kopf.

Alec hatte den Kopf hängen lassen und sprach leise weiter: „Er sagte, ich sei zu perfekt und dass ich verschwinden soll."

Jace schwieg verwirrt. „Zu perfekt? Sonst nichts?" Er kratzte sich am Kopf und sprach mehr mit sich selbst: „Ich habe ja schon vieles gehört, aber nicht, dass man jemanden loswerden will, weil der perfekt sein soll... Wobei du, sorry liebster Bruder, ja nun echt nicht perfekt bist!"

Das Essen wurde gebracht und beide aßen schweigend. Jace grübelte, wie er seinem Bruder helfen konnte: „Was sagt seine Freundin, wie heißt sie noch?" „Cat." „Richtig!" „Ich will sie nicht stören..."

„Hmmm, und kannst du diese Maia anrufen? Ich finde, du hast noch einiges gut bei ihr!"

„Weiß nicht", nuschelte Alec, während er in seinem Rührei herumstocherte.

„Dann wirst du heute Abend nicht zum Familienessen kommen. Ich denk mir eine Ausrede aus, damit Iz dich nicht erschlägt." „Danke, Jace."

„Ich werde mich gleich ins Bett packen. Hier ist ein Schlüssel für dich für die Haustür, damit du nach dem Training rein kannst. Lass dich nicht von Clary schlagen. Die liest ihre Nachrichten nicht immer", sagte Jace mit einem aufmunternden Lächeln. Dann schob er ihm einen Schlüssel rüber, bezahlte und verabschiedete sich schließlich von seinem Bruder.

Alec blieb noch lange im Diner sitzen und genoss die Ruhe. Irgendwann räumte die Kellnerin das fast unberührte kalte Essen weg und schenkte zum dritten Mal Kaffee nach. Sie hatte versucht, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, doch Alec ging dann lieber.

Da er noch etwas Zeit hatte, ging er zu Fuß zum ‚Institut'.

Seine Gedanken kreisten um nichts anderes, als um Magnus und um die letzten Worte, die er zu ihm sagte. Alec wurde einfach nicht schlau daraus. Er war nicht perfekt, wie konnte Magnus das glauben? Und warum machte Magnus das so fertig?

Vielleicht sollte er Cat wenigstens vorwarnen? Doch hatte Magnus nicht gesagt, dass sie heute beim Aufbau beschäftigt sein würde? Da ist für so ein Drama wahrscheinlich keine Zeit.

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Es war schon spät, als Magnus mit verweinten Augen aufwachte. Er hatte heute keine Termine. Cat koordinierte heute den Aufbau und brauchte ihn nicht. Geplant war, dass er sich um die anderen Events kümmerte, doch das musste heute ausfallen.

Magnus hatte das herausragende Talent, immer eine Maskerade aufzusetzen egal wie beschissen es ihm ging. Doch seit er Alexander wiedergefunden hatte, bröckelte seine Maskerade und wollte einfach nicht mehr passen.

Und er hasste sich selbst dafür,  denn seine Maskerade war Teil seines Überlebensinstinktes. Und er hasste, dass er nicht mehr funktionierte. Und dass er nicht einfach seine Gefühle abschalten konnte, um weiter zu arbeiten, wie jeder andere auch. Und dass er Alexander angeschrien hat, obwohl er nicht falsches getan hat. Aber vor allen Dingen sich selbst und dass er seinen Geliebten hatte gehen lassen.

Erschrocken und in der Hoffnung, dass alles ein furchtbarer Traum gewesen war, hatte Magnus in der ganzen Wohnung nach Alec gesucht. Alecs Tasche war weg, seine Sportkleidung und seine schäbige Militärjacke. Kein Zettel, keine Nachricht...

'Ist er... habe ich ihn...' Magnus konnte den Gedanken nicht zu Ende denken.

Er sank zu Boden, da wo er gerade stand und brach erneut in Tränen aus.

Be all that you can be - except gayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt