24- Jay

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„Hierfür gibt's kein Wort, das jemals das Gefühl beschreiben kann."
(Jupiter Jones – Still)

„Brad, ich muss mit dir reden."
„So, musst du das?" Er grinste und schlug mir auf die Schulter. „Was gibt's denn?"
„Es geht um Cat." Fieberhaft überlegte ich, wie ich dieses Gespräch in die richtige Richtung lenken sollte. Nach dem Basketballtraining hatte ich in der Sporthalle auf ihn gewartet, um endlich ein klärendes Gespräch führen zu können. Leider hatte Brad ewig gebraucht, sodass ich nun schon seit einer Ewigkeit gewartet hatte. Alle anderen waren logischerweise schon verschwunden.
„Was ist mit ihr? Ich hab' gesehen, wie du sie geküsst hast. Hast du's geschafft?"
Ich schüttelte mit dem Kopf.
„Aber dann bist du jetzt mit Cat zusammen?"
„Richtig." Unsicher fuhr ich mir mehrmals durch die Haare. „Hör mal, Brad, das ist alles ein wenig kompliziert ..."
Spöttisch zog er seine Augenbrauen nach oben. „Was willst du damit sagen? Du weißt genau, was passiert, wenn du versagst. Dann steht Rollentausch an."
Wut staute sich in meinem Bauch an. Das Ganze lief eindeutig falsch. Es würde in einer Katastrophe enden, das spürte ich. „Du hast doch keine Ahnung! Hör auf, ständig über Sachen zu urteilen, von denen du nichts verstehst!" Warum konnte ich ihm nicht einfach ins Gesicht brüllen, dass ich sie liebte? Würde er dann trotzdem wagen, sich an sie ranzumachen?
„Alter, seit wann hast du dich eigentlich so verändert? Ist ja nicht zum Aushalten. Entscheide dich endlich. Entweder du oder ich. Also, was ist jetzt mit Cat?" Sein Gesichtsausdruck, der zunächst noch verwirrt gewesen war, wurde zu einem selbstsicheren, entschlossenen. Er hatte einen Plan, das sah ich ihm an. Obwohl ich diesen Plan nicht kannte, wusste ich dennoch, dass es für Cat nichts Gutes bedeuten würde. Malte er sich jetzt womöglich schon aus, wie er sie ins Bett bekommen würde? Allein der Gedanke daran ließ mich erschaudern und bewegte mich wahrscheinlich zu der Antwort, die ich sonst nie gegeben hätte.
„Sie ist ein Spiel, weiter nichts. Ein Spiel, das ich gewinnen werde." Mein Kopf schmerzte und meine Stimme hatte einen müden Klang angenommen. Wie hatte ich mich jemals nur so in die Scheiße reiten können?!
„Dann wäre ja alles geklärt. Wir sehen uns morgen.", grinste Brad zufrieden und schlenderte schief pfeifend aus der Tür hinaus. Ich atmete noch einige Male tief durch, bevor auch ich endlich die Schule verließ.
Kälte schlug mir entgegen, als ich den leeren Parkplatz betrat. Fluchend sah ich mich um. Eigentlich hätte Cat auf mich warten sollen, doch als ich auf die Uhr schaute, wurde mir bewusst, dass ich mich um fast eine halbe Stunde verspätet hatte. Wahrscheinlich hatte sie gedacht, ich hätte unser Treffen vergessen.
Mit mieser Laune, die sich wegen dem Gespräch mit Brad auf den Nullpunkt gesenkt hatte, machte ich mich auf den Weg zur nächsten U-Bahn Station. Da Cat mich hatte abholen wollen, war ich nicht wie sonst mit dem Auto zum Training gefahren. So dauerte es natürlich jetzt umso länger, bis ich endlich zu Hause angekommen war, wo ich mich sofort in meinen Jeep setzte und als Ziel Cats Haus ansteuerte. Vielleicht könnten wir den Abend einfach so gemeinsam verbringen, denn für Kino war es jetzt eindeutig zu spät. Ich wünschte mir einfach nur, sie in den Arm zu nehmen und alles andere zu verdrängen. Aufgrund dieser Gedanken, hob sich meine Laune wieder und ein Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab, während ich auf den Klingelknopf drückte. Ein Lächeln, das mir verging, als die Haustür geöffnet wurde.
„Cat, was ist passiert?" Bestürzt sah ich in ihr tränenüberströmtes Gesicht und streckte eine Hand aus, um ihre Wange berühren zu können. Sie wich vor mir zurück.
„Du mieses Arschloch." Sie versuchte zu schreien, doch ihre Stimme brach. Vielmehr wurde ein herzzerreißendes Schluchzen daraus. Ich konnte nicht verstehen, was sie dazu bewog, mich zu beschimpfen, doch ein ungutes Gefühl breitete sich immer weiter in meinem Inneren aus. Trotzdem versuchte ich ruhig zu bleiben.
„Was ist los?", fragte ich sanft und versuchte auf sie zuzugehen, woraufhin sie jedoch weiter zurückstolperte.
„Da fragst du noch?" Ein Schluchzen bahnte sich den Weg ihre Kehle hinauf. „Wie konntest du mir das antun?"
„Was meinst du? Was habe ich falsch gemacht?" Verzweifelt sah ich sie an. Die Verspätung konnte wohl kaum dafür verantwortlich sein, dass sie weinend und völlig fertig hier vor mir stand.
„Es war alles nur eine Lüge. Eine verdammte Lüge.", flüsterte sie kaum hörbar und erneut flossen Tränen ihre geröteten Wangen hinab.
„Was war eine Lüge?"
„Das mit uns." Zum ersten Mal, seit ich geklingelt hatte, sah sie mir direkt ins Gesicht. Der Schmerz in ihren Augen erschreckte mich dermaßen, dass ich nicht fähig war, etwas zu sagen. Erst jetzt kam die Erkenntnis wie ein Schlag in die Magengegend bei mir an. Ich keuchte einmal leise. Sie musste das Gespräch zwischen mir und Brad gelauscht haben. Sie hatte etwas gehört, was ich gesagt, aber nicht so gemeint hatte.
„Ich war nur eine Wette für dich." Ihre Stimme hatte ihre ganze Kraft verloren und ihr müder Blick wich dem Meinen aus. „Du kannst jetzt gehen, Jay. Das Spiel ist vorbei."

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