17 - Cat

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„Trauer und Glück sind so oft ein Paar."
(Wise Guys – Sorge dich nicht)

„Cat! Schön, dich mal wieder zu sehen!" Meine Grandma schloss mich herzlich in die Arme, ehe sie auch meine Geschwister begrüßte. Dad war schon ins Wohnzimmer gegangen, um seinen kleinen Bruder und seine kleine Schwester, die ebenfalls gekommen waren, zu begrüßen. Mein Dad hatte vier jüngere Geschwister, allerdings waren seine anderen beiden Brüder nicht gekommen, da sie einfach zu weit weg wohnten.
Mir graute es schon davor, das Wohnzimmer zu betreten und meiner Cousine zu begegnen, aber es musste ja schließlich sein. Ich atmete noch ein letztes Mal tief ein, bevor ich mich in die Höhle des Löwen begab.
„Cat!" Meine Tante trat mit ausgebreiteten Armen auf mich zu.
„Tante Karen.", murmelte ich und ließ die Umarmung über mich ergehen. Eigentlich war sie ganz nett, aber ich verstand einfach nicht, wie sie ihre Kinder so hatte verziehen können.
„Ach, da ist ja der Loser.", grinste mir ein sorgfältig geschminktes Gesicht entgegen, nachdem meine Tante sich wieder entfernt hatte.
„Ich freue mich auch nicht, dich zu sehen, Natalia.", lächelte ich zuckersüß, obwohl ich ihr am Liebsten ins Gesicht geschlagen hätte.
„Kein Wunder, dass Drew nichts mehr mit dir zu tun haben wollte. So wie du aussiehst." Sie reckte ihren Kopf noch ein Stück weiter in die Höhe, um mir überlegen zu wirken. Scheinbar verkraftete sie nicht, dass ich größer als sie war. Sonst war sie es ja gewöhnt, durch ihre mörderischen High Heels auf die meisten Mädchen herunter zu schauen.
„Weißt du was, Nat? Mach mit Drew doch, was du willst."
„Keine Sorge, Drew und ich haben ungeheuer viel Spaß, seit du weg bist. Er hat nicht mal einen einzigen Gedanken an dich verschwendet."
Obwohl ich wusste, dass es nicht stimmte, ballte ich meine Hände zu Fäusten. Es fehlte nicht mehr viel, dann würde ich ihr mitten auf die Stupsnase schlagen.
„Beruhige dich, Catie.", vernahm ich kurz darauf die leise Stimme meines Bruders im Ohr. Sanft berührte er mich am Arm, um sicherzugehen, dass ich nicht explodieren würde.
„Phil.", meinte unsere Cousine lächelnd und musterte meinen Bruder von oben bis unten. „Du siehst gut aus. Schade, dass du mein Cousin bist." Sie schien es wirklich zu bedauern, so wie sie nachdenklich ihr Gesicht verzog. Über so viel Frechheit konnte ich nur staunen. Sie fing anscheinend mit jedem männlichen Wesen etwas an, das ihr über den Weg lief.
„Sei froh, dass ich keine Mädchen schlage, Natalia.", knurrte Phil. „Wenn ich es tun würde, wärst du die Erste, die meine Faust im Gesicht spüren würde."
„Uh, da ist aber jemand ganz schön aggressiv. Ich steh auf Bad Boys."
Eine Weile sah ich sie nur fassungslos an und brach dann in schallendes Gelächter aus. Mein Bruder schnaubte dagegen nur kurz und drängte sich an ihr vorbei.
„Ich würde sagen, du brauchst dringend einen Psychiater.", machte ich mich immer noch kichernd über sie lustig.
Mein Lachen erstarb auf meinen Lippen, als sie mich am Handgelenk packte und dies schmerzhaft verdrehte.
„Lach mich nie wieder aus, oder du wirst es bereuen, verstanden?!", zischte sie bedrohlich.
„Mädels, jetzt ist es aber gut. Natalia, lass Cat sofort los."
Tatsächlich spürte ich, wie meine Cousine meinen Arm wieder losließ, sich umdrehte und ging.
„Hey Kleines. Alles okay?"
„Tom!", grinste ich und schlang meine Arme um den Hals meines riesigen, jungen Onkels. Er war der Jüngste der Geschwister meines Dads und zählte erst 33 Jahre.
„Hat sie dir wehgetan?"
„Quatsch.", meinte ich, doch er glaubte mir nicht wirklich. Tom wusste alles, was jemals zwischen mir und Natalia vorgefallen war. Außerdem kannte er jedes kleine Detail von der Sache zwischen Drew und mir. Nicht einmal meinem Dad hatte ich erzählt, was ich Tom erzählt hatte.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete er die roten Abdrücke auf meinem Handgelenk und wuschelte mir dann einmal durch die Haare. Warum hatten eigentlich alle diesen Drang?
„Du siehst glücklich aus und das, obwohl du gerade Natalia begegnet bist." Er betrachtete mich aufmerksam. Tom war schon immer derjenige gewesen, den ich von meinen Verwandten am meisten mochte.
„Ich bin glücklich.", grinste ich.
„Du bist verliebt."
„Wie kommst du denn darauf?"
„Mach mir nichts vor. Ich bin Polizist. Also, wer ist es?" Sein Grinsen war breiter geworden und er betrachtete mich mit einer Mischung aus Neugierde und Belustigung.
„Er heißt Jay und ist Basketballkapitän an unserer Schule.", gab ich schließlich zu.
Mein Onkel schüttelte lächelnd mit dem Kopf. „Ach, Cat, du gerätst auch immer in die gleichen Situationen, oder? Immer muss man dich vor den bösen Jungs beschützen."
„Ich würde sagen, das ist dein Job als Special Agent beim FBI, oder nicht?", lachte ich. „Aber keine Angst, Jay ist anders."
Er grinste und boxte mir leicht gegen die Schulter. „Na, wenn das so ist."

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