Kalter Regen

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Joslyn und McGonagall steckten über ihrem Lehrerpult im Klassenzimmer für Verwandlung die Köpfe zusammen. 
"Ein Obscurial?" 
"Yep, und die sterben im Kindesalter. Da bin ich schon lang drüber hinaus." 
"Das rate ich Ihnen auch!" erklärte McGonagall mit blitzenden Augen und hob einen strengen Zeigefinger. "Sie werden nicht sterben, Joslyn!"
Joslyn winkte lächelnd ab. 
"Ich bin zu schön zum Sterben!" 
Die Professorin schnaubte. 
"Wohl eher zu stur!"
"Das auch."
Die beiden Frauen sahen einander an. Joslyn grinste über das ganze Gesicht, während McGonagall ihre ernste Miene beibehielt, doch das Lachen tanzte in ihren sonst so strengen Augen. Mit einem tiefen Seufzer stemmte Joslyn das Kinn auf die Arme, die sie auf der Tischplatte verschränkte. Mit großen, müden Augen sah sie zu ihrer Freundin hoch und stieß schnaubend die Luft aus. 
"Was soll ich denn jetzt machen?" Sie zog einen Schmollmund. McGonagall runzelte die Stirn. Dann beugte sie sich ein Stück vor und zupfte an einer violetten Locke. 
"Trainieren Sie Ihre Kräfte, sortieren Sie Bücher, helfen Sie den Schülern und finden Sie heraus, was es mit ihren Kräften auf sich hat. Jeder hat einen Platz im Leben und Sie werden Ihren noch finden, Joslyn!" 
"Und bis dahin bleibe ich auf der Ersatzbank?" Zarte Schultern zuckten gelassen. "Klingt hervorragend."
Ein paar Sekunden lächelten die beiden Freundinnen einander an, dann machte McGonagall eine verscheuchende Bewegung mit der Hand. 
"Und jetzt ab mit Ihnen. Ich habe gleich Unterricht." 
Lachend richtete Joslyn sich auf und stupste die Lehrerin leicht gegen die Stirn. 
"Ich geh ja schon." Dabei wackelte sie ganz leicht mit den anderen Fingern und mit einem unterdrückten Grinsen beobachtete sie, wie das rabenschwarze Haar der Professorin sich leuchtend Pink färbte. Ohne ihr verräterisches Lachen zu zeigen, schlenderte sie zur Tür, die in diesem Moment geöffnet wurde. Schüler der dritten Klassen strömten ins Zimmer und blieben bei dem eigenartigen Anblick ihrer Lehrerin sofort stehen. Ohne es McGonagall sehen zu lassen, drückte Joslyn einen Finger auf die Lippen und zwinkerte den Schülern zu, die rasch versuchten, sich den Schock und das Grinsen aus den Gesichtern zu wischen. 
"Ach und Joslyn!"
An der Tür drehte Joslyn sich noch einmal um und zog fragend die Augenbrauen hoch, um ein ernstes Gesicht bemüht. 
"Morgen wird das Quidditch-Spiel stattfinden."
"Bei dem Wetter?" Ungläubig deutete Joslyn aus dem Fenster. Es war gerademal Vormittag und draußen herrschte absolute Dunkelheit. Regen prasselte an die Fensterscheibe und hin und wieder sah man einen Blitz über den Himmel zucken. 
"Ganz recht, da Mr Malfoy noch nicht wieder genesen ist und Slytherin somit ein Spieler fehlt, wird Gryffindor gegen Hufflepuff spielen. Sie gehören zu den Aufsichtspersonen." 
Joslyn öffnete und schloss den Mund mehrere Male, bevor sie die Lippen zusammenpresste. 
"Gegen Hufflepuff?" unterbrach Harry das Gespräch und sah seine Lehrerin empört an. "Aber das ist nicht fair. Malfoy ist längt wieder gesund. Er hat nur keine Lust bei diesem Wetter zu spielen." 
"Keiner hat Lust bei dem Wetter zu spielen." zischte Joslyn schlecht gelaunt. Das Training zu überwachen war schon schlimm genug, doch jetzt sollte sie auch noch die Aufsicht während des Spiels tragen. Sie konnte sich schon sehen. Patschnass mit Padfoot, der sich winselnd und mit vorwurfsvollem Blick so nah wie möglich an sie drängte. 
"So wurde es nun einmal entschieden, Mr Potter." erklärte McGonagall ruhig, doch Joslyn konnte erkennen, dass sie derselben Meinung wie Harry war. Nur konnte sie schlechte einen Schüler auf das Feld schicken, wenn dieser behauptete noch immer nicht spielen zu können. Wenn etwas passieren würde, müsste sie die Verantwortung dafür tragen. Und dann würde Lucius Malfoy wieder nach Hogwarts stürmen und alle anschreien, während er hinter dem Rücken mit Geld und Macht das Ministerium bestoch. 
"Verdammt!" murrte Joslyn und rümpfte leicht die Nase. Dann wirbelte sie auf dem Absatz herum und flitzte deutlich schlecht gelaunt aus dem Klassenzimmer, um zurück in die Bibliothek zu gehen. Auf halben Weg den Flur runter, flog die Klassenzimmertür wieder mit einem Knall auf und eine wutschnaubende McGonagall stürmte in den Gang. 
"JOSLYN!" 
Offenbar war ihr kleiner Streich aufgeflogen. Ihre schlechte Laune über die bevorstehende Aufgabe war dahin und lachend ergriff sie die Flucht, während die Professorin ihr ein Nachspiel prophezeite. 

Times Die Macht der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt