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𝓑𝓲𝓵𝓵𝓲𝓮 𝓗𝓪𝓻𝓻𝓲𝓼𝓸𝓷

Billie betrat das Motel. Sie hatte ein Taxi gerufen und war hingefahren.
Die Rezeption war unbesetzt und Billie beschloss, einfach durch die Flure zu gehen und nach etwas Auffälligem Ausschau zu halten. Ihr war klar, dass sie ein großes Risiko einging, aber sie hatte aufgehört, über Konsequenzen nachzudenken und folgte weiterhin ihrem Bauchgefühl.

Der erste Flur schien leer zu sein. Alle Zimmertüren waren verschlossen und sie konnte bei bestem Willen nichts Ungewöhnliches erkennen. Sie ging unsicher den Flur auf und ab, aber es gab nichts, dass sie weitergebracht hätte.

Sie wollte sich gerade schon auf den Rückweg machen und eine Etage höher nach Klaus suchen, als sie ein dumpfes Geräusch hörte. Es klang so, als würde jemand mit der flachen Hand auf eine Oberfläche aus Holz schlagen. Sie blieb stehen, um zu lauschen und wünschte sich plötzlich nichts mehr, als eine Waffe dabei zu haben. Selbst Diegos Messer hätte ihr in diesem Moment etwas Sicherheit gegeben. Das Schlagen wurde etwas leiser und ungleichmäßiger.

Aber sie war sich ziemlich sicher, dass es aus einem der Zimmer auf diesem Flur kam. Sie folgte dem Gang, bis sie dem Klopfen näher kam. Vor der Tür hinter der das Geräusch ertönte blieb sie stehen und sah sich hilfesuchend um. Weiter oben im Flur stand eine Putzfrau. Sie schien bereits auf dem Weg zum nächsten Stockwerk zu sein.

Billie lief auf sie zu und sprach sie an: "Entschuldigung!" Die Frau drehte sich zu ihr um. Billie versuchte freundlich auszusehen und sich ihre Angst um Klaus nicht anmerken zu lassen. "Entschuldigung, ich habe meinen Schlüssel verloren. Könnten sie mir eben die Tür aufschließen?"

Eine ziemlich plumpe Lüge, aber ihr war auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen. Doch zum Glück schien die Putzfrau sich nicht sonderlich um die Glaubwürdigkeit dieser Aussage zu kümmern. Vermutlich wollte sie einfach Feierabend haben. Sie folgte Billie zu der Tür hinter der sie das Geräusch gehört hatte und schloss sie auf.

"Dankeschön.", sagte Billie leise. Die Frau nickte ihr knapp zu und schob ihren Putzwagen den Gang weiter hoch.

Billie stieß die Tür auf und zitterte ein wenig. Es war Wahnsinn. Sie wusste nicht, mit wem sie es zu tun haben würde und sie war unbewaffnet. Ihr Vorhaben war so unfassbar leichtsinnig, dass sie beinahe gelacht hätte. Aber das Bedürfnis, Klaus zu helfen war größer, als ihre Angst.

Als sie das kleine Hotelzimmer betrat, erblickte sie als erstes Klaus. Seine Beine waren mit einem blutigen Handtuch verdeckt, ansonsten hatte er nichts an. Seine Handgelenke waren mit Klebeband an die Armlehnen eines Stuhles gebunden und Blut befleckte seinen Hals und die Stirn. Ein Streifen Klebeband bedeckte seinen Mund und machte es für ihn unmöglich zu sprechen.

"Klaus!", stieß Billie hervor und eine Mischung aus Erleichterung und Schock erfüllte sie. Sie trat zu ihm, um das Klebeband von seinem Mund und seinen Handgelenken zu lösen. Klaus atmete erleichtert auf und stand auf, sobald sie ihn befreit hatte. "Wir müssen hier weg, die Freaks sind noch im Badezimmer!", zischte Klaus, nachdem er Billie rasch umarmt hatte. Billie war so froh, dass ihm nichts passiert war, aber andererseits hatte sie das Gefühl, vor Angst nicht atmen zu können.

Trotzdem nickte Billie, hob Klaus' Mantel auf, der neben dem Stuhl auf dem Boden lag und reichte ihm diesen. Er legte ihn sich um die Schultern und griff nach ihrer Hand. Sie öffneten die Tür und wollten gerade das Zimmer verlassen, als plötzlich ein lauter Knall ertönte.

Billie zuckte zusammen und war sich den Bruchteil einer Sekunde nicht sicher, was die Ursache für den Lärm gewesen war, doch dann sah sie Klaus' Gesicht und spürte den stechenden Schmerz, der sich von ihrem Rücken aus bis zu ihrem Brustkorb blitzartig ausdehnte.

Sie griff mit der Hand nach der schmerzenden Stelle an ihrem Rücken und spürte ein kleines kraterförmiges Loch und eine warme, klebrige Flüssigkeit. "Nein!", rief Klaus und Billie spürte, wie die Ränder ihres Blickfeldes sich verdunkelten.

Die Dunkelheit wurde immer größer und sie konnte kaum noch etwas erkennen. Die Welt drehte sich zu schnell und Billie konnte ihre Beine nicht mehr spüren. Dann riss ihr jemand den Boden unter den Füßen weg und sie kippte nach vorne.

Die kreisende Dunkelheit schien sie aufzufangen und sie fühlte, wie der Schmerz langsam nachließ.
Sie hatte auch keine Angst mehr.

Sie dachte an Klaus und hoffte, er würde sich in Sicherheit bringen, dann gab sie sich der wirbelnden, sanften Dunkelheit hin und verschwand darin.

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Lost Soul  ||  Klaus Hargreeves FF  (Umbrella Academy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt