Conversation with Fury

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Die restliche Nacht verlief alles andere als ruhig.
Nach dem Zusammentreffen mit Steve, seilte ich mich bei der ersten Gelegenheit wieder in mein Zimmer ab. Da ich nicht nur Steves besorgten Blick aus Richtung der Küche in meinem Rücken spürte, sondern auch Bruce's von seinem Zimmer aus, schloss ich meine Tür ab, sobald sie hinter mir ins Schloss fiel. Auf eine zweite Lektion konnte ich gut verzichten.
Obwohl ich mich auf mein Bett schmiss und in meine Decke kuschelte, wollte der Schlaf mich nicht übermannen. Zu viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf umher. Und immer, wenn ich doch kurz einnickte, sah ich, wie ich zwischen den verschiedensten Fähigkeiten switchte, bis es mich zerriss und ich angsterfüllt wieder aufwachte.
Irgendwann gab ich es ganz auf, nahm eine Dusche, föhnte die Haare, zog mich an. Einfach irgendwie Zeit überbrücken. Gegen viertel sieben morgens verließ ich schließlich mein Zimmer, jedoch nicht ohne vorher den Flur runter zu schauen, um sicherzugehen, dass keine unangenehmen Gespräche auf mich lauerten. Leise schlich ich zu Steves Tür und klopfte. Wenig später öffnete sich diese und ein überraschter Captain stand mir gegenüber.
Trotz der Sonnenbrille auf der Nase, bevorzugte ich es eher an ihm vorbei zu schauen, als ihn direkt anzusehen. „Kommst du? Ich wollte jetzt zu Fury", erklärte ich mein frühes Auftauchen.
Steve wirkte nicht gerade weniger verwundert als vorher: „Heute schon? Fury hat zwar gesagt, dass er dich sehen will, aber keinen Zeitpunkt genannt, du musst also nicht sofort zu ihm."
„Ja... aber dann hab ich es hinter mir", gab ich zurück, woraufhin Steve nach kurzem zögern zustimmend nickte.
„Na gut, ich bin gleich da, lass mich nur schnell Schuhe anziehen", damit war er wieder in seinem Zimmer verschwunden, kam aber schon kurz darauf auf den Flur und zusammen stiegen wir in den Fahrstuhl.
Bevor sich die Türen jedoch schließen konnten, trat Natasha vom Gemeinschaftsraum auf den Flur. „Haltet die Türen auf!"
Cap wollte seine Hand vor die Fahrstuhltür halten, um sie am Schließen zu hindern, allerdings hämmerte ich bereits auf den „Türen schließen"-Knopf seit Natasha aus dem Gemeinschaftsraum gekommen war und so gingen die Türen zu, ehe Steves irgendwas dagegen machen konnte. Als ich seinen vorwurfsvollen Blick auf mir spürte, fühlte ich mich verpflichtet mich zu rechtfertigen.
„Ich habe weder Lust, auf unangenehmes Schweigen, noch auf unangenehme Fragen", erklärte ich deshalb kleinlaut, was Steve ohne weiteren Kommentar so stehen ließ fürs erste.
Als der Fahrstuhl in Ebene eins anhielt, ging es dreimal nach recht, dann einmal nach links und einen langen Gang entlang. Am Ende unseres „Spazierganges" hielten wir vor einer großen Tür. Ich hatte mir zwar in der vergangenen Nacht auch Gedanken darüber gemacht, was genau Fury alles von mir wollen könnte und wie dieses Gespräch ablaufen könnte, aber da es jetzt soweit war, war ich mir doch nicht mehr so sicher, ob es schlau war, dieses Gespräch so schnell wie möglich erledigen zu wollen.
Ich atmete noch einmal tief durch.
„Bereit?", fragte Steve.
„So bereit, wie man vor einem Gespräch mit einem Geheimorganisationsboss nur sein kann", kam meine ehrliche, nervöse Antwort.
„Noch kannst du es dir überlegen, wir können ein anderes Mal herkommen."
Ich schüttelte den Kopf. „Jetzt ziehe ich es durch."
Steve holte daraufhin in einer fließenden Bewegung eine Schlüsselkarte aus seiner Hosentasche, hielt sie an einen Scanner und die Tür öffnete sich leise.
Die Brücke bestand aus zwei Ebenen.
Die etwas höher gelegene Eingangsebene, mit einem Konferenztisch in der Mitte und High-Tech Computerscreens and den Seiten, und einen, über Treppen zu erreichenden, tiefer gelegenen Bereich, an dem mehrere, augenscheinliche SHIELD-Agents beschäftigt waren. Zum einen steuerten sie den Carrier und zum anderen überwachten sie den Luftraum. Zumindest ist es das, was ich mir vorstellen konnte, dass sie machen. Nach vorne hin, und ein Stück zu den Seiten, erstreckte sich eine große Fensterwand, durch die man sowohl das Deck des Carriers, als auch den Himmel beobachten konnten. Nichtwissend, ob mich der Ausblick faszinierte aufgrund der Sichtweite, oder ängstigte, weil er mir unmissverständlich zeigte, dass ich in der Luft war, versuchte ich möglichst nicht nach draußen zu schauen. Leider erwies sich das als äußerst schwer. Fury Stand eindrucksvoll direkt vor der Glaswand, mit dem Rücken zum Raum, weshalb der Ausblick nach draußen bald alles war, was neben Fury, mein Blickfeld einnahm.
Sobald wir hinter ihm stehen blieben, drehte Fury sich um und schien mich aufmerksam mit seinem Blick zu durchbohren.
„Guten Morgen, Director Fury", begrüßte ich ihn, um die Stille zu brechen. Small Talk ­­­schien jedoch keine seiner Stärken zu sein und so versuchte ich auf das eigentliche zu lenken. „Ich hörte, Sie wollten mich sprechen..."
„Ja", kam die ernste Antwort, „Ich würde gerne Ihren weiteren Verbleib klären und herausfinden, was Sie über ihre Fähigkeiten berichten können."
Ich konnte ihm nicht ganz folgen. Lag es nicht auf der Hand, dass ich weniger Ahnung von alldem hatte als er? „Entschuldigen Sie, Sir, aber ich denke nicht, dass..."
„Nicht hier", unterbrach er mich jedoch in meinem Erklärungsversuch, „Wenn Sie mir folgen würden?"
Ohne auf eine Reaktion zu warten, machte sich Fury auf zu einer Tür, die zu einem kleinen Zimmer unter der höheren Ebene mit dem Konferenztisch führte. Steve drückte meine Schulter, als ich zögerte Fury zu folgen. Wenigstens musste ich das nicht alleine durchstehen.
Das kleine Zimmer verfügte über mehrere Glasbildschirme und einigen Stühlen, die einzige Lichtquelle war das unnatürliche Licht der Bildschirme. Da Fury mir bedeutete, mich zu setzten, ließ ich mich auf den mir am nächsten Stuhl nieder, wartend auf Furys nächsten Schritt: Fragen stellen.
„Laut Rogers Angaben haben Sie seine Fähigkeiten schon einmal adaptiert. Können Sie erklären, wie genau das abläuft?"
„Ähm." Mehr brachte ich im ersten Moment nicht raus. Erwartete er ernsthaft, dass ich das beantworten konnte? Ein ungeduldiger Blick seitens Fury zeigte jedoch, dass er das sehr wohl tat, also versuchte ich mich an irgendetwas zu erinnern, was helfen könnte. „Als ich gestern mit Ste... Mr. Rogers...", Steves warnender Blick machte mir klar, dass es wohl nicht so gut ankommen würde, wenn Fury erfährt, dass ich ihn normalerweise duzte, „... in der Trainingshalle war und sich unsere Augen kreuzten, da... ich weiß auch nicht... hat mich eine Art Kraftwelle durchfahren. Ich kann es nicht näher beschreiben, aber danach fühle ich mich fit, stark, unbesiegbar. Ich habe allerdings keine Ahnung, wie genau es abläuft, außer dass es wirklich irgendwas mit meinen Augen zu tun hat." Obwohl ich wahrheitsgemäß antworte, konnte ich Furys Miene nicht ablesen, ob ihn diese Aussage zufriedenstellte, oder nicht.
„Anscheinend haben Sie eine Lösung für diesen Auslöser gefunden", stellte Fury nun fest und deutete dabei auf meine Sonnenbrille, „Funktioniert es?"
In mir brodelte der Ärger über diese dummen Fragen.... Woher sollte ich das wissen? Ich würde jetzt sicherlich nicht Steve anstarren, um das herauszufinden, zu groß wäre das Risiko, dass es nicht funktioniert. Leider wusste ich allerdings, dass ich das Fury lieber nicht an den Kopf werfen sollte, wenn ich hier heil rauskommen wollte.
Dennoch schaute ich Fury nun zum ersten Mal direkt an: „Ich weiß es nicht, ich hoffe es allerdings. Gerade fühle ich nichts, andererseits glaube ich auch nicht, dass Sie übermenschliche Kräfte Ihr Eigen nennen können."
Ein leichtes Nicken meines Gegenübers bestätigte meine Annahme. „Gut, dann zum nächsten Punkt: Ihrem Verbleib", anscheinend reichten ihm meine Aussagen fürs erste, „Solange Sie Ihre Kräfte noch nicht kontrollieren können, schlage ich vor, dass Sie auf dem Helicarrier bleiben."
Es klang zwar so, als hätte ich ein Mitspracherecht, mir war jedoch klar, dass es eher ein verschönerter Befehl war. Wann Fury zu meinem Boss geworden war, wusste ich nicht, aber ihm wiedersetzen schien mir auch keine Option zu sein.
„Außerdem lege ich Ihnen nahe, sich von Rogers und Barton trainieren zu lassen", endete Fury.
Verwirrt wie ich war durch den letzten Teil, fragte ich nach: „Trainieren? Entschuldigen Sie, Sir, aber wofür müsste ich trainiert werden?"
„Für den Fall der Fälle", lautete die geheimnisvolle Antwort, die ich bekam.
Ich war noch immer nicht schlauer, allerdings schaltete sich nun Steve ein. „Sir, Sie können sie doch nicht zu einem Avengers machen wollen? Sie ist dafür doch noch viel zu jung!"
„Noch will ich gar nichts machen, aber irgendwann, wenn sie sich gut schlägt, dann ja, dann wäre es eine Überlegung wert", konterte Fury, „Und sofern Sie, Miss Anderson, nichts dagegen haben, würde ich dafür gerne einen Test mit Ihnen durchführen."
Ich verstand gar nichts mehr. Ich ein Avenger? Das war nichts für mich. Ich wollte doch eigentlich nur mein normales Leben zurück. „Was...was wäre das denn für ein Test?", hackte ich nach, obwohl ich eigentlich nur Zeit gewinnen wollte, um meine Gedanken zu sortieren.
Steve bedachte mich mit einem schockierten Blick, als wolle er nicht, dass ich das auch nur in Erwägung zog. Fury indes begann mit dem Erläutern des „Tests": „Thor möchte Loki morgen nach Asgard zurückbringen, mitsamt Tesserakt. Dies kann allerdings nicht vom Helicarrier aus geschehen, weshalb Loki erst zu einer Lichtung umgeben von Bäumen gebracht werden soll. Thor hat ein Problem damit in unserem „kleinen" Flugzeug diesen Transport zu vollziehen, Loki wird deshlab von Rogers und Romanoff, und Ihnen, wenn Sie sich dazu entscheiden sollten, begleitet.
Noch immer wirbelten meine Gedanken, Steve antwortete daher schneller als ich. „Sir, Sie ist für so etwas nie ausgebildet worden, da können Sie sie doch nicht mit einem solchen Psychopathen, wie Loki, in ein Flugzeug setzten?"
„Sie wissen genauso gut wie ich, dass Loki nicht in der Lage sein wird, irgendeinen seiner Tricks umzusetzen, und im Notfall sind Sie und Romanoff vor Ort, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Das erwarte ich auch gar nicht von Miss Anderson", schnitt Fury ihm Ruhig das Wort ab, und wendete sich dann wieder an mich, „Sie sollen lediglich mit im Flieger sitzen. Ich würde gerne sehen, wie Sie sich in solchen Situationen schlagen. Was sagen Sie?"
„Ich... uhm." Ich war nicht gerade scharf drauf, auf Loki zu treffen, allerdings war ich scharf darauf hier mal rauszukommen, und wenn es nur für einen begrenzten Zeitraum war. „Sie sind sich sicher, dass dabei nichts passieren kann? Nichts gefährliches?"
„Definitiv. Und nach dem was Sie in New York vollbracht haben, sollte das kein Problem sein."
Ich atmete einmal tief durch. "Ich könnte es ja zumindest mal versuchen", entschied ich schließlich unsicher.
Steve schaute nur noch ungläubig von mir zu Fury und zurück: „Summer das kannst du nicht, du..."
Ich konnte Steve verstehen, ich wusste ja selbst nicht wirklich, was mich dazu gebracht hatte, zuzustimmen. Vielleicht war es meine Neugier, vielleicht der Drang, einmal vom Carrier runterzukommen, vielleicht aber auch der Drang, mich vor Fury zu beweisen und zu akzeptieren, dass ich jetzt vielleicht für größeres bestimmt war, als mir lieb ist.
„Sie haben sie gehört, damit wäre das geklärt. Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, sind Sie entlassen", beendete Fury das Gespräch.
Allerdings hatte ich sehr wohl Fragen. „Was haben Sie meinen Eltern erzählt? Sie machen sich doch sicher sorgen..."
Fury schien diese Frage nicht zu überraschen und er machte auch kein Geheimnis aus der Lüge die Shield aufgetischt hatte: „Ihre Eltern glauben, dass sie in einer Spezialklinik an der Westküste behandelt werden, nachdem Sie beim Angriff von New York verletzt wurden, eine Klinik, in der sie Sie nicht besuchen können. Ich gebe zu, es war nicht ganz leicht Ihre Eltern davon zu überzeugen, Zuhause zu bleiben und Ihnen nicht nach zu fliegen. Am Ende konnten wir sie damit besänftigen, dass sie alle zwei Tage von einem unserer Agenten angerufen werden, der sich als Ihr behandelnder Arzt ausgibt und Ihnen mitteilt, wie es um Sie steht."
Ich war nicht gerade glücklich mit der Tatsache, dass meine Eltern nicht wussten, dass es mir soweit gut ginge, andererseits wusste ich auch nicht, ob es mich glücklich machen würde, wenn sie die Wahrheit wüssten.
„Noch was?"
„Eine Sache, ja", gab ich zu, etwas was mich seit gestern Abend bereits beschäftigte, „Was ist, wenn weitere Zivilisten bei dem Angriff auch von so einer Waffe verletzt wurden und genauso extrem darauf reagieren wie ich?"
„Nun, da kann ich Sie beruhigen", erklärte Fury gelassen, „SHIELD hat keinerlei Informationen über derartige Verletzungen, und wie Sie sich mittlerweile sicher denken können, heißt das, dass es auch keine gibt."
Mit diesen Worten verließ Fury auch gleich den Raum und ließ Steve und mich allein zurück. Mein Blonder Begleiter wartete bis die Tür hinter Fury zugefallen war, und versuchte dann noch einmal auf mich einzureden. „Du kannst nicht mitkommen. Es, nein, ER, also Loki, ist gefährlich, egal ob er unfähig ist, etwas anzustellen oder nicht."
„Ich kann es mir vorstellen, Steve, wirklich, aber ich denke, dass es vielleicht gut sein könnte für mich. Ich weiß auch nicht, vielleicht verstehe ich dadurch besser, was in New York passiert ist, wenn ich ihm gegenüberstehe", Steve schien nicht gerade überzeugt zu sein, also versuchte ich eine andere Schiene, „Außerdem, glaubst du wirklich, Fury hätte mich in irgendeiner Dimension nein sagen lassen?"
„Da du weder bei SHIELD noch bei den Avengers bist, zumindest noch nicht, auch wenn Fury das anscheinend gern hätte, musst du theoretisch auch nicht auf Fury hören." Sein Auswegsversuch war schwach und das wusste sowohl ich als auch Steve, ich hätte mich unmöglich gegen Fury wiedersetzten können.

The next Avenger - the new life of a "normal" girl (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt