Jetpack Guy

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Nach der Sache in der Trainingshalle machte ich mich irgendwann auf in die Avengers Ebene. Steve wollte noch etwas alleine dortbleiben, eher er am Abend Fury aufsuchen würde. Wir beide wussten, dass ich mich neu untersuchen lassen müsste und Steve wollte mir vorher noch Ruhe gönnen, sodass ich mich selbst erst einmal neu ordnen konnte.
Jetzt hatte ich also noch eine Fähigkeit mehr, die ich nicht brauchte und schon gar nicht wollte. So viel wie mir meine Sonnenbrille jetzt schon gebracht hat, hätte ich sie auch gar nicht erst benutzen müssen, dachte ich frustriert, und nach all dem war noch nicht mal sicher, ob sie überhaupt irgendeinen Zweck erfüllte.
BING.
Auf dem Weg zu meinem Zimmer, linste Bruce aus dem Gemeinschaftsraum. „Schon fertig mit dem Training?"
Ich gab nur ein Grummeln von mir.
„Alles in Ordnung mit deiner Schulter? Eigentlich wollte ich gleich runterkommen und schauen wie es ihr geht."
Erneut ein Grummeln, während ich meine Zimmertür öffnen wollte und am Ende die Klinke in der Hand hielt. Blöde Superstärke.
„Alles in Ordnung mit dir?"
Diesmal erhielt Bruce nur ein Schulterzucken.
„Morgen um zehn in meinem Labor?"
Ich grummelte zustimmend und ließ die Tür hinter mir vorsichtig ins Schloss fallen.


Es kam wie es kommen musste. Fury ordnete neue Untersuchungen an, Bruce führte sie durch, Ergebnisse blieben aus. Leider hielt der Vorfall Fury aber auch nicht davon ab, mich weiter Ausbilden zu wollen, so dass ich das Training mit den beiden Avengers schon bald wieder aufnahm. Das einzig Positive daran war, dass Bruce mir half und als mein zuständiger Arzt anordnete, dass ich erstmal nicht länger als zwei bis drei Stunden pro Tag Trainieren dürfte. Ich, und vor allem meine lädierte Schulter, sollten sich erst einmal an die neue Belastung gewöhnen.
Allerdings hatte ich so auch viel Freizeit, sehr viel Freizeit. Mein Buch hatte ich mittlerweile ausgelesen, also nutze ich die meiste Zeit des Tages damit, auf meinem Bett zu sitzen und zwischen den Fähigkeiten hin und her zu Switchen, die ich nun wohl oder übel besaß. Ich konnte gut drauf verzichten, ungewollt damit was anzustellen. Das Wechseln an sich funktionierte nach einiger Zeit auch ganz gut, das Kontrollieren war da eine ganz andere Geschichte. Bei Steve passierte nicht viel, sobald ich jedoch versuchte Lokis Kraft zu benutzen, tauchten fast sofort wieder Duplikate vor mir auf, Sachen flogen durch den Raum, oder eine Tür wurde aus den Angeln gerissen, um sich wenig später selbst zu reparieren. Ab und an schaute dann mal einer der anderen bei mir vorbei, um sicherzugehen, dass noch alles in Ordnung ist. Meist saß ich dann schon erschöpft auf meiner Decke. Auch wenn ich noch nicht viel über den neuen Teil meines Ichs wusste, dass mich das Nutzen meiner Fähigkeiten ziemlich forderte und kaum besser wurde trotz Training, stellte ich recht früh fest.
Apropos Training, anfangs versuchte ich mir Steves Kraft beim Training vorzustellen, leider brachte sie mir für Clints Waffenkurs recht wenig und als ich es einmal beim Cap selber versuchte, bemerkte dieser es sofort und hat mir verboten meine Kräfte einzusetzen, immerhin würde meine eigene Ausdauer so nicht zunehmen. Insgeheim vermutete ich jedoch, dass er einfach nicht wollte, dass ich sie benutze, da er sich immer noch für das ganze Schlamassel verantwortlich fühlte.
Wenn ich nicht grad in meinem Zimmer oder der Trainingshalle war, verbrachte ich meine Zeit bei Bruce im Labor, oder hockte vor der großen Glasscheibe auf der Brücke. Früher oder später müsste ich mich wahrscheinlich sowieso mit meiner Vorliebe fürs Fliegen auseinandersetzten, wenn ich länger auf dem Carrier und bei SHIELD bleiben würde. Ich wusste nicht, ob es Fury gefiel, dass ich mittlerweile fast täglich in der Schaltzentrale seines Carriers zu finden war, allerdings schickte er mich auch nicht weg und die Agenten vor Ort hatten sich auch an mich gewöhnt, also konnte ich ungestört dem unwohlen Gefühl in meiner Magengegend nachhängen.
Auch heute hatte ich mich nach dem Training mit Steve und einer darauffolgenden, heißen Dusche auf meinen Stammplatz in der Brücke begeben. Der Himmel war wolkenlos und die Sonnenstrahlen, die durch die Glasscheibe fielen, wärmten mich. Der Helicarrier trieb ruhig auf dem Wasser dahin, sodass ich ohne Probleme entspannen konnte. Es hätte alles so schön sein können. Die Betonung liegt auf „hätte".
Plötzlich erhob einer der Agenten in meinem Rücken seine Stimme: „Director, ein unbekanntes Flugobjekt näher sich dem Helicarrier."
„Wie lange haben wir noch?", wollte Fury wissen.
Mit meinem Ohr lauschte ich dem Gespräch, während ich möglichst unbeteiligt weiter aus dem Fenster schaute.
„Nicht mehr lange, es ist ziemlich schnell unterwegs, allerdings kleiner als ein normaler Jet."
Daraufhin schaltete sich Furys Rechte Hand, Agent Maria Hill, ein: „Testet Stark einen seiner Anzüge?"
„Der hätte sich in unsere Systeme gehackt, um ungestört zu sein."
Während Fury seinen Satz beendete, erschien ein kleines Objekt in meinem Blickfeld, das schnell größer wurde, und wirklich eine menschenähnliche Form besaß.
„Anderson, wissen sie ob Stark heute unangemeldet auftauchen wollte?", richtete sich Fury nun an mich.
Fasziniert starrte ich das etwas an, mittlerweile interessierte mich richtig, was sich uns da näherte: „Nicht das ich wüsste."
Wie auch immer Fury davon ausging, dass ich weiß, was Tony so macht.... Das letzte Mal hatte ich ihn schließlich gesehen, als er mir die Kette geschenkt hatte und ohne Handy anrufen, stellte sich als nicht ganz einfach heraus.
Mittlerweile schwebte der Flugkörper über dem Carrierdeck, die wenigen SHIELD-Arbeiter die dort an den Jets beschäftigt waren, schauten verdutzt nach oben. Langsam bewegte sich der Körper, was man wörtlich nehmen konnte, auf das große Brückenfenster zu.
„Schicken Sie so viele Agenten wie möglich aufs Deck! ", kommandierte Fury in meinem Rücken, „und alarmieren sie Rogers."
So wie es aussah, handelte es sich bei unserem Gast um einen jungen Mann, der ganz entspannt mit einem Jetpack auf dem Rücken den Luftraum der SHIELD-Basis bedrohte.
„Was ist mit Stark?"
Für eine Flugeinlage hatte der Jetpack- Typ ziemlich wenig an. Lediglich ein grünes Shirt, dazu eine weiße Jeans und ein halbhochgekrempelter Laborkittel. Keine Schutzkleidung, nicht mal einen Helm hatte er sich aufgesetzt.
„Rufen Sie den am Besten auch gleich an, wenn der Typ fliegen kann, ist Strak wahrscheinlich am Nützlichsten", ich hörte wie Hill sich entfernte, wodurch sich Fury wohl einem der anderen Agenten zuwandte, „Lassen Sie unsere Gesichtserkennung durchlaufen!"
Ungläubig schaute ich den Jungen draußen an, der mittlerweile so nah an der Scheibe war, dass er sie hätte berühren können. Seine kurzen, schwarzen Haare, wechselten an den Spitzen in ein leichtes grün und obwohl ich es durch die dunklen Gläser meiner Sonnenbrille nicht genau erkennen konnte, vermutete ich, dass das grün seiner Augen intensiver war, als gewöhnlich. Er schien allerdings auch überrascht, mich hier zu sehen.
Langsam stellte ich mich hin und taumelte ein paar Schritte zurück. „I-ich glaube ihre Gesichtserkennung brauchen Sie nicht", stotterte ich immer noch überrumpelt. Ich kannte diesen Mann. „Suchen Sie einfach nach Ryan Evans."
Damit drehte ich mich um, verließ die Brücke und rannte die Gänge entlang zum Fahrstuhl. Fury rief mir noch hinterher, nur interessierte es mich gerade nicht wirklich. Ich musste wissen was Ryan hier machte und was mit ihm passiert war.

The next Avenger - the new life of a "normal" girl (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt