Chapter Twelve

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Patricks Sicht

Leicht zog ich ihn an mich, wusste, dass allein dieser Moment unser ganzes Verhältnis ändern würde.

"Scht..." 

"W-warum hast du mir nichts gesagt?" fragte er schluchzend und krallte sich an meinen Armen fest, die ich um ihn geschlungen hatte.

"Es tut mir so Leid... Ich bin mir selbst nicht wirklich sicher gewesen... Oder wollte es einfach nicht glauben..."

Wir schwiegen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis ich bemerkte, dass er eingeschlafen war. Ihn musste das wirklich getroffen haben...

Wie konnte ich es auch nicht bemerken? Ich war so dumm gewesen, hatte versucht, es zu verdrängen. Dabei hatte das ja gar keinen Sinn gehabt.

Vorsichtig, um Manu nicht zu wecken, hob ich ihn hoch und legte ihn auf mein Bett. Nachdem ich ihn zugedeckt und die Vorhänge zugezogen hatte, setzte ich mich an den Rand der Matratze und beobachtete ihn. 

Er war so verdammt niedlich. Bis jetzt hatte ich gedacht, es lag an seinem jüngeren Ich, dass ich ihn so sah, aber jetzt wurde mir bewusst, dass er auch jetzt niedlich war. In genau diesem Moment.

Leise stand ich auf, schloss die Tür und setzte mich ins Wohnzimmer.

Ich hätte gerne mit irgendwem geredet, aber da gab es niemanden. Ich war allein. 

Seufzend beschäftigte ich mich mit aufräumen. Scheinbar ziemlich lange, denn als ich fertig war, entdeckte ich Manu im Türrahmen. 

"Wie lange stehst du da schon?" fragte ich vorsichtig und ging auf ihn zu.

"Ein paar Minuten..."

"Geht es dir jetzt besser?" 

Manu nickte schwach. "Können wir darüber reden?" 

"Jetzt?" Wieder nickte Manu. Also drehte ich mich um und setzte mich auf ein Sofa, Manu folgte mir und ließ sich mit ein wenig Abstand zwischen uns auch auf das Sofa fallen.

Ich wollte gerade zu Sprechen anfangen, da unterbrach Manu mich. "Ich... Ich kann mich an nichts mehr aus meiner Kindheit erinnern, also... W-wann ist das Bild entstanden?" Ich zögerte kurz. Er wusste gar nichts mehr? "Das ist schon verdammt lange her. Ich war da glaub ich sieben oder so... Mein Bruder war damals wie ich heute ziemlich erfolgreich, was das singen anging. Er gab überall Konzerte, die eigentlich immer ausverkauft waren. Irgendwann kam mein Vater auf die Idee, ein Privatkonzert zu verlosen und naja... Das haben dann wohl deine Eltern gewonnen... Da mein Vater mich ja schlecht hätte allein zuhause lassen können, nahm er mich auch mit. Eigentlich war es auch ein wirklich wundervoller Abend. Nachdem mein Bruder gesungen hatte, unterhielt sich mein Vater mit ihnen und wir... Ich vermute, es war dein Zimmer. Wir haben zusammen gesungen, mein Bruder, der auf seiner Gitarre gespielt hat, du und ich. Irgendwann zwischendurch ist der Strom ausgefallen. Ich hatte damals panische Angst im Dunkeln... Aber du hast es erträglicher gemacht... Als der Strom wieder da war, sind wir auf den Balkon gegangen. Wir haben geredet... Du hast mich nach meiner Mutter gefragt und ich konnte dir keine Antwort geben. Mein Bruder hat dieses Bild gemacht... Dann hat er dir seine Gitarre gegeben und meinte, du sollst gut darauf aufpassen. Und dann..."

Ich stockte und merkte, wie Manu ein wenig an mich heran rutschte und seine Hand auf meine Schulter legte. "Was ist dann passiert, Patrick?" fragte er leise und begann, vorsichtig über meine Schulter zu streichen, als ich immernoch kein Wort rausbrachte.

Irgendetwas an seiner Nähe machte es schlussendlich leichter, auszusprechen, was ich nie jemandem erzählt hatte.

"Er ist gesprungen."

Der Satz schwebte einige Sekunden zwischen uns in der Luft, während sich die Tränen einmal wieder ihren Weg in meine Augen bahnten.

"Oh, Patrick..." Manu schlang seine Arme um mich und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Ich zog ihn noch näher an mich und ließ meine Gefühle einfach los.

Vielleicht hätte ich das schon vor Jahren tun sollen. Loslassen und einfach mit der Sache abschließen, statt sie zu verdrängen und immer wieder aufs neue Kummer zu spüren. Aber es war ja bis jetzt auch noch nie jemand da gewesen, mit dem ich hätte darüber reden können.

Ich spürte, wie Manu mir vorsichtig über den Rücken strich und seufzte leise auf. 

Es war schon einiges an Zeit vergangen, als Manu sich von mir löste und etwas nach hinten rückte. "Ich... Ich will dich ja nicht stören, aber ich habe Hunger..." Tatsächlich brachte mich diese Aussage sogar zum Grinsen. "Hm, Hunger hast du, ja? Na dann, bevor du mir noch verhungerst."

Während ich in der Küche nachschaute, was ich denn noch so da hatte, saß Manu auf der Arbeitsplatte und beobachtete mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

Ich schnappte mir eine Schüssel, die randgefüllt war mit Gemüse und holte eine Pfanne aus dem Schrank. Manu lächelte immernoch und rutschte von der Platte, um sich neben mich zu stellen. "Kann ich dir helfen?" "Klar."

Seufzend schob Manu seinen Teller von sich. "Ich verstehe einfach nicht, wie du so gut kochen kannst!" Ich schüttelte lachend den Kopf. "Du willst gar nicht wissen, wie viele Kochkurse es gebraucht hat, bis ich Kochen konnte." Zusammen räumten wir die Küche auf, er wusch ab und ich räumte die Sachen nach dem abtrocknen in den Schrank. 

Nun hatten wir allerdings noch fünf Stunden bis zum Abend übrig in meiner Wohnung gab es überhaupt nichts mehr zu tun.

"Was machen wir jetzt?" fragte Manu planlos und sah sich in der fast schon zu sauberen Küche um. Ich hingegen wusste genau, was wir jetzt dringend machen mussten. "Ich weiß was. Komm, zieh dir Schuhe an, wir besorgen dir jetzt mal eigene Klamotten. Geht ja nicht, das du ständig in meinen Sachen durch die Gegend läufst." "D-das sind deine Sachen?" Manu wurde leicht rot, als er das fragte. Ich musste deshalb grinsen. "Wem gehören die denn sonst? Sie sind mir zwar ein wenig zu klein, aber trotzdem. Und wehe, du sagst jetzt, dass du nicht willst. Notfalls schleife ich dich mit." "Ist ja gut." 

Nachdem er sich Schuhe und eine Jacke angezogen hatte und ich mir ebenfalls, zog ich aus einer Schublade des Schuhschranks zwei Sonnenbrillen.

"Hier. Die wirst du wahrscheinlich ziemlich gut gebrauchen können."

"Aber die Sonne scheint doch gar nicht so stark."

Wieder begann ich, zu grinsen. 

"Du wirst schon sehen."

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Kapitel von StrawberryPikaChan.
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Wrecked  [Kürbistumor]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt