Chapter Thirteen

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Manus Sicht

Die viel zu große Sonnenbrille lag merkwürdig auf meiner Nase, verbarg beinahe mein halbes Gesicht hinter den schwarzen Gläsern. Immer wieder wanderte meine freie Hand nach oben, schob das unangenehme Plastik hin und her, doch es schien den passenden Platz nie zu finden. Da meine andere Hand von Patricks umhüllt war und mit einem starken Druck nach vorne gezogen wurde, konnte ich mich jedoch nur notdürftig um mein Brillenproblem kümmern.

,,Wir sind in wenigen Minuten beim Einkaufscenter", informierte mich der Braunäugige, warf einen kurzen Blick zu mir und nickte mir versichernd zu. Die dunkle Brille vor seinen Augen saß wie angegossen, war weder zu klein noch zu groß für sein Gesicht. Ich würde ihn zwar mit Sonnenbrille ebenfalls erkennen, aber wenn er es als nötig empfand, sich mit diesen Dingern herumzuquälen, musste es schon irgendetwas bringen.

Ich für meinen Teil hätte gut darauf verzichten können. Ohne die nervenden Plastikbrillen hätte ich mich auf jeden Fall besser gefühlt. Der Druck, den sie auf meinem Nasenrücken verbreiteten, war nahezu unausstehlich, die letzten Meter würde ich damit aber bestimmt auch noch schaffen.

,,Ich würde sagen, wir sehen uns zuerst nach ein paar tollen Oberteilen für dich um", schlug Patrick vor, riss noch einmal unsanft an meiner Hand, als sich zwei Mädchen in unseren Weg stellten und er ihnen gekonnt auswich. Keuchend versuchte ich, den langsam aufkommenden Schmerz zu ignorieren, und blickte mich zum ersten Mal richtig um.

Sofort fielen meine großen Augen auf ein riesiges Gebäude, welches wenige Meter von uns entfernt in den Himmel ragte. Ungläubig kniff ich meine Augenlider aufeinander, nur um sie keine Sekunde danach wieder aufzureißen und das gigantische Shoppingcenter vor uns zu bestaunen.

,,Wow", japste ich, überwältigt und zugleich eingeschüchtert von dem riesen Gebäude und den nahezu endlos vielen Autos, die sich ungeduldig in die Schlange einreihten, welche in schleppenden Bewegungen die lange Straße entlangtuckerte, die hinauf ans Parkdeck führte. Nie im Leben würden dort all die Fahrzeuge einen Platz zum Rasten finden.

,,Ja, schon echt gigantisch, nicht?", konnte der Sänger nur schmunzeln, zog unsere Hände und somit meinen gesamten Körper näher zu sich, damit wir nicht in der Masse getrennt wurden. Kaum glitt mein aufgeregter Blick hinüber zu den abertausenden Menschen, die sich an den Eingängen tummelten, stoppte mein Herz einen Augenblick, bevor es ängstlich ums Doppelte schneller wurde. Unbewusst blieb ich stehen und selbst das kräftige Ziehen von Patrick bewegte mich nicht vom Fleck.

Ich konnte dort unter keinen Umständen hin.

Vor Panik blieb mir die Luft zum Atem weg, mein Kopf wurde ungewöhnlich schnell rot und meine Augen begannen zu tränen. Hektisch schüttelte ich meinen Kopf, warf dabei unbewusst meine Haare wild durch die Luft und wollte meine Hand zappelnd aus Patricks Griff reißen.

,,Nein, nein! Nicht! Ich will da nicht hin!", keuchte ich unter japsendem Atem, blinzelte die überflüssigen salzigen Tränen aus meinen Augen, sodass sie widerstandslos über meine Wangen kullerten und an meinem spitzen Kinn abperlten, bevor sie am asphaltierten Boden zerschellten.

,,Was? Wieso nicht?", rief Pat verwirrt über die brummenden Motorengeräusche der Autos hinweg, legte seine Hände mit kräftigem Griff auf meine Schulter und zog mich daran näher zu seinem warmen Körper.

,,Ich.. Ich kann.. nicht", röchelte ich, schnappte von Todesangst erfüllt nach Luft, die mir jedoch weiterhin verwehrt wurde.

Plötzlich überkam mich ein gewaltiges Zittern, welches sich rasant über meinen gesamten Körper ausbreitete, ich verlor die Kontrolle über meine Beine und sackte mit einem heiseren Kreischen zusammen. Mein Kopf wurde belagert von seltsamen Bilder, die meisten davon waren stark verschwommen, sodass ich nichts mehr erkennen konnte. Nur wenige waren klar, doch aufgrund meines Luftmangels legte sich selbst über diese ein dunkler Schleier. Was waren das für Bilder, wieso erschienen sie gerade jetzt und was hatten sie in meinem Kopf zu suchen?

Panisch wollte ich ein weiteres Mal nach Luft schnappen, meinen Körper endlich mit Sauerstoff versorgen, doch die eisernen Krallen der Angst entriss sie mir auf ein Neues. Meine angsterfüllten Augen hingen dabei flehend an Patrick, der sich unbeholfen vor mir niedergekniet hatte und seinen Kopf in alle möglichen Richtungen drehte. Die Panik stieg ins Unermessliche, da sich weiterhin kein Sauerstoff in meine Lungen verirrte und mein Körper nicht mehr lange ohne dem lebenswichtigen Stoff auskommen würde.

Hilfesuchend krallte ich meine heftig zitternden Finger in den dicken Ärmel von Patricks teurer Jacke, zog wimmernd mit letzter Kraft daran, um seine Aufmerksamkeit für mich zu gewinnen.

Kaum lagen seine braunen Augen auf meinem zusammengekrümmten Körper, der ungebremst von immer wiederkehrenden Krämpfen erschüttert wurde, legten sich seine warmen Hände auf meine tränenbedeckten Wangen und seine weichen Finger begannen zärtlich, die salzigen Tropfen von meiner Haut zu wischen.

,,Beruhig dich, Manu! Bitte, sieh nur mich an und blende alles andere aus. Hast du mich verstanden?", kommandierte er mir mit weicher Stimme, wartete auf ein Zeichen meinerseits, dass ich seine Worte wahrgenommen hatte. Nur schwach gelang es mir, meinen Kopf auf und ab zu bewegen, doch Patrick schien dies vollkommen zu reichen, denn er zog sowohl ihm als auch mir die schwarze Sonnenbrille von der Nase und legte diese unachtsam zur Seite.

,,Schau mir in die Augen, komm schon. Einfach nur tief in meine Augen", trug er mir mit einem aufmunternden Lächeln auf, nahm meine eiskalten Hände in seine und legte sie auf seine Brust, genau dort, wo sich sein wild pochendes Herz befand.

Wie befohlen, richtete ich meinen Blick auf seine Augen, bewunderte schlicht und einfach die breite Palette an Brauntönen, die seine Iris besprenkelten. An vereinzelten Stellen glänzten Gelbtupfer im hellen Sonnenlicht, doch auch winzig kleine grüne Punkte befleckten die Regenbogenhaut seiner einzigartig schönen Augen.

Dabei bemerkte ich kaum, wie sich mein Herzschlag ins ursprüngliche Tempo zurücksetzte und die Luft wieder ohne Probleme in meinen Körper wanderte.

Erleichterung überfiel mich und erst dann fühlte ich das beruhigende Pochen von Patricks Herz unter meinen Händen.

Tief durchatmend konzentrierte ich mich auf seinen spürbaren Herzschlag und komischerweise schloss sich mein Herz im selben Takt den regelmäßigen Schlägen an.

,,Siehst du, war doch gar nicht so schwer", meinte Patrick mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen, ließ sich dabei erleichtert auf seinen Hintern plumpsen und verschränkte haltbietend unsere Finger miteinander.

,,Aber.. wieso hattest du gerade eine.. naja.. Panikattacke?"

Erschöpft krabbelte ich zu dem Sänger und platzierte mich neben ihn, so nahe, dass sich unsere Schultern berührten und ein angenehmen Kribbeln meine Haut umhüllte.

,,Ich.. also.. Ich weiß, es hört sich vermutlich verdammt komisch und auch echt erbärmlich an, aber während ich auf der Straße gelebt hatte, musste sich eine bestimmte Angst in mir gebildet haben. Ich habe es aber erst gemerkt, als ich mich vor einem solchen Einkaufszentrum gesetzt und um Geld gebettelt hatte. Ich hab gesungen und dabei ist eine ziemlich große Gruppe auf mich zugekommen und.. und..", begann ich zu stottern, woraufhin sich große Arme um meinen eiskalten Körper schlangen und mir den nötigen Halt gaben.

,,Sie haben sich über mich lustig gemacht und schlimme Dinge getan. Danach habe ich mich nie wieder auch nur in die Nähe eines Einkaufscenters oder irgendwelchen Orten getraut, an dem sich viele Menschen aufhielten."

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Das wars auch schon mit dem Kapitel, ich wusste einfach nicht mehr weiter.
Feedback bitte in die Kommentare, würde mir sehr helfen

[1193 Wörter]

Wrecked  [Kürbistumor]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt