Chapter Three

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Manus Sicht

Bereits mehrere Tage verharrte ich in dieser Stadt, dessen Name mir weiterhin egal war. Die Zeit verging recht friedlich, ich hatte bekannte Lieder gespielt und sogar ein wenig mehr als in meiner alten Heimat eingenommen. Am liebsten trällerte ich die Lieder von meinem Lieblingssänger vor mich her und es kam bei den Leuten auch recht gut an.

Doch mein Schicksal hasste mich und am gestrigen Tag kam ein junger Mann, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, auf mich zu. Er schien mich regelrecht zu hassen, warf mir fiese Wörter an den Kopf. Irgendwann zog er die Kapuze von seinem Kopf und mein Herz hörte für einen Moment auf zu schlagen. Wie man sich in Menschen irren konnte. Seit ich meinen Lebensunterhalt durch Straßenmusik verdienen musste, hatte ich seine Lieder gehört. In jedem Radio spielte man seine Musik, beim Einkaufen erklang seine sanfte Stimme im Hintergrund. Nie hätte ich gedacht, dass mein Lieblingssänger in Wirklichkeit so eine gemeine Seite hatte.

Nun saß ich am Rande der Stadt, meine Gitarre, die seit dem Vorfall mit Patrick eine Delle zierte, auf meinem Schoß. Kein Ton hatte das Instrument mehr verlassen, zu geschockt und beschämt war ich durch die deutliche Ansage des Sängers.

Alles was ich tat, war, die Werke anderer für meine Zwecke zu missbrauchen. Aber wenn ich es nicht tat, würde es den sicheren Tod für mich bedeuten. Die Nächte verbrachte ich bereits in verlassenen Gassen, wie sollte ich jedoch an Essen kommen?

Frustriert warf ich meine Gitarre zur Seite. Meine knochigen Finger fuhr ich durch meine fettigen Haare, ich hatte schließlich nie die Möglichkeit, sie zu waschen. Selbst wenn, meine Kleidung, die mir langsam viel zu groß wurde, war dreckig und alt. Meine Erscheinung wurde von Tag zu Tag schrecklicher, niemand traute sich wirklich in meine Nähe.

Tief durchatmend rappelte ich mich auf, stand nach mehreren Versuchen schwankend auf meinen Beinen. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal etwas zu mir genommen hatte. Das Kleingeld, welches ich in den vergangenen Tagen durch das Singen eingenommen hatte, wurde mir vor wenigen Stunden von einer Gruppe Jugendlicher gestohlen, die es lustig fanden, mich in diesem armseligen Zustand zu schikanieren.

Seufzend umgriff ich den Hals meiner Gitarre, die ich trotzdem mitnahm, selbst wenn ich mir innerlich versprach, nie wieder die Arbeit anderer Künstler zu verschandeln. Ich hatte dieses Instrument seit meiner Kindheit immer an meiner Seite. Meine Eltern hatten nie viel Geld, jedoch wollten sie mir zu dieser Zeit jeden Wunsch erfüllen. Sie wollten, dass ich ein schönes und erfolgreiches Leben führte, meine Entscheidung, die Schule abzubrechen, hatte ihnen wohl jegliche Hoffnung genommen.

Schnell verbannte ich die Erinnerungen an mein Leben zuvor aus meinen Gedanken. Als meine Eltern mich rausschmissen, hatte ich mir geschworen, nie wieder an die Zeit zurückzudenken. Zu viele Schmerzen musste ich wegen ihnen ertragen. Sie hatten mir alles genommen, also hatten sie es auch nicht verdient, dass ich an sie dachte.

,,Pass doch auf!", riss mich eine laute Stimme aus meinen Überlegungen, keine Sekunde später machte mein Hintern Bekanntschaft mit dem harten Asphalt der Fußgängerzone. Dabei knallte meine wertvolle Gitarre auf den Boden und ein Knacken ertönte. Ich erstarrte.

Panisch blickte ich neben mich und es fühlte sich an, als würde mir das Schicksal wahrlich ins Gesicht spucken. Der Gitarrenhals war nur noch durch die dünnen Saiten mit dem restlichen Teil des Instrumentes verbunden, wobei selbst den Körper ein tiefer Riss zierte.

,,Selbst Schuld", spottete noch der Fremde, der mich zum Sturz gebracht hatte, bevor er grinsend gegen die Überreste meines einzigen Besitzes trat und somit noch die restlichen Saiten durchtrennte.

Keuchend starrte ich auf das zersplitterte Holz und bekam so den zufriedenen Ausdruck des Mannes nicht mehr mit. Die Tatsache, dass ich immer noch mitten in der Fußgängerzone lag und somit für viele den Weg versperrte, konnte mir in diesem Moment nicht weniger egal sein. Zwar hörte ich ab und zu lautes Fluchen von den Passanten, spürte auch hin und wieder harte Fußtritte gegen meinen Körper, doch all meine Aufmerksamkeit lag auf dem zerstörten Instrument, welches meine einzige Möglichkeit war, irgendwie an Geld zu kommen. Meine Welt stürzte gerade mit lautem Krach über mir ein und ich konnte rein gar nichts dagegen tun.

,,Hey, Kleiner. Alles okay?", sprach plötzlich eine tiefe Stimme und riss somit meinen verzweifelten Blick von meiner kaputten Gitarre. Panisch blickte ich auf und blieb mit meinem Blick bei einem großgewachsenen jungen Mann mit blauen Haaren hängen. Vereinzelte Tattoos zierten sein Gesicht, sowie seine muskulösen Arme, wovon er einen in meine Richtung streckte. Ein nettes Lächeln lag auf seinen dünnen Lippen, eisblaue Augen musterten mich besorgt, als ich ängstlich ein Stück nach hinten rutschte.

,,Ich tu dir nichts, keine Angst", versicherte mich der Größere, doch ich schenkte ihm keinen Glauben. Mit seiner angsteinflößenden Stimme und der kräftigen Statur erschien er mir alles andere als freundlich. Seine vielen Tattoos, die sich über seine Haut zogen, wirkten nicht weniger gefährlich.

Meine zitternden Finger griffen unbemerkt nach den Überresten meiner Gitarre, zogen diese näher an meinen dürren Körper. Dabei spürte ich dennoch den scharfen Blick des Blauhaarigen, der mein von Schmutz überdecktes Gesicht begutachtete. Zögerlich blickte ich in das eisblaue Meer, welches sich in seinen Augen befand, bevor ich aufsprang und in die entgegengesetzte Richtung lief. Erneut brachte ich Abstand zwischen einer anderen Person und mir. Wobei der Grund für diese Flucht harmloser erschien als der letzte.

Bei jedem Schritt schlugen die einzelnen Teile meiner Holzgitarre, die ich so fest es ging in meinen Händen hielt, gegen meinen Körper und hinterließen immer wieder schmerzende Stellen. Keuchend zerrte ich mich noch wenige Meter weiter, bis ich um die Ecke in eine enge Gasse stolperte, die mir bereits die Tage davor Schutz geboten hatte.

Kaum befand ich mich an der vertrauten Stelle, knickten meine dürren Beine unter mir weg und meine Knie knallten hart auf den dreckigen Boden. Die hölzernen Splitter in meinen Fingern fielen vor mir auf den rissigen Asphalt.

Meine Gitarre und somit meine einzige Möglichkeit, an Geld zu kommen, lag in Trümmern vor mir. Mit ihr wurde jegliche Hoffnung auf ein besseres Leben zerstört. Jegliche Verbindung zu meinem Leben vor der Straße. Jegliche Chance auf einen Neubeginn.

Vielleicht sollte es so kommen, vielleicht hatte ich all das verdient. Aber ich konnte nicht länger einfach nur zusehen, wie andere mein Leben bestimmten.

Das Schicksal hatte seine besten Karten gespielt, jetzt war ich an der Reihe.

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Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen.

Lasst bitte wieder Feedback da, Kritik ist ebenfalls gerne erwünscht,

[1090 Wörter]

Wrecked  [Kürbistumor]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt