Chapter Nineteen

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Manuels Sicht

Schwerfällig kippte ich nach hinten und versank augenblicklich zwischen dem Berg aus weichen Kissen. Mit geschlossenen Augen ließ ich den heutigen Tag noch einmal revuepassieren, wobei sich ein rundum zufriedenes Lächeln auf meine spröden Lippen legte. Der eisige Wind, der einem um diese Jahreszeit besonders stark um die Ohren wehte, hatte sichtbare Schäden angerichtet und das, obwohl wir uns hauptsächlich in einem beheizten Einkaufscenter aufgehalten hatten. Wahrscheinlich waren dies noch die Nachwirkungen von meinem früheren Leben auf der Straße. Dies lag ja noch nicht unbedingt lange zurück, doch die endlosen Gespräche mit Patrick, der mir immer wieder versicherte, dass er mich keineswegs mehr dorthin zurücklassen wird, hatten meine anfangs kaum vorhandene Zuversicht, ein anständiges Leben führen zu können, ordentlich gestärkt.

"Na, wo hat sich mein Manulein versteckt?", scherzte Pat, der kurze Zeit nach mir die Wohnung betreten hatte. Denn als wir gerade dabei waren, unsere Einkäufe in Schlafzimmer zu tragen, hatte sein Telefon geklingelt. Leider hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wer der Anrufer war, da Patrick sofort durch die Tür eilte, als er ein Auge auf die Kontaktdaten geworfen hatte.

"Wer suchet, der findet!", rief ich schmunzelnd und machte mich hastig an die Arbeit, meinen gesamten Körper unter den Kissen und Decken zu verstecken. Dies stellte sich als besonders einfach heraus, da der Sänger unfassbar viele davon auf seinem Bett liegen hatte. Wofür man wohl so viele Kissen benötigte?

Viel Zeit, darüber nachzudenken, blieb mir nicht, da gleich darauf die große Tür zum Schlafzimmer aufgemacht wurde und schwere Schritte zu hören waren. Es fiel mir zwar unheimlich schwer, mein Kichern zu unterdrücken, doch ich tat mein Bestes.

"Wenn ich dich erwische, kannst du dich auf etwas gefasst machen", flüsterte Paddy und bewegte sich hörbar in Richtung Kleiderschrank. Erleichtert atmete ich aus, da ich vorhin kurz mit dem Gedanken gespielt hatte, mich einfach dort hineinzustellen. Gut, dass ich mich umentschieden hatte.

"Buh!", schrie er, gefolgt von einem lauten Krachen, was wohl die Schranktür war, die achtlos aufgerissen wurde. Der Klang von Patricks Stimme, diese Selbstsicherheit, brachte das Fass zum Überlaufen und ich begann hemmungslos zu lachen.

"Hey!", schnaubte Pat beleidigt, als ich nach Luft schnappend aus dem Kissenhaufen hervorschoss und meinen Kopf in meine Hände warf. Vor Lachen krümmte ich, da mein Bauch bereits zu schmerzen begann, doch ich konnte einfach nicht aufhören. Wie gerne hätte ich das Gesicht des Braunäugigen gesehen, als er siegessicher den leeren Schrank aufgerissen hatte. Allein die Vorstellung davon löste eine weitere Welle an Gelächter aus, die mich sofort überrollte.

Während ich mich also halb sterbend vor Lachen auf dem Bett hin und her rollte, formte sich Patricks beleidigtes Schmollen zu einem gutmütigen Lächeln. Eine unbestimmte Zeit lang beobachtete der Sänger mit einem warmen Gefühl in seiner Bauchgegend, wie ich über seine Taten lachte, wie noch nie zuvor. Der Fakt, dass ich jahrelang auf der Straße kein ehrliches Lächeln zustande bringen konnte, bestärkte den Musiker in seinem Glauben, mein Leben verbessert zu haben.

"Das Lachen steht dir", hauchte der Braunhaarige, was mich aufhorchen lässt. Tief durchatmend erholte ich mich von der starken Lachattacke und drehte mich lächelnd zu Patrick, der weiterhin neben dem Bett stand. Ein Schwarm an aufgeregten Schmetterlingen tobte in meinem Magen und kitzelten ein noch stärkeres Lächeln aus mir heraus, wodurch eine angenehme Wärme in meine Wangen schoss.

"Danke?", brachte ich unsicher hervor, meinen Blick dabei nie von Patrick lösend. Dadurch entging mir nicht, wie auch seine Mundwinkel noch ein kleines Stückchen höher hüpften.

Plötzlich kam mir der Abstand zwischen uns so unendlich weit vor und ich krabbelte kurzerhand über die Matratze auf die andere Seite. Schüchtern streckte ich meine Hand nach seiner aus und nach kurzem Zögern umschlossen meine Finger sein Handgelenk. Ein verwirrter Blick von Pats Seite brachte mich zum Schmunzeln, bevor ich mit etwas Kraft den erstarrten Sänger zu mir auf das riesige Bett zog.

Obwohl man ihm ansehen konnte, wie verwirrt er über die gesamte Situation war, setzte ich mein Vorhaben fort und drückte Patrick sanft auf das Bett, sodass er inmitten der vielen Kissen bequem lag. Schmunzelnd darüber, wie zerzauste seine Haare nun waren, blickte ich auf den Braunäugigen hinab, bevor ich etwas tat, was ich schon wollte, als der berühmte Sänger mir zum ersten Mal seine wahre Seite gezeigt hatte.

Ich ließ meinen bestimmt schon hochroten Kopf langsam auf die muskulöse Brust Patricks sinken und schlang meine Arme um seinen Oberkörper, bevor ich tief ausatmend meine Augen schloss. Genießerisch seufzend machte ich es mir bequem und lauschte dem etwas beschleunigten Herzschlag. Dies war das einzige Geräusch, worauf ich mich konzentrieren konnte. Es zeigte mir, dass der wunderbare Mann unter mir real war. Es zeigte, dass ich mir das alles nicht nur vorstellte. Es zeigte, dass es tatsächliche eine Person auf dieser Welt gibt, die mich gerne bei sich hatte. Die mich nicht so wie alle anderen mied, sondern meine Nähe genoss. Auch die Tatsache, dass sein Herz schneller schlug als normal, löste ein wärmendes Gefühl in mir aus.

Die Nähe zu Patrick ließ mich etwas fühlen, was ich noch nie wirklich verspürt hatte.

Sicherheit.

Mit diesem und vielen weiteren wunderbaren Gefühlen schlief ich viel zu schnell ein.

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Nach langem habe ich es wieder geschafft. Was sagt ihr, ist es gut genug, um es zu lesen, oder nicht?

Schreibt bitte wie immer eure Meinung zum Kapitel in die Kommentare, es bedeutet mir immer sehr viel.

[898 Wörter]

Wrecked  [Kürbistumor]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt