Chapter Sixteen

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Patricks Sicht

„Schau du doch hier mal für dich und ich stöbere ein wenig woanders.“ Das waren die letzten Worte, die Manu gesagt hatte, bevor er sich umgewandt hatte und weg lief. Dabei fiel mir eine kleine, noch blutende Wunde an seiner Wange auf. Vom Schock überwältigt blickte ich ihm einfach nur besorgt nach, ich war nicht im Stande, ihn festzuhalten oder etwas zu sagen.

Unendlich viele Fragen schwirrten durch meinen Kopf. Was war das? Woher kam diese Verletzung? Wie lange hatte er sie schon? Wieso hatte ich sie nicht bemerkt? Warum hatte der Grünäugige mir nicht Bescheid gegeben?

Doch eine Frage thronte über allen anderen. Wer hatte ihm diese Wunde zugefügt? War er es selbst gewesen oder hatte ihn jemand anderes verletzt? Er würde sich doch nicht selbst Schmerzen zufügen wollen, oder? Nein, das passte nicht zu ihm, es musste jemand anderes gewesen sein. Auf einmal kam ein unglaublich großer Hass gegenüber der Person, die ihm das angetan hatte, in mir auf. Wie von selbst ballte ich meine Hände zu Fäusten. Welcher Idiot war es gewesen? Wie konnte man einer so wunderbaren Person nur grundlos wehtun?

In meiner Wut und meinen Gedanken verloren bemerkte ich nicht, dass der Braunschopf sich wieder neben mich gestellt hatte und mir ein paar Schuhe vor die Nase hob. Erst als er seine Stimme erhob, konnte ich mich wieder auf mein Umfeld fokussieren. „Ähm... Patrick, ich würde diese Schuhe gerne haben. Sie sind echt bequem und gefallen mir sehr gut. Ist das in Ordnung für dich? Hallo, Pat? Hörst du mir eigentlich zu?“ Belustigt über meinen kurz verwirrten Blick hob er erneut die Schuhe, sodass ich sie mir ansehen konnte. Ich spürte die Hitze, die in mein Gesicht schoss und entschuldigte mich schnell dafür, dass ich ihm nicht zugehört hatte. „Klar kannst du die Schuhe haben, aber willst du nicht doch ein zweites Paar mitnehmen? Dann kannst du ein bisschen wechseln“, stimmte ich ihm zu und sprach meine Überlegung laut aus, um von mir abzulenken. „Wenn du darauf bestehst. Ich kann deine Meinung sowieso nicht ändern“, lächelte er mir schüchtern zu, mein Herzschlag schoss rasant in die Höhe. Verwirrung machte sich ein weiteres Mal in mir breit. Was machte dieser Junge bloß mit mir? Weshalb reagierte mein Körper bei solchen Kleinigkeiten so sehr über?

Meine Gedanken schob ich erst mal komplett auf die Seite, da Manu gerade wieder verschwinden wollte. Ich packte ihn am Handgelenk und zog ihn zurück. „Such dir doch etwas von hier aus. Wie wäre es mit diesen Schuhen?“ Ich deutete auf ein Paar schwarze Sneaker und zog sie aus dem Regal. „Sind die nicht viel zu teuer? Ich meine du hast schon so viel für mich ausgegeben und außerdem hab ich schon Schuhe.“ Er blickte mich verunsichert an und wollte gerade wieder etwas sagen, als ich ihm das Wort abschnitt. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich das gerne für dich mache, glaub mir, mir macht das nichts aus“, erklärte ich ihm lächelnd. Es war schon süß, dass er sich so viele Gedanken machte. Warte was? Süß? Wieso dachte ich so über ihn? Wahrscheinlich sah ich wie so oft in der kurzen Zeit in ihm wieder den kleinen Jungen von damals.

Erst jetzt merkte ich, dass er neben mir saß und sich die Schuhe anzog. Sie passten unglaublich gut und sahen noch dazu einfach umwerfend aus. Ein kurzer Blick in sein Gesicht genügte, um ihm anzusehen, dass er Gefallen an den schwarzen Sportschuhen gefunden hatte. Doch als ich ihn darauf ansprach, verzog er sein Gesicht und erklärte mir, dass ihm die Sneaker nicht gefielen. Auch alle anderen teuren Schuhe verweigerte er, aber sein Blick blieb immer wieder bei dem schwarzen Paar hängen. Es hatte ihm am besten gefallen, das sah ich ihm sofort an.

Daher fasste ich einen Entschluss. Manuel suchte gerade in einem Eck mit billigeren Schuhen nach etwas, dass ihm gefiel, als ich die Schuhe nahm und schon mal bezahlte. Die Frau an der Kasse bat ich darum, dass sie die Schuhe doch bitte auf die Seite legen soll und ich sie danach wieder holen würde, sie nickte nur schwach, während sie mich mit offenem Mund anstarrte. Ich ignorierte ihren Blick jedoch, da ich es gewohnt war, erkannt zu werden.

Nachdem sie das Geld von mir bekommen hatte, drehte ich mich um und ging zu Manu, der derweil noch immer die verschiedensten Schuhe anprobierte. Als er mich erkannte kam er auf mich zu und meinte, ihm würden die Schuhe, die er gerade anhatte, gut gefallen. Tatsächlich waren sie ganz schick, es waren schwarze Turnschuhe mit dunkelblauen Nähten und Schnürsenkeln. Ich nickte ihm zu und er gab sie mir, nachdem er seine alten Schuhe wieder anhatte. Dann liefen wir zur Kasse und ich bezahlte die von ihm ausgewählten Paare und ich teilte ihm mit, dass wir hier in der Mall etwas essen könnten, wenn er wollte. Strahlend nickte er und deutete auf ein Sushi-Restaurant direkt gegenüber von meinem Lieblingsschuhgeschäft. Also machte ich dem Braunschopf weiß, er könnte sich schon mal etwas aussuchen, während ich noch etwas schauen würde. Unsicher nickte er und ging zum Eingang, gleichzeitig ging ich nochmal zur Kassiererin, die mir die Schuhe, auf die sie aufpassen sollte, entgegenhielt. Dankbar nahm ich sie ihr ab und legte sie ebenfalls in eine der Tüten. Damit wäre sein Geburtstagsgeschenk auch schon besorgt, später würde ich ihn fragen, wann er diesen denn hätte.

Ich ging zu Manu, der ratlos vor der Speisekarte am Eingang stand und wieder leicht zitterte. Schnell eilte ich zu ihm und nahm seine Hand, aus Angst, er könnte wieder eine Panikattacke bekommen. Dankbar lächelnd sah er mich an und ich drückte seine Hand fester.

Niemals würde ich diesen Jungen wieder loslassen, dafür war er zu wertvoll.

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Die liebe zylinderschneckchen hat sich bereiterklären und wird Patricks Sicht übernehmen.
Ich finde ihren Schreibstil sehr schön und irgendwie ziemlich passend für diese Geschichte.
Was denkt ihr, hat sie das gut gemacht oder hat sie das mega gemacht?
Lasst euer Feedback liebend gerne in den Kommentaren.

[1000 Wörter]

Wrecked  [Kürbistumor]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt