Am Morgen des Sommerfestes fahre ich wieder bei Fynn auf dem Mofa mit.
Ich schieße aus dem Haus, in genau dem Moment, in dem er losfahren will.
Er hat nicht auf mich gewartet. Er hat auch nicht mehr mit mir gerechnet.
Erstaunt hält er inne, als ich auf ihn zugeschossen komme. „Kannst du mich mitnehmen?", frage ich atemlos. Wortlos reicht er mir seinen eigenen Helm, als er „meinen" nicht findet.
Ich fühle mich nicht wohl dabei, ihn ohne Helm fahren zu lassen und protestiere, aber er winkt ab und besteht darauf, ihn mir zu überlassen. Der Sommerwind ist heute nicht da, um mich zu beglücken, stattdessen ist es drückend heiß und die Sonne knallt uns auf die Köpfe.
Als wir bei der Schule ankommen, ergreift er wie selbstverständlich meine Hand.
Er ist nervös, wie ich erkennen kann. Ich fühle mich unwohl dabei, aber als ich Jasmin ein paar Meter von uns entfernt stehen sehe, wird mir klar, warum er so nervös ist.
Wir passieren sie und ich sehe, dass Henri auf sie zukommt und flüchtig ihre Hand berührt. Sie lacht und mein Herz spürt einen weiteren Stich. Ehe ich mich versehe, dreht Fynn mich zu sich und küsst mich. Überrascht bleibe ich stehen. Seine Lippen sind weich und der Kuss ist flüchtig, aber energisch. Ohne zu reagieren stehe ich nur da. Ein winziger Schmetterling fliegt durch meinen Bauch. Dann ist der Kuss auch schon vorbei. „Was?", grinst er, als er mein verdutztes Gesicht sieht. Ich versuche, herauszufinden, was da passiert ist.
Doch dann wage ich einen Blick zu Jasmin und Henri. Der Grund für diesen Kuss ist rothaarig und steht neben Henri. „Ob sie uns gesehen haben?", wispert Fynn. Ich wende mich nicht um. Mein erster Kuss sollte eigentlich besonders sein, nicht von meinem besten Freund, den ich nicht liebe, um ein Mädchen eifersüchtig zu machen, welches mit meinem Schwarm auf das Fest geht. Aber da gibt mir Fynn einen weiteren Kuss und verabschiedet sich. Ich spüre, dass sich der Kuss erstaunlich gut anfühlt... Erst als er bereits weg ist, fällt mir auf, dass ich ihn immer noch nicht wegen dem Fest gefragt habe. Wollte er nicht mit Jasmin gehen? Aber wollte Jasmin nicht mit Henri gehen? Und mit wem gehe dann ich?
In dem Moment kommt Mandy auf mich zu. Wir gehen in Richtung Klassenraum, aber als wir an den Mädchentoiletten vorbeikommen, ziehe ich sie kurzerhand herein. „Sag mal, Physik ist doch nicht so wichtig. Kannst du mir bitte helfen?"
Wir zwängen uns zu zweit in eine Kabine und ich erzähle ihr alles.
Als ich geendet habe, prustet Mandy laut los. Sie kann sich kaum noch halten vor Lachen und ich starre sie bloß entgeistert an. „Das war jetzt nicht die Art von Hilfe, die ich mir erhofft hatte...", meine ich entgeistert.„Also, was willst du jetzt machen?"
„Das ist ja die Frage. Ich weiß es nicht. Ich fühle mich, als hätte ich totalen Mist gebaut."
Ich stemme die Füße gegen die Klowand. Bestimmt ist bereits die gesamte Physikstunde rum. „Ja, unter Umständen hast du das. Aber überlege doch, vielleicht kannst du dir das auch zu Nutze machen. Immerhin zeigst du Henri doch so, dass du nicht hinter ihm herläufst."
„Und wenn das der falsche Weg ist? Vielleicht mag er mich ja doch."
„Oder er mag Jasmin."
Das tut weh. Aber wahrscheinlich ist es genauso. Wahrscheinlich war Henri nur höflich zu mir. Ich ziehe meine Füße zu mir auf den Klositz.
„In dem Fall kannst du einfach einen schönen Nachmittag mit Fynn verbringen. Spaß haben und den Sommer genießen."
Mandy zieht ihre Füße ebenfalls zu sich heran.
„Frag Fynn einfach, ob er mit dir hingeht und vergiss deine Sorgen. Heute kannst du auch nicht mehr viel retten. Mach diesen Nachmittag einfach zum schönsten Nachmittag des Sommers, okay?"
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Liebe sieht aus wie eine Wolke (Band 1) ✔️
Teen FictionDie fast 16-Jährige Schwedin Nicole lebt ihr Leben eher in Büchern als im Real life. Ansonsten hätte sie ihren Schwarm Henri längst angesprochen. Doch der hat mittlerweile eine Freundin... Als der 16 Jährige Fotografienerd Fynn das Haus neben Nicol...