Ich bin gerade dabei, Bianca, Trixie und mir einen Tee zu machen, als ein großer Ansturm asiatischer Touristen in bunten Regenmänteln in die Buchhandlung stürmt. Sie klopfen die Regentropfen von ihren Schirmen und sind wohl vor einem heftigen Regen geflüchtet.
Allein bei dem Gedanken daran, dass es, wenn ich nach Hause fahre, wie aus Kübeln regnen wird, sträube ich mich dagegen, den warmen und gemütlichen Laden zu verlassen.
Die Touristen sehen sich um und erfordern viel Aufmerksamkeit von Biancas, Trixies und meiner Seite. Als mich eine der asiatischen Touristinnen nach Schweden Reiseführern fragt, beschließe ich, den Tee stehen zu lassen und versuche, sie zu dem perfekten Reiseführer zu beraten. „Wow, war das anstrengend!", prustet Trixie, als die Gruppe den Laden wieder verlassen hat. „in der Tat...", sagt Bianca, die zu uns gelaufen kommt, um die Bestellungen im Regal zu sortieren. „Tee?", wende ich mich an die Beiden. „Auch wenn er vermutlich bereits kalt ist."Am frühen Nachmittag, als ich den Laden verlasse, regnet es zum Glück nicht mehr und die Sonne schiebt sich zwischen den Wolken hindurch. Mandy hat mir geschrieben, dass Madita und Eva-Lotta aus dem gemeinsamen Zelturlaub zurück sind und wir haben uns in einer halben Stunde im Pier verabredet, einem neuen Lokal am Wasser. Da noch massig Zeit bleibt, beschließe ich, noch ein wenig nach Büchern zu stöbern. Tatsächlich ergattere ich in einem Antiquitätengeschäft ein schönes Buch und das Glöckchen am Laden klingelt himmlisch, als ich den Laden verlasse. Ich packe gerade das Buch in meine Tasche, als ich wie angewurzelt in der Tür stehen bleibe. Direkt vor mir am Wasser stehen Fynn und Jasmin und reden und lachen. Schnell verschwinde ich unter dem verdutzten Blick des Ladenbesitzers wieder in den Laden und warte, bis die Beiden vorbeigegangen sind, dann verlasse ich den Laden erneut und ignoriere mein Stechen im Herz. Als ich das „Pier" erreiche, sind meine Freundinnen bereits da und warten auf mich. Wir bleiben den ganzen Nachmittag lang in der Stadt und als ich abends nach Hause komme, liegt schon wieder ein Buch vor der Haustür. Es ist ein Exemplar von einem Liebesroman, den ich schon immer einmal lesen wollte, fleißig mit Randbemerkungen versehen. Grinsend schlage ich das Buch auf und rieche an den Seiten. Ich liebe den Geruch von Büchern und dem verheißungsvollen Gedanken auf eine neue Geschichte. Da fällt mir erst auf, dass was auf der ersten Seite des Buches steht:
„Du hast mir versprochen, den zweiten Star Wars Teil mit mir zu sehen! Morgen um acht?"„Also wie willst du das jetzt erklären?!", Mandy rührt in einer Rührschüssel herum, während ich neben ihr auf der Küchenanrichte bei uns zuhause throne. Es ist noch der gleiche Abend und ich erzähle ihr von der Art Buchtausch zwischen Fynn und mir.
„Also. Fynn und ich sind wieder Freunde, aber ich glaube er ist mit Jasmin zusammen und ich bin mit Henri zusammen und unsere Freundschaft ist auch nicht mehr dieselbe, egal wie oft ich es versuche. Ich glaube ich habe Freundschaftskummer."
Mandy gibt mir den Schneebesen, damit ich den Teig weiter umrühre und ich lasse mich von der Anrichte plumpsen.
„Ich glaube, das ist normal. Immerhin wart ihr ja mal so etwas wie zusammen", erinnert sie mich, während sie den Kühlschrank öffnet und nach etwas sucht. „Aber du musst das einfach vergessen. Ich meine, ihr wart doch immer schon Freunde, seit er hier wohnt. Manchmal frage ich mich sogar, ob er die bessere beste Freundin ist als ich. Und das muss doch was heißen. Also kannst du deinem Gewissen ruhig sagen, dass es sich darauf einstellen kann, sich Fynn bald mit Jasmin teilen zu müssen, immerhin muss Fynn sich dich ja auch mit Henri teilen."
„Das hört sich völlig bescheuert an. Ich meine, die Beiden können sich ja nicht einmal ausstehen. Wie soll der Eine den Anderen akzeptieren?"
Mandy schüttet noch mehr Zucker in den Teig. „Hey, das ist aber viel Zucker!", mahne ich prustend. „Außerdem", ich träufele den fertigen Teig in Backformen und schiebe diesen in den Ofen „ist er vielleicht gar nicht mit Jasmin zusammen. Dann muss ich ihn mir gar nicht teilen." Mandy schlägt mir mit dem Kochlöffel auf den Kopf. „Du spinnst!"
In dem Moment klingelt es an der Haustür. Mit mehligen Händen öffne ich die Haustür. Mama wird die Krise kriegen, wenn sie den Türknauf sieht. Es ist Fynns kleine Schwester. Sie marschiert schnurstracks in die Küche.
„Hier hat es so lecker geduftet", erklärt sie Mandy, die sie mit offenem Mund anstarrt, „da dachte ich mir ich komme vorbei und helfe."
Mandy fängt an, schallend zu lachen. „Hier, du kannst mir helfen, Brownies zu machen, die kommen nämlich als nächstes."
Begeistert klettert Ella auf einen Hocker und hilft Mandy geschäftig beim Teig. „Sie backt gerne", erkläre ich und schmunzle in Ellas Richtung. „Du bist nicht mehr Fynns Freundin, oder?", sagt Ella auf einmal, „das hat Fynn zu Mama gesagt. Ich habe gelauscht!", erklärt sie stolz. Mandy verbeißt sich ein Lachen, worauf ich sie böse anfunkele. „Warum bist du nicht mehr seine Freundin?", fragt Ella weiter, doch ehe ich antworten muss, fällt ihr zum Glück etwas Anderes ein. „Ich mag dich aber trotzdem! Lass uns doch Freunde sein, dann kannst du trotzdem immer rüberkommen."
Jetzt kann Mandy nicht anders als laut loszulachen. „Ella, ich komme gerne häufiger rüber. Aber Fynn und ich sind ja noch gute Freunde", schmunzle ich und helfe ihr nun auch beim Teig weil man auf die lachende Mandy nicht mehr zählen kann.
„Sag mal, weiß deine Mutter überhaupt, dass du hier bist?", frage ich.
„Nö", sagt Ella. „Aber ich gehe ihr nachher hallo sagen." Mandy wälzt sich mittlerweile auf dem Boden vor Lachen.
Zwei Stunden später sind die Brownies endlich fertig, die Muffins bereits verdrückt.
Es ist wahrscheinlich schon früher Abend, als es erneut klingelt und ich Fynn öffne. „Ella kommt gleich, pass demnächst besser auf die Prinzessin auf."
Fynn lächelt schief. „Sie hat dich vermisst." Ich gebe Fynn und Ella die volle Ladung Brownies mit und tröste die murrende Mandy damit, neue zu backen. Als ich die Tür wieder hinter mir schließe, fragt Mandy: „Sag mal, sehen in Fynns Familie alle so gut aus?"
Als Antwort gebe ich ihr mit dem Kochlöffel einen Klaps auf den Hintern.
„Frag Fynn doch, ob er mit dir ausgeht."
„Du spinnst. Früher oder später heiratet ihr zwei doch sowieso. Aber vielleicht hat er ja einen älteren Bruder? Oder einen Cousin?"
„Er hat zwei dreijährige Brüder. Warte noch zwanzig Jahre, dann kannst du ja wiederkommen."
Mandy klaubt sich einen Schneebesen von der Anrichte und macht einen Satz auf mich zu. Lachend und kreischend renne ich vor ihr weg, während sie Laute wie ein Cowboy macht.
Als wir von unserem Geschrei ablassen, wirbelt es in der Küche nur so vor Mehl. „Oh Scheiße", sagt Mandy zerknirscht. „Das kriegen wir schon wieder hin", kichere ich und mache mich an die Arbeit, um das Chaos zu beseitigen.
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Liebe sieht aus wie eine Wolke (Band 1) ✔️
Teen FictionDie fast 16-Jährige Schwedin Nicole lebt ihr Leben eher in Büchern als im Real life. Ansonsten hätte sie ihren Schwarm Henri längst angesprochen. Doch der hat mittlerweile eine Freundin... Als der 16 Jährige Fotografienerd Fynn das Haus neben Nicol...