Klappentext :
« Mein Herz setzt aus. Ich sage die Worte vorsichtig, weil ich Angst habe, dass sie davonfliegen. Vielleicht liegt es daran, dass wir hier so eng bei einander stehen. Oder daran, dass wir beide aufgeregt auf den nächsten Tag sind. Vielleicht liegt es auch daran, dass seine Augen leuchten wie grüne Smaragde. Denn auf einmal liegen seine Lippen auf meinen, oder meine auf seinen, ich weiß nicht, wer den Kopf zuerst vorgebeugt hat. Sein Kuss ist schöner, als ich es mir vorgestellt habe. Er ist echt. »
Leseprobe erstes Kapitel:
Manchmal glaube ich, dass das Märchen von Aschenputtel richtig liegt. Kleider können Wunder vollbringen, sie können aus einem Mädchen etwas machen, was es sonst nicht ist. Besser gesagt, sie geben einem Mädchen das Gefühl, etwas zu sein, was es sonst nicht ist, auch wenn es genauso ist wie immer. Ein schönes Kleid gibt einem ein Selbstbewusstsein, welches man sonst nicht hat, und das, obwohl es nur Stoff ist.
Es ist der jährliche Herbstball unserer Schule, zu dem ich zum ersten Mal in meinem bisherigen Leben mit einer richtigen Begleitung gehe. Nicht mit improvisierten Notfallbegleitern, die man einen Tag davor fragt, nur, damit man hingehen kann.
Jungs, die man am nächsten Tag wieder vergessen hat oder nicht mehr wiedersieht, weil diese Jungs nur die entfernten Cousins einer Freundin sind, die kurz zu Besuch kommen.
Nein, diesmal ist es eine echte Verabredung, diesmal gehe ich mit Henri hin.
Ich rücke mein Kleid zurecht. Es ist ein nachtblaues Kleid mit kurzem Wasserfallrock.
Ein schlichtes Kleid, welches ich trotzdem über alles liebe, weil es mir meine Mutter geschenkt hat. Ich habe mich nicht groß geschminkt, meine Haare trage ich auch offen und meine Schuhe sind flach, trotzdem habe ich das Gefühl, wie eine Schauspielerin auszusehen, die zu einer Gala und nicht nur zum Schulball fährt.
Es ist bereits Abend und der Himmel färbt sich rosa. Es ist der erste Oktober und der wichtigste Tag im Leben eines Mädchens, neben dem Geburtstag, Weihnachten oder Silvester. Für mich ist dieser Tag erst ab diesem Jahr wichtig geworden.
Ich zucke zusammen beim Klingeln an unserer Haustür. Meine Mutter öffnet und ruft mich von unten. Es ist Henri, der soeben angekommen ist, um mich abzuholen.
Ich werfe einen letzten Blick in den Spiegel und versuche, mein Herz zu beruhigen, welches wie ein Güterzug durch meine Brust schießt.
Meine Mutter ruft mich erneut. Ich eile die Treppe hastig hinunter und lande direkt vor Henri auf meinen Füßen, bevor ich direkt in ihn hineinrenne und schlimmstenfalls auch noch umwerfen kann. „Hoppla", lacht Henri und ich verkrieche mich in Gedanken in einem Schneckenhaus. Dann schaue ich ihn endlich an. Er sieht so wunderschön aus. Normalerweise ist das wohl nicht das passende Wort für einen Jungen, aber er tut es. Er sieht fast schon zu gut aus, um echt zu sein. Seine dunklen Haare hat er ein wenig wachsen lassen, sodass es ihm jetzt schon ein wenig länger fällt. Er trägt einen Smoking und Halbschuhe. Henri ertappt mich dabei, wie ich ihn anschaue und blinzelt mich verschmitzt an. Mein Vater kommt mitsamt seiner Videokamera aus dem Wohnzimmer, um uns zu filmen. „Papa!"
Es hat keinen Zweck, nun sind Henri und ich für die Ewigkeit auf diesem Camcorder verewigt. Was mache ich ihn zehn Jahren? Wenn Henri womöglich mit einer indischen Schönheit in Kalifornien am Strand liegt? Dann werde ich in einem Jogginganzug und mit Eis auf dem Sofa liegen und heulen und Papa wird kommen und sagen: „Schau mal, wie toll ihr da aussaht."
Ich verdränge den Gedanken. Nach ein paar Minuten haben meine Eltern endlich genug gefilmt und fotografiert und mein Vater schüttelt Henri etwas unbeholfen die Hand. Mein Vater weiß noch nicht, wie er mit der Situation umgehen soll. „So", meine Mutter greift nach den Autoschlüsseln „Kann ich euch zufällig fahren?" Zusammen mit Henri auf dem Rücksitz des Autos meiner Mutter zu sitzen ist etwas unangenehm. Am liebsten würde ich nach Henris Hand greifen, aber ich habe Angst, dass meine Mutter die Geste im Rückspiegel sehen könnte. Ich schaue aus dem Fenster in den Sonnenuntergang und denke darüber nach, wie schön es wäre, alt genug für ein eigenes Auto zu sein. Ich könnte Henri jeden Morgen abholen, wir würden vor der Schule noch einen Kaffee holen und wenn uns danach war, einfach weg von der schule und in die Freiheit der schwedischen Highways fahren, wie in den amerikanischen Filmen. Ich schweife schon wieder mit den Gedanken ab. Irgendwann greift Henri nach meiner Hand und mein Blick huscht wie von selbst zu meiner Mutter, die aber auf die Straße schaut. Endlich entspanne ich und erwidere den leichten Druck von Henris Hand.
Der Herbstball findet in der Aula statt, weil die Oktoberluft dieses Jahr zu kalt ist, um auf dem rasen zu feiern. Der Sinn des Balles ist es eigentlich nur, den Schülern zu zeigen, dass es sich weiterhin lohnt, auf unsere Schule zu gehen, indem sie diese Bekehrungen als einen Ball tarnen. Zumindest sind Mandy und ich der Meinung. Seit Jahren gibt es Schulabgänger, die die Schule mitten im Schuljahr wechseln wollen und unsere Schule könnte sich langsam Gedanken um die niedrige Schülerzahl machen.
Dennoch gehen Mandy und ich jedes Jahr hin, um die Schüler zu beobachten. Wir beobachten immer alles zu zweit. Wer sich die Haare über die Ferien gefärbt hat, wer auf einmal ein Piercing oder ein Tattoo hat, wer plötzlich einen Freund oder keinen Freund mehr hat und wer auf einmal schwanger ist. Das ist alles schon passiert. Mandy und ich sind immer live dabei und informieren uns wie auf einer Klatschseite im Internet, während wir selbst jedes Jahr unscheinbar bleiben. Doch dieses Jahr scheinen ein paar Blicke auf Henri und mir zu ruhen, als wir aus dem Auto steigen. Ein paar Schüler unterhalten sich sogar verstohlen über uns, was ich daran merke, dass sie es nicht wirklich verstohlen tun.
Das Herbstlaub sammelt sich bereits bunt auf dem Schulhof und die Luft ist erstaunlich kalt. Ich fröstele und ziehe meine Strickjacke enger um mich.
„Ist dir kalt?" Henri legt einen Arm um mich und noch mehr Leute beginnen zu tuscheln.
„Hallo, Mandy!", begrüße ich meine beste Freundin aufgeregt, als ich sie in der Aula entdecke. Alle Anderen sind auch schon da, mitsamt ihrer Begleiter. Die meisten kenne ich nicht, nur Maditas Begleiter habe ich bereits gesehen, es ist ein Mitschüler aus meinem Kunstkurs. Henri bringt unsere Jacken zur Garderobe, während ich mich umsehe. Der Dekorationsausschuss hat die Aula wunderschön dekoriert. Bunte Deko Blätter hängen in Girlanden an der Decke, zierliches Lametta schmückt die Fensterrähmen und die Tische und Stühle am Rand der Bühne und der Tanzfläche sind mit bunten Tischdecken gesäumt. Unsere Schulband prüft gerade ihre Instrumente. Plötzlich stutze ich. Der Gitarrist, der mir den Rücken zudreht, kommt mir bekannt vor. Als er sich umdreht, stelle ich erstaunt fest, dass es Fynn ist. Sein Blick fällt auf mich und er winkt mir verstohlen zu.
„Wollen wir uns in die Sofaecke setzen?", fragt Henri, der wieder bei mir angekommen ist.
Wir setzen uns alle zusammen in eine freie Nische und bestellen Cola für alle. Ich weiß genau, dass Henri eigentlich lieber ein Bier trinken würde, aber er scheint es uns zuliebe zu lassen. Offenbar hat er gemerkt, dass meine Freundinnen und ich eher die Cola Trinker sind, da sie uns nicht peinlich dastehen lässt. Oder eher, weil wir nicht gewohnt sind, Alkohol zu trinken.
„Guten Abend, Jungs und Mädels!", begrüßt unser Schulleiter uns durch sein Mikrofon. Mandy stöhnt genervt auf. „Der hält sich ja wirklich immer noch für jung. Dabei ist er doch bestimmt alt wie mein Großvater."
„Du bist auch alt", grinst Madita und Mandy zwickt sie gespielt beleidigt in die Seite.
Amüsiert grinse ich in mich hinein. Ich bin froh, wieder mit meinen Freundinnen in den Pausen zusammenstehen zu können und immer zusammen in einer Reihe in der Schule zu sitzen.
Der Abend beginnt mit einem Theaterstück der Theater AG, in dem eine klassische Liebestragödie mit modernen Stilmitteln vorgeführt wird. Darauf folgt ein Tanz der Ballett AG und eine Debatte des Debattierklubs. Später werden die neuen Lehrer und AGs vorgestellt. Nach dem langweiligen Teil des Abends beginnt endlich die Schulband zu spielen und wir dürfen tanzen. Henri und ich tanzen fast den ganzen Abend, wobei ich immer Angst habe, ihm auf die Füße zu treten. Ich habe noch nie einen Tanzkurs besucht, aber ich merke, dass es gar nicht so schwer ist wie ich dachte. Man muss sich einfach irgendwie zur Musik bewegen. Das kriege sogar ich hin.
„Du tanzt gut", flüstert Henri.
„Nein, tue ich nicht. Und das weißt du genau."
„Stimmt. Aber ich mag dich trotzdem."
Ich trete ihm mit voller Absicht auf den Fuß, worauf er gespielt aufheult und uns etwas zu Trinken holt. Ich bleibe auf der Tanzfläche zurück. Mandy, Madita und Eva-Lotta kann ich nicht finden und die Aula ist so voll, dass ich mir nicht einmal die Mühe machen muss.
„Darf ich bitten?" Erstaunt schaue ich in Fynns grüne Augen und auf seine schiefe Nase. Seine Haare sind verwuschelt und sein Hemd nicht ganz so klassisch wie Henris. Ich ergreife seine Hand. „Musst du nicht spielen?", frage ich ihn. Mit ihm zusammen zu sein ist so vertraut wie früher. Es hat sich kaum etwas verändert zwischen uns und trotzdem fühle ich mich ihm ein wenig fern.
„Es spielt momentan Playback. Hast du das nicht gemerkt?"
Ich horche in den Saal. Tatsächlich, die Musik ist zu Popmusik umgewechselt.
„Seit wann spielst du in der Schulband?"
„Ich weiß nicht. Ich hatte das Gefühl, ich könnte es zumindest versuchen. Ich habe mich im Sommer eingeschrieben."
„Cool!", bewundernd schaue ich ihn an „Echt, das ist cool."
Die Musik wechselt zu einem Song von Ed Sheeran. „Mit wem bist du hier?", frage ich, obwohl ich es mir eigentlich denken kann. „Jasmin hat mich gefragt. Aber ich kann sie nicht finden. Und du? Wo ist Henri abgeblieben?"
„Der holt Getränke."
„Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du mir bei der Fotostrecke für die Zeitungsausgabe helfen willst. Ich hatte vor, mehrere Schüler zu fotografieren."
„Naja, wenn du willst. Meinetwegen."
„Super", Fynn dreht mich einmal um mich selbst. „Ich glaube ich habe Jasmin entdeckt. Ich gehe ihr mal hinterher."
Ein wenig enttäuscht lasse ich ihn los. Als er weggeht, sehe ich mich suchend um. Wo bleibt Henri denn?
Ich mache mich auf den Weg zur Bar um zu sehen, wo Henri abbleibt. Der hat gerade unsere Getränke geholt. Zwei Cola. Alkohol bieten die in der Schule zum Glück eh nicht an.
„Machen wir einen Spaziergang?" Ich nicke und lasse mich von ihm nach draußen ziehen.Die Luft ist kälter geworden und ich fröstele ohne meine Jacke.
Henri und ich laufen über den mit Kastanien und Blättern bedeckten Rasen. Irgendwann merke ich, dass er ein bestimmtes Ziel vor Augen hat. Er hält meine Hand und zieht mich zur Turnhalle hinüber. „Bist du schon mal auf dem Dach gewesen?"
Ich schaue die Fassade empor. „Ist das nicht hoch?"
„Schon, aber nur wenn man nicht nach unten guckt."
Henri geht zu einer Leiter im Gras neben dem Bau. „Die liegt immer dort. Niemand weiß, warum der Hausmeister sie nicht wegpackt. Jeder weiß doch, dass sonst alle Schüler da hochklettern."
„Woher weißt du das?"
„Ich war schon häufiger hier oben."
„Auch mit einem Mädchen?"
Henri antwortet nicht. Stattdessen stellt er die Leiter auf und sie landet krachend an der Hauswand. Entweder überhört er meine Frage gezielt oder er hat mich nicht gehört. Bestimmt war er schon mit einem Mädchen hier. Er hatte ja schon Freundinnen. „Nach dir."
Henri deutet auf die etwas wacklig aussehende Leiter. Vorsichtig klettere ich sie empor. Jedes Mal, wenn die Leiter wackelt, zucke ich zusammen. Ich höre Henri hinter mir die Leiter hinaufkommen. Er ist nah hinter mir und ich versuche, mich auf die Sprossen und nicht auf ihn zu konzentrieren. Oben angekommen sehe ich, wie viele Partys hier bereits gefeiert wurden. Das Dach ist voller Flaschen und Chipstüten. Vorsichtig lasse ich mich am Rand nieder. Der Ausblick ist nicht gerade grandios, man sieht bloß den Schulhof. Trotzdem lehne ich mich zufrieden gegen Henri, als der sich neben mich setzt. In mir kribbelt alles wie tausend Brausebläschen. Warum nimmt Henri mich mit auf das Dach?
Stumm betrachten wir das Geschehen unter uns. Wir sagen nicht viel, aber ich fühle sein Dasein mit solch einer Intensität.
Wir sitzen minutenlang da, ohne ein Wort zu sagen und jeder hängt seinen Gedanken nach.
Henri legt einen Arm um mich und wir betrachten die Sterne am Himmel. Es ist ein romantischer Augenblick, aber er fühlt sich nicht so unbefangen an wie mit Fynn. Ich frage mich immer wieder, mit welchem Mädchen Henri hier auch schon gesessen hat. Normalerweise könnte ich ihn einfach danach fragen, aber ich will es nicht. Ich will den Moment nicht kaputt machen. Auf einmal habe ich das Gefühl, dass es sich neben Henri nicht immer unbeschwert, sondern beklemmend anfühlt. Ich fühle mich auf einmal wie ein Kind. Ich habe keine Ahnung, wie es ist, eine Beziehung zu haben und Henri wahrscheinlich mehr Exfreundinnen, als ich Bücher. Und ich besitze viele Bücher. Ich schaue Henri an, der mir gedankenverloren durch die Haare streicht. Ich mag diese Geste.
„Henri?"
„Ja?"
Er streichelt über meine Hand.
Ich will irgendetwas sagen, aber mir fällt nichts ein, worüber wir reden könnten. Stattdessen spukt mir immer noch das Gespräch mit Fynn im Kopf herum. Deswegen gebe ich ihm nur einen Kuss und sage: „Mir ist kalt. Lass uns wieder reingehen."Hey, werft gerne einen Blick hinein!
Eure Carla ♥️
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Liebe sieht aus wie eine Wolke (Band 1) ✔️
Teen FictionDie fast 16-Jährige Schwedin Nicole lebt ihr Leben eher in Büchern als im Real life. Ansonsten hätte sie ihren Schwarm Henri längst angesprochen. Doch der hat mittlerweile eine Freundin... Als der 16 Jährige Fotografienerd Fynn das Haus neben Nicol...