Als Ámbar am folgenden Montag später als gewöhnlich das Roller betrat, kam sie sich etwas verloren vor. Der Großteil des Rollerteams war in der Schule und von Simón war auch nichts zu sehen. Nur Nico und Pedro waren am arbeiten und Matteo saß mit seiner Gitarre am Rand der Bühne und komponierte einen neuen Song. Normalerweise würde sie jetzt auf die Bahn gehen, wo Emilia, Benicio und Ramiro wahrscheinlich schon am Skaten waren, aber das war ihr diese Woche genau wie dem Rollerteam untersagt. An sich könnte Ámbar im Park skaten, aber es ging schließlich darum Zeit mit dem jeweils anderen Team zu verbringen, weshalb sie sich neben ihren Ex auf die Bühne setzte.
Dieser hörte sofort auf zu spielen und sah sie an. „Was willst du, Ámbar?", fragte der Italiener in einem leicht genervt klingenden Tonfall.
Die Blondine setzte ein gefälschtes Lächeln auf, damit Matteo nicht sah, dass sein abweisendes Verhalten sie verletzte, und antwortete: ,,Nichts. Ich wollte dir nur etwas zuhören."
Matteo sah immer noch skeptisch aus, sagte aber nichts, sondern konzentrierte sich wieder auf sein Lied.
Ihr Ex-Freund war ein guter Musiker, aber Ámbar war trotzdem erleichtert als Simón einige Minuten später auftauchte und sie ihren Platz neben Matteo verlassen konnte. Sie hatte sich neben ihm so fehl am Platz und alleine gefühlt, dadurch dass der Junge sie ignoriert hatte. Sie war es nicht gewohnt nichts zu tun zu haben sondern einfach nur stumm irgendwo zu sitzen. Bei den Red Sharks hatte es schließlich immer was zu tun gegeben.
Unsicher was sie jetzt machen sollte ging Ámbar auf Simón zu. Dieser lächelte sie an. „Hey Ámbar. Wie geht's dir?"
„Gut. Wie immer."
„Das freut mich."
,,Sag mal, Simón, was macht ihr eigentlich den ganzen Tag über? Ich meine wenn ihr nicht auf die Bahn könnt?"
Der Mexikaner antwortete: ,,Also Luna, Nina, Jim und Yam sind morgens in der Schule und nachmittags im Park skaten oder quatschen, Delfi und Jazmín sind wenn sie nicht bei den anderen sind mit ihren Videos beschäftigt und Nico, Pedro, Matteo und ich arbeiten oder machen Musik wenn die anderen beschäftigt sind."
Ámbar sah ihren Gegenüber skeptisch an. Sie sollte ihre Woche also damit verbringen sich den halben Tag lang mit Leuten zu unterhalten, die sie nicht mochte und die sie genauso wenig leiden konnten? ,,Was?", fragte Simón aufgrund ihres Gesichtsausdrucks und lachte leicht.
,,Nein, nichts." Die Argentinierin setzte ein künstliches Lächeln auf.
Simón hob eine Augenbraue, sagte aber nichts mehr dazu, sondern fragte stattdessen: ,,Hast du Lust nachher ein bisschen zu skaten?"
,,Sprichst du nur von uns beiden oder vom ganzen Team?" Insgeheim hoffte Ámbar, dass der Junge mit ihr alleine skaten wollte.
,,Macht das einen Unterschied?", wollte dieser lächelnd wissen, ,,aber ich meinte eigentlich nur dich und mich. Also?"
,,Klar. Warum nicht?" Ámbar ließ sich nicht anmerken, dass sie sich schon darauf freute wieder mit Simón zu skaten. Durch jahrelanges Training war sie inzwischen ziemlich gut darin, ihre Gefühle nicht zu zeigen. Doch Simón hatte sich zum Ziel gemacht das Mädchen dazu zu bekommen, ihre Mitmenschen an ihren Gefühlen und ihren wahren Gedanken teilhaben zu lassen, denn er wusste, dass Ámbar, wenn sie wirklich sie selbst war, ein sehr liebenswerter Mensch war. Und was auch passierte, er würde nie aufhören das Gute in ihr zu sehen; das konnte er gar nicht mehr.
Wenige Stunden später saßen Simón und Ámbar nebeneinander auf einer Bank im Park und zogen sich ihre Skates an. Als sie schließlich beide ihre Skates trugen, standen sie auf und fuhren in die Mitte des Platzes. Sie einigten sich auf eine Choreographie und begannen mit dieser. Nach der Choreo improvisierten sie und harmonierten dabei perfekt. Es gab immer wieder Momente, in denen Simón und Ámbar sehr nahe waren, was sie beide mehr genossen hatten, als sie zugeben würden.
***
Gerade als Ámbar sich vom Roller aus auf den Weg zur Villa machen wollte, kamen Luna und Simón auf sie zu und Luna erklärte, dass sie Simón zum Abendessen in die Villa eingeladen hat und fragte Ámbar-wenn auch etwas zögerlich-, ob sie gemeinsam dorthin zurück gehen wollten.
So kam es, dass Ámbar schweigend neben den Mexikanern ging, während Simón über etwas lachte, das Luna gesagt hatte. Die Argentinierin versank immer tiefer in ihren Gedanken, bis sie Simón ihren Namen sagen hörte. „Was?" Ihr Kopf fuhr herum und ihr Blick traf augenblicklich den des Jungen. „Ist alles okay? Du bist so still", sagte Simón und sah Ámbar offen an. Diese fälschte ein Lächeln und antwortete:„Ja, alles bestens, keine Sorge." Allerdings unterschätzte sie dabei Simóns Menschenkenntnis. Er beschloss aber, sie erst nochmal darauf anzusprechen, wenn die beiden allein waren und versuchte sie bis dahin einfach in das Gespräch von Luna und ihm mit einzubeziehen, was aber nicht so richtig klappen wollte.
***
Nach dem Essen ging Ámbar direkt in ihr Zimmer. Sie wollte einfach ein bisschen Ruhe haben und nicht noch mehr Zeit mit Luna verbringen. Ihre Ruhe wurde allerdings schon nach wenigen Minuten durch ein Klopfen an ihrer Tür gestört. Ámbar gab der Person die Erlaubnis einzutreten und zu ihrer Überraschung war diese Person Simón. Die Gefühle der Argentinierin waren gemischt. Auf der einen Seite freute sie sich, dass Simón anscheinend Zeit mit ihr verbringen wollte, aber auf der anderen Seite wäre es ihr lieber gewesen, wenn der Mexikaner direkt nach dem Essen wieder gegangen wäre, da er etwas in ihr auslöste, was sie noch nie zuvor gespürt hatte. Und Ámbar wusste, dass er es schaffen könnte sie dazu zu bringen, wieder ihr wahres Ich zu zeigen. Simón könnte sie ändern und das musste Ámbar verhindern. So sehr sie auch in seiner Nähe sein wollte, sie hatte Angst, dass sich das vom letzten Jahr wiederholte und sie am Ende wieder allein dastand.
„Hey Ámbar." Der Junge ging auf die Blonde zu bis er neben ihrem Bett stand. Er zeigte auf dieses und fragte: „Darf ich?"
Ámbar zuckte mit den Schultern, rutschte aber ein Stück zur Seite, damit Simón mehr Platz hatte. Dieser setzte sich neben das Mädchen und sah sie an. Ámbar starrte weiterhin ins Nichts.
„Ámbar...", fing der Mexikaner nach einer kurzen Zeit der Stille vorsichtig an, „Was ist los?"
Sanft legte er ihr eine Hand auf die Schulter, was das Mädchen dazu bewegte ihn wieder anzusehen. Mit einem extra falschen Lächeln antwortete Ámbar: „Nichts. Was soll schon sein?"
„Du musst mir nichts vormachen, Ámbar."
Die Argentinierin wandte den Blick ab und sagte leise: „Du solltest gehen."
Enttäuscht nahm Simón die Hand von ihrer Schulter und stand auf. Für einen Moment schien es als würde er einfach gehen, doch dann drehte er sich noch einmal zu Ámbar um. „Gute Nacht", sagte er, ehe er sich mit einem Knie und den Händen auf ihrem Bett abstützte und ihr einen Kuss auf die Wange drückte. Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort und Ámbar ließ sich frustriert nach hinten fallen.
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Simbar-The other side
FanfictionEin Plan von Ámbar führt dazu, dass sie eine Woche wieder beim Rollertam und Simón dafür eine Woche bei den Red Sharks verbringt. Eigentlich wollte sie damit erreichen, dass Simón in ihr Team wechselt - nicht zuletzt damit sie mehr Zeit mit ihm verb...