Kapitel 14

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Der nächste Tag war ein Samstag. Bis zum letzten Jahr war das Jam and Roller an den Wochenenden besonders gut besucht worden, doch seit niemand mehr auf die Skatebahn durfte, hatte sich das rapide geändert. Warum sollte auch jemand zu einer Skatebahn kommen, wenn er diese sowieso nicht benutzen durfte? Nur die üblichen Leute waren wie an jedem anderen Tag auch dort.

Die Rollerteam-Mitglieder hatten sich um einen der Tische versammelt und versuchten eine Lösung für den Verlust der Skatebahn zu finden, doch ihnen wollte einfach keine geeignete Lösung einfallen. Vorrübergehend trainierten sie sowieso im Park, aber dies war auf Dauer natürlich keine Lösung. Sie brauchten entweder eine andere Bahn oder mussten die Red Sharks überzeugen, sie wieder auf die des Jam and Rollers zu lassen.

Als Ámbar sich zu ihnen gesellte, verstummten die Jugendlichen und sahen einander unsicher an. Dann gab sich Luna einen Ruck und fragte die Blondine nach dem Grund dieses Verbotes. Sie und ihre Freunde waren ähnlich überrascht, wie es Simón gewesen war, als sie feststellen durften, dass Ámbar von Garys Regelung genau so wenig hielt wie das Rollerteam. Sie waren alle davon ausgegangen, dass die Red Sharks es guthießen, die Skatebahn nur für sich zu haben, doch da hatten sie sich anscheinend getäuscht. Zumindest bei Ámbar und Ramiro, denn Emilia und Benicio fanden es großartig zu sehen, dass ihre Gegner nur eingeschränkt trainieren konnten und ließen keine Gelegenheit aus, um ihnen ihre Schadenfreude zu zeigen.

Und Ámbar überraschte sie gleich nochmal, indem sie anbot, Gary zu bitten, außerhalb der Trainingszeiten die Bahn wieder für alle freizugeben. Das Mädchen hatte eingesehen, dass es schöner war sich Freunde zu machen als Feinde und auch wenn es sich nicht sicher war, ob sie sich jemals richtig mit den anderen anfreunden würde, war es trotzdem angenehmen, mit ihnen auszukommen. Allgemein war die Argentinierin deutlich entspannter als sonst, das war spätestens jetzt allen Anwesenden aufgefallen.

Simón legte seinen Arm auf Ámbars und gab ihr mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass sie ihm folgen sollte. Sie entfernten sich ein paar Schritte von den anderen, welche sofort zu tuscheln begannen. Spekulationen wurden in den Raum geworfen, doch trotz ihrer Ideen konnte sich keiner so wirklich einen Raum auf das veränderte Verhalten der Argentinierin machen.

Sanft ergriff Simón Ámbars Hand und lächelte sie an. „Danke, dass du uns helfen willst."

Die Blondine lächelte zurück. „Warum sollte ich nicht? Garys Regel ist lächerlich und wenn er sie wirklich für uns aufgestellt hat, hebt er sie vielleicht wieder auf, wenn ein Red Shark ihn darum bittet."

„Trotzdem ist es nicht selbstverständlich, dass du das tust. Also danke, wirklich."

Lächelnd schüttelte Ámbar den Kopf. „Du musst dich wirklich nicht dafür bedanken."

„Darf ich dich wenigstens umarmen?", fragte er schmunzelnd.

Ámbar trat einen Schritt an den Jungen heran. „Das darfst du immer", erklärte sie ihm und fand sich keine Sekunde später auch schon in seinen Armen wieder.

Zur Überraschung aller, verbrachte Ámbar den Rest des Tages bei ihren ehemaligen Teammitgliedern und versuchte sich in deren Gespräche einzubringen. Sie wollte Simón zeigen, dass sie es ernst meinte. Dass sie zumindest versuchte mit seinen Freunden auszukommen.

Als sie am Abend zusammen mit Luna zurück nach Hause ging, fühlte sie sich erschöpft. Der Tag war anstrengender gewesen, als sie erwartet hatte. Ámbar hätte niemals gedacht, dass es sie einmal erschöpfen würde, Zeit mit gleichaltrigen zu verbringen.

„Ámbar?", sprach Luna sie an. „Ist irgendwas? Du siehst so abwesend aus." Eine gewisse Vorsicht schwang in ihrer Stimme mit, was die Argentinierin nicht wunderte, wenn man bedachte, wie sie die jüngere normalerweise behandelte. Doch damit war jetzt Schluss. Ihr vorheriges Verhalten hatte ihr nur Probleme und Kummer gebracht. Jetzt war es an der Zeit, etwas zu verändern.

Simbar-The other sideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt