Kapitel 13

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„Du gefällst mir so sehr."

„Was?", wisperte Ámbar atemlos. Hatte Simón das gerade wirklich gesagt, oder hatte sie sich das nur eingebildet? Es war nicht mehr gewesen als ein Hauchen und doch reichte es aus, um alles in ihr auf den Kopf zu stellen.

Als Simón ihr daraufhin nur weiter tief in die Augen sah, schob das Mädchen noch ein „Wirklich?" hinterher, während sie seinen intensiven Blick erwiderte.

Der Mexikaner legte eine seiner Hände auf die der Argentinierin und verschränkte seine Finger mit ihren. Seine andere Hand platzierte er an ihrer Wange. Mit einem leichten Nicken bejahte er Ámbars Frage. Simón hatte beschlossen, dass es an der Zeit war mit dem Versteckspiel aufzuhören; Ámbar sollte wissen, was er für sie empfand.

Wie von alleine machten die Beine der Blondine einen Schritt auf ihn zu und sie schlang ihre Arme um seinen Nacken. Eine ihrer Hände vergrub sie in Simóns Haaren, als sie ihn an sich drückte. Ámbars Gehirn hatte ausgesetzt und ihr Herz übernommen.

„Ich liebe dich", wisperte sie. Er sollte es wissen. Simón sollte wissen, dass sie noch immer genauso empfand. Das letzte Mal hatte sie ihm diese Worte im Streit gesagt und er hatte ihr nicht geglaubt, schlimmer sogar; er hatte ihr unterstellt nicht fähig zu sein, zu lieben, doch nun standen die Dinge anders. Dieses Mal konnte Ámbar es ihm mit dem Wissen sagen, dass er glücklich darüber sein würde. Dass er genauso empfand. Und diesmal hatte sie es ihm nicht gesagt, weil sie ihn nicht verlieren wollte, sondern weil sie das Bedürfnis gehabt hatte, es ihm mitzuteilen.

Simón konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor so glücklich gewesen zu sein. Höchstens vielleicht noch bei ihrem ersten Kuss. Es war auf jeden Fall einer der schönsten Momente seines Lebens. Dass Ámbar seine Gefühle erwiderte, war unglaublich. Die beiden waren so verschieden, und trotzdem hatten sie sich gefunden. Er war derjenige, den ihr Herz sich unter Millionen von Menschen ausgesucht hatte. Er war der, der sie im Arm halten durfte, sie küssen durfte. Das war mit Abstand das schönste Geschenk, das ihm das Leben hatte machen können.

„Ámbar..." Er löste sich auf der Umarmung, um sie ansehen zu können. Seine Hände lagen nun an Ámbars Taille, während die Argentinierin die ihren weiterhin an Simóns Nacken verweilen ließ. „Ich weiß, dass es vielleicht nicht so einfach wird, aber ich will wirklich, dass das mit uns klappt. Ich wäre gerne an deiner Seite, wenn es das ist, was du auch willst."

Ohne zu zögern nickte Ámbar. „Ja, das will ich."

Überglücklich lächelten sie sich an. Keiner der beiden hätte gedacht, dass sie dieses Gespräch schon so bald führen würden. Ob ihr ursprünglicher Plan, Simón zu den Red Sharks zu bekommen, aufgehen würde, wusste Ámbar noch nicht, doch es war ihr inzwischen auch egal. Sie hatte durch diesen Plan etwas viel schöneres erreicht. Genau so, wie es das Jahr zuvor ebenfalls gewesen war.

***

„Und jetzt?", brach Ámbar nach einigen Minuten, die sie aneinander gelehnt auf der Bank gesessen hatten, die Stille.

„Hast du Lust auf eine zweite Runde?", fragte der Mexikaner mit einem herausfordernden Lächeln im Gesicht.

Ámbar hob ihren Kopf von seiner Schulter, um ihn ansehen zu können. Als sie das Funkeln in den Augen des Jungen sah, verzogen sich ihre Lippen ebenfalls zu einem Lächeln.

„Machen sich deine Mitbewohner keine Sorgen wenn du heute nicht mehr nach Hause kommst?", zog sie ihn auf, wohl wissend, dass er der schnellere von ihnen war. Aber ein bisschen Spaß musste schließlich sein.

„Hältst du dich für so langsam?", provozierte Simón zurück und grinste das Mädchen an.

Verwirrt sah Ámbar ihn an. „Wieso mich?"

„Naja, ich dachte mir, dass du dieses Mal an der Reihe bist mich zu fangen", erklärte Simón und wartete gespannt auf ihre Reaktion.

Die Argentinierin stand auf und Simón tat es ihr gleich. Ámbar stellte sich mit siegessicherer Miene direkt vor ihn. „Na dann schreib deinen Freunden, dass sie dich in fünf Minuten hier abholen können."

Der Junge lachte amüsiert auf. „Wenn ich mich recht erinnere, habe ich die letzte Runde gewonnen."

„Aber nur, weil der Fänger nicht verlieren kann", konterte Ámbar.

„Na dann zeig was du kannst."

***

Überraschenderweise dauerte es nur wenige Minuten, bis Ámbar Simón am Handgelenk zu fassen bekam. Allerdings gelang es dem Jungen, es ihrer Hand wieder zu entreißen, was zu einer Diskussion führte, ob das denn nun als gefangen zählte oder nicht. Sie einigten sich schließlich darauf, dass es insgesamt für den ganzen Nachmittag unentschieden ausgegangen war, da Simón zwar länger gebraucht hatte, um das Mädchen zu fangen, es dafür aber richtig gefangen hatte, während Ámbar ihn zwar nach deutlich kürzerer Zeit, dafür aber nur für ein paar Sekunden hatte 'fangen' können.

Anschließend bestand der Mexikaner darauf, seine Freundin noch nach Hause zu bringen. Dieses Mal nahm Ámbar sein Angebot glücklich an. Umso mehr Zeit sie mit ihm verbringen konnte, desto besser.

Bei der Villa angekommen zog Simón die Argentinierin zum Abschied in seine Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Er wollte sich gerade auf den Weg ins Loft machen, als Ámbar ihn zurückrief. Obwohl sie schon so viel Zeit mit dem Jungen verbracht hatte, wollte sie sich noch nicht von ihm verabschieden müssen; selbst wenn es nur für eine Nacht war. Sie schlug also vor, dass Simón noch zum Essen bleiben könnte, was dieser gerne annahm. Dadurch, dass die beiden im gleichen Haus wohnen, konnte er auf diese Weise gleichzeitig mehr Zeit mit seiner besten Freundin und seiner festen Freundin verbringen. Und außerdem waren Mónicas Kochkünste nur schwer zu übertreffen und Simón liebte ihre Gerichte. Sie erinnerten ihn an Mexiko, an seine Kindheit, einfach an Zuhause.

So kam es also, dass er die nächste Stunde in der Villa verbrachte, bevor er schließlich wirklich zurück musste. Er nahm erst Luna und dann Ámbar in den Arm, bedankte sich für das Essen und trat dann in die milde Abendluft hinaus.


Simbar-The other sideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt