Kapitel 20

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Erleichtert registrierten sie kurz darauf, dass Luna außerplanmäßig einen Song angestimmt hatte. Das gab ihnen weitere drei Minuten. So schnell sie konnten, liefen die Jugendlichen durch das Gebäude, hoffend, dass sie die Gitarre bald finden würden.

„Das darf doch nicht wahr sein!" Frustriert raufte Simón sich die Haare und auch Ámbar hatte die Nase gestrichen voll von den Machenschaften ihrer Teammitglieder. Apropos Teammitglieder...

„Wo ist eigentlich Ramiro?", fragte die Argentinierin, als sie festgestellt hatte, dass der Junge nicht mehr bei ihnen stand.

Genau in diesem Moment kam der Chilene schnellen Schrittes auf sie zu. „Schaut Mal, was ich gefunden habe", rief er ihnen fröhlich zu.

Erleichtert sahen Simón und Ámbar, dass der Junge tatsächlich die Gitarre des Mexikaners in der Hand hielt.

„Meine Gitarre! Danke, Ramiro, vielen Dank, wirklich."

„Wo war sie?", wollte Ámbar wissen. Es hatte so gewirkt, als wäre Ramiro von draußen gekommen.

„Sie lag draußen in einem Gebüsch", antwortete der schwarzhaarige verächtlich

„Aber-", setzte das Mädchen an, wurde aber von Ramiro unterbrochen.

„Später, Simón muss auf die Bühne", erinnerte er sie, woraufhin sich die drei so schnell wie möglich auf den Weg dorthin machten.

„Simón, wo warst du?", fragte Luna, als sie ihren besten Freund erblickte.

„Ich erkläre dir später alles, jetzt wartet erstmal ein Publikum auf uns", erwiderte Simón, spielte einmal durch die leeren Saiten und begab sich anschließend mit Luna zusammen auf die Bühne.

Ihre Stimmen harmonierten sehr gut und man konnte als Zuschauer die Verbindung zwischen ihnen förmlich spüren. Ámbar verkrampfte sich ein wenig, als sie den beiden zusah. Sie war sichtlich erleichtert, als Luna ihren Platz mit Nico, Pedro und Matteo tauschte.

Wie jedes Mal, wenn sie die Jungs Tiempo de amor singen hörte, hatte sie das Gefühl, dass der Text ihr gewidmet war. Dass Simón die Argentinierin dieses Mal auffällig oft ansah, verstärkte ihr Gefühl.

Die Band kam wie immer sehr gut bei dem Publikum an und bekam an diesem Tag den meisten Applaus. Die Jungs verließen die Bühne und stellten ihre Instrumente ab.

Ámbar stellte sich etwas abseits und wartete auf ihren Freund. Als dieser in Sicht war, ging sie auf ihn zu und umarmte ihn.

„Ihr wart super", wisperte sie in sein Ohr.

Sanft strich Simón über ihren Rücken. „Danke, du auch."

Ámbar entfernte sich ein Stück von dem Mexikaner, ließ ihre Hände aber in seinem Nacken liegen. Sie sah ihm intensiv in die Augen und genoss das warme Gefühl seiner Hände an ihrer Taille. Sie war wieder einmal in einer eigenen kleinen Welt gefangen.

***

Nachdem die meisten Gäste gegangen waren, setzten sich Simón, Ámbar, Luna, Ramiro, Nico und Pedro zusammen, um zu besprechen, was während des Open Musics passiert war.

Als Simón geendet hatte, blickte er in drei fassungslose Gesichter.

„Es hat also jemand Simóns Gitarre genommen und sie draußen in einem Gebüsch versteckt, damit er nicht auftreten kann?", vergewisserte Pedro sich ungläubig.

„Anscheinend, ja", bestätigte der Mexikaner.

„Wie bist du eigentlich darauf gekommen, draußen zu suchen?", wandte Ámbar sich an Ramiro. Die Frage wollte sie ihm bereits vor Simóns Auftritten stellen, als sie jedoch nicht genug Zeit gehabt hatten, doch nun wollte sie es endlich wissen.

„Ich habe kurz vor Beginn des Opens gesehen, wie Emilia und Benicio von dort gekommen sind. Sie haben beide so komisch gegrinst, so als würden sie was aushecken. Und wie es aussieht, weiß ich nun auch was", erklärte der Junge. Ihm gefiel das Verhalten seiner Teammitglieder ebenfalls nicht. So hatte er sich das mit dem neuen Skateteam nicht vorgestellt. Ramiro hatte weder gewollt, dass er seine Freundin verlor, noch, dass er in irgendwelche fragwürdigen Pläne hineingeriet. Er wollte doch nur skaten.

Die anderen schüttelten die Köpfe. Emilia und Benicio waren zu weit gegangen.

„Sie scheinen momentan ein ziemliches Problem mit Simón zu haben", meinte Ámbar bitter. „Vorgestern haben sie vor dem Training die Rollen an seinen Skates fester gezogen", vervollständigte sie das Bild, das die anderen von ihren Teammitgliedern hatten. Das Mädchen verstand es nicht – warum wollten die beiden ihrem Freund unbedingt schaden?

„Wisst ihr was?", fragte Ramiro und sprach sofort weiter: „Mit solchen Leuten möchte ich nicht in einem Team sein. Gleich morgen werde ich zu Gary gehen und ihm meine Entscheidung mitteilen." Für diese Aussage erntete er von allen Seiten positiv überraschte Blicke. Auch Ámbar freute seine Entscheidung.

„Ich begleite dich", erklärte sie ohne zu zögern. „Ich hab sowieso noch was mit Gary zu besprechen."

***

„Gary!" Ámbar war die erste, die Gary am nächsten Tag sah. Sie winkte Ramiro heran, der mit seinem Handy in der Hand wenige Meter entfernt saß. Der Chilene stand in kürzester Zeit neben ihr und zu Ámbars Freude war auch Simón nicht weit entfernt, wodurch er das folgende Gespräch problemlos würde verfolgen können. „Ramiro und ich müssen dir was sagen."

Der Mann warf einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr und meinte daraufhin: „Aber macht schnell, ich muss gleich zu einem Meeting."

„Es wird nicht lange dauern", versprach das Mädchen. Stumm machte es Ramiro deutlich, dass er beginnen sollte. Simón hatte das Arbeiten vorübergehend aufgegeben und beobachtete die drei.

Ramiro sah Gary fest an. „Ich verlasse die Red Sharks!"

Ungläubig betrachtete Gary den Jungen. „Das ist ein Scherz." Es klang eher wie eine Feststellung als wie eine Frage; dennoch schwang ein unsicherer Unterton mit.

„Nein, ich meine es erst", beteuerte Ramiro. „Ich verlasse die Red Sharks."

„Und ich ebenfalls."

„Was?", hörte Ámbar es zweistimmig von Simón und Gary kommen. Sie wandte den Kopf zu ihrem Freund, der seine Freude darüber entweder nicht verstecken konnte oder es schlichtweg nicht wollte. Die Argentinierin schenkte ihm ein Lächeln und schaute anschließend wieder zu Gary, welcher soeben sein halbes Team verloren hatte.

Der Mann starrte die Jugendlichen fassungslos an. Dann fing er sich wieder und setzte ein unbewegtes Gesicht auf. „Wenn ihr das wirklich wollt, schön. Ich finde problemlos Ersatz für euch und wenn die Red Sharks erstmal auf der ganzen Welt Erfolg haben, werdet ihr es bereuen, das Team verlassen zu haben." Damit drehte er sich um und ging.

Kaum war Gary weg, verließ Simón seinen Platz hinter der Theke und stellte sich Ámbar gegenüber. Strahlend nahm er ihre Hände. „Ich fasse es nicht, dass du das wirklich getan hast."

„Ach nein? Mir war das schon die ganze Woche lang klar. Die Red Sharks machen mich nicht glücklich, Simón. Du bist das, was mich glücklich macht. Und ich will meine Zeit nicht mit Leuten verbringen, die dir schaden wollen." Sie sah ihn offen an und Simón hatte das Gefühl, direkt in ihre Seele blicken zu können.

Aus einem Impuls heraus legte der Junge seine Hand an ihre Wange und seine Lippen auf ihre. Es war ihm in diesem Moment herzlich egal, wer sie womöglich sah und Ámbar ging es genauso. Sie erwiderte den Kuss mit der gleichen Leidenschaft und schlang ihre Arme um seinen Hals, um ihn noch ein kleines Stück näher an sich heran zu ziehen.

Ramiro, der noch immer neben ihnen stand, freute sich stumm für die beiden. Seine Freunde hatten es verdient, endlich glücklich zu sein. Erst als sie sich voneinander gelöst hatte und sich gegenseitig anlächelten, begann er grinsend zu jubeln und zu applaudieren. Lachend schmiegte Ámbar sich an ihren Freund und genoss das Gefühl des vollkommenen Glückes, das durch ihre Venen floss.


Simbar-The other sideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt