Mein letzter freier Tag war ewig her. Kamen drei Wochen ungefähr hin? Vier? Vielleicht waren es aber auch fünf. Bei den ganzen Interviews, Trainings, Comebackplanungen und Reality Shows blieb kaum Zeit Luft zu holen. Selbst wenn ich ausschlafen könnte, wäre war ich schon um sechs Uhr morgens wach ... wenn ich denn überhaupt in mein Bett ging. Die meisten Nächte verbrachte ich in meinem Studio und versuchte einen Song auf Papier zu bringen – meistens erfolglos.
Wer hatte behauptet, dass man alles erreicht hatte, wenn man erst einmal ein Idol war? Die wahre Kunst bestand darin, im Gespräch zu bleiben. Bei der ganzen Konkurrenz und den verschiedenen Musikstilen war es leicht in Vergessenheit zu geraten. Genauso einfach, wie mit einer Kleinigkeit einen riesigen Skandal auszulösen.
Mein Leben war eine Autobahn und ich fuhr mit Vollgas auf der linken Seite, ohne mir Zeit zu nehmen die schönen Momente zu genießen.
Aber hier, im K-Pop House, war es irgendwie anders. Ich hatte endlich das Gefühl wieder Zeit für mich zu haben. Zeit zu atmen und zu entspannen.
Tagsüber trainierte ich mit meinen Membern und den Abend verbrachte ich mit meinen neuen Mitbewohnern. Dabei machten wir nicht einmal etwas Besonderes. Mal kochten wir gemeinsam, mal spielten wir Karten. Es war so einfach mit ihnen Zeit zu verbringen, zu reden und zu lachen. Es gab keinen Druck, obwohl die Kameras alle Momente festhielten. Ich wurde zum ersten Mal dafür bezahlt das zu tun, was ich wollte. Selbst wenn ich den ganzen Tag lang mit Mari und Jackson Filme schaute.
Nachdem mir Yuta damals von der Show erzählt hatte, lag ich die ganze Nacht wach und dachte darüber nach. Mir ging so viel durch den Kopf, immerhin musste für eine Weile aus dem Dorm ausziehen und da es eine Show war, durfte ich auch nicht den ganzen Tag mit Abwesenheit glänzen. Ich würde also nur halb so viel trainieren wie sonst und die Aufgaben des Leaders für einen gewissen Zeitraum an jemand anderen abgeben. Mir kam die Sorge, ob meine Member ohne mich zurechtkamen? Ob sie ohne meine Geduld morgens aufstanden und keinen ihrer Termine verpassten? Ich wäre nicht da, wenn sie von Hatern online angegriffen wurden und konnte ihnen keinen Mut zusprechen, wenn sie an sich zweifelten. Die Kontrolle abzugeben, die ich besaß und die mir gefiel, war wirklich schwer für mich gewesen. Und trotzdem wollte ich es machen. Ich wollte wirklich unbedingt in dieses Haus einziehen. Davon konnte mich nicht einmal Jaehyun abhalten, den ich am nächsten Morgen in der Küche traf und meine Gedanken offenbarte. Er saß an unserem großen Küchentisch über seinen Kaffee gebeugt. Völlig müde und wortkarg. Doch als ich das Thema ansprach, wurde er schlagartig wach und zog seine Augenbrauen nachdenklich zusammen, bis sich dort drei tiefe Falten bildeten, ehe er erwiderte:
„Du musst mit fremden Leuten unter einem Dach wohnen."
„Musste ich mit euch doch anfangs auch", hatte ich gekontert.
„Überall laufen Kameras."
„Wir werden doch auch ständig gefilmt."
„Alles was du sagst wird zerrissen."
„War doch bisher auch nicht anders."
Danach hatte er geschwiegen, genickt und schließlich spielerisch gejammert, dass der Dorm ohne mich im Chaos versinken wird und ich ihm fehlen würde. Ich hatte gelacht und geantwortet, dass er mich jeden Tag beim Training sah. Das war auch die Bedingung unseres Managers gewesen. Auf der einen Seite war K-Pop House eine gute Werbung für unsere Band und wenn ich alles richtig machte, würden wir mehr Fans auf uns Aufmerksam machen. Dafür musste ich allerdings auch so oft wie möglich beim Training erscheinen.
NCT sollte nämlich in drei Monaten auf Tour gehen. In acht Wochen würde ich wieder ausziehen. Aber daran wollte ich noch gar nicht denken. Jetzt würde ich die Zeit hier erst einmal genießen.

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Kpop House Staffel I
FanfictionDu wolltest schon immer mit deinem Lieblingsstar unter einem Dach wohnen? Dann hast du dieses Mal die Chance dazu in die Fernsehserie "Kpop House" einzuziehen und zusammen mit anderen Mädchen und Jungs (z.B. BTS) den Alltag zu verbringen und dich vi...