Die Straßen sind trotz der Dunkelheit voll mit Verkehr und William quält sich mit seinem Auto und einem schweigenden Matthew durch die Stadt. Er ist froh, als er endlich sein Haus erblickt und noch mehr so, als er Matthews Gurt löst und auch selbst das Fahrzeug verlässt.
Matthew sagt auch auf dem Weg nach drinnen nichts, zieht sich die Schuhe aus und schaudert einmal kurz. Das hier erinnert ihn nur zu sehr an seinen Traum.
„Ich habe schon das Gästezimmer für dich machen lassen", murmelt William und nimmt die Tasche, die er Matthew für die Übernachtung gepackt hat.
Matthew seufzt und folgt William die Treppe hinauf zum Gästezimmer.
Dieses hat er erst einmal gesehen und zwar an dem Tag, an dem William ihn durch das ganze Haus geführt hat. Das Zimmer riecht nach frischer Wäsche und Blumen, die auf der großen Fensterbank stehen. Es ist vielfach größer als das Zimmer, dass Matthew im Wohnheim hat.
William wünscht Matthew eine gute Nacht. „Wenn du noch etwas brauchst, dann schreib mir einfach eine Nachricht."
Er ist gerade dabei zu gehen, da sagt Matthew: „Sag was du sagen willst jetzt und nicht erst morgen."
William bleibt stehen. Er hat nicht erwartet, dass Matthew so einen Ausdruck in seiner Stimme mitträgt.
Also dreht er sich wieder um. Matthew steht verloren vor dem Bettende und William muss sich zusammenreißen, nicht doch einfach ohne es zu sagen zu gehen. Denn er findet trotz der Sicherheit, dass es das ist, was er sagen muss, nicht die richtigen Worte dafür.
„Ich weiß nicht, ob ich mit jemandem eine BDSM-Beziehung führen kann, der nicht auf sich aufpassen kann."
Die Worte, die Matthew zwar erwartet hat, hören sich schlimmer an, wenn sie aus dem Mund des wirklichen Williams kommen und nicht dem aus seiner Fantasie. Fantasie-William hat ihm schon auf dem Weg hierher einen langen Vortrag gehalten. Über das Erwachsensein und darüber, wie Matthew es offensichtlich nicht ist. Und wie Matthew nicht dazu in der Lage ist, die Rolle des Subs zu erfüllen, wenn William sich nicht sicher sein kann, ob er überhaupt das Safeword benutzen würde.
Und das erschreckendste daran ist, dass Matthew sich nicht sicher ist, ob er es könnte.
Denn Matthew hat zwar die Grippe, aber die ändert nichts daran, dass er mit seinem Leben, so wie es ist, unzufrieden ist. Und dass eine BDSM-Beziehung daran nichts ändern kann. William ist sein Dom. Nicht sein fester Freund. Er ist sein Daddy, nicht sein Vater. William muss nicht auf Matthew achten, das muss Matthew tun. Denn auch wenn er der Sub ist, so ist er doch nicht automatisch Williams Sklave, der keine Rechte hat. Und William ist kein Dom, um Matthew auszunutzen, sondern um mit ihm eine schöne Zeit haben zu können.
All diese Gedanken sind wie ausgeschaltet, als Matthew die Worte aus Williams Mund hört. Dort, wo das Gewirr an Sorgen und was-wäre-wenn-Szenarios war, ist nun ein einziger heller Ton, der alles andere erstickt.
Matthew nickt. „Verstehe."
„Aber ich will darüber jetzt nicht reden. Schlaf' dich erst mal aus und dann sehen wir weiter. Du weißt ja, wo das Badezimmer ist." William deutet auf die Tür an der linken Seite des Zimmers, die in das Gäste-Bad führt. Und dann ist er weg.
Matthew hört nur noch seine Schritte.
Und er weiß nicht, was er jetzt tun soll.
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Miranda ist eine fleißige Studentin. Sie lernt für ihre Klausuren und bereitet sich gut auf Seminare und den Unterricht vor. Sie schafft es immer wieder, sich nach einer harten Zeit aufzuraffen und weiterzumachen.
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Most People #Wattys2019
General FictionMatthew und William lernen sich in einem BDSM-Club kennen und müssen schnell feststellen, dass ihre Beziehung nicht allzu einfach ist. Cover by @SilberSchokokeks