Die Gefährten ließen sich am Ende der Bar nieder, so weit wie möglich weg vom Küchenzugang und den quälend herrlichen Gerüchen, die daraus hervorkamen. Der Fußboden hinter der Bar war erhöht, so dass King sich auf Augenhöhe mit seinen Gästen unterhalten konnte und der schillernde Zwerg machte sich umgehend an einigen Gläsern und Flaschen zu schaffen.
Über seine Schulter rief er, „Habt ihr Hunger, Freunde? Ihr werdet in Waagen kein besseres Essen finden. Der King hat die besten Burger in der Stadt! Manche nennen mich den", er machte eine dramatische Pause, „Burger King! Bwahaha! Versteht ihr? Burger King!"
Anskar war der einzige, der grinste, wenn auch nur gequält.
Leonora lehnte sich zu ihrem Gefährten. „Diese Burger-Dinger ... schmecken die denn gut?"
„Hölle, ja. Zumindest haben sie das mal."
„Kannst du für mich bestellen? Ich habe sowas noch nie gegessen."
„Für mich auch", flüsterte Theodor.
Anskar nickte und überflog die Kreidetafel über der Bar, auf der Essen und Getränke ausgeschrieben waren. Er war beeindruckt. „Hmmm. Drei Cheeseburger mit Bacon – einen davon mit BBQ-Soße – dazu Pommes, Zwiebelringe und Vanillemilchshakes."
King lachte. „Gute Wahl! Normal oder Soilent?"
Anskar blinzelte. „Normal."
„Ha! Ok, denkt man gar nicht wenn man dich so anschaut, Großer", rief King und schickte sich an, die Bestellung durch ein kleines Fenster zur Küche zu brüllen.
Soilent. Menschenfleisch. Anskar hatte den Drang nachzufragen, ob die Soilent-Burger auf dem gleichen Grill zubereitet werden, wie die normalen, entschied sich jedoch dagegen. Manche Dinge wusste man besser nicht – zumindest nicht, wenn man so verdammt hungrig war wie er.
Theodor kniff die Augen zusammen und schüttelte sich, als er die große Kreidetafel über der Theke las. „Ich weine um den Verfall der Sprache. So viele Fehler ..."
„Eh? Was war das?", rief King.
Leonora boxte Theodor unauffällig in die Rippen und der kleine Mann räusperte sich. „Uhm, nichts. Ich hab mich nur gefragt was Coca-Cola ist. War das nicht ein berühmter Softdrink?"
Schallendes Gelächter entkam dem Zwerg. „Bwahaha! Fast so berühmt wie der King! Wir haben auch keine nachgemachte Plörre, sondern nur echte Colas. Der King kennt jeden und hat Beziehungen – und die beste Ware. Einige unserer Getränke stammen noch aus den Tagen vor der Götterdämmerung, so unsere Colas."
Leonora blinzelte. „Vor der Götterdämmerung? Und das Zeug ist noch trinkbar?"
King fuhr herum, ein Tablett mit fünf Schnapsgläsern und einer Flasche in die eine Flüssigkeit schwappte, die aussah wie verdünnter Honig. „Trinkbar? Ha! Das Zeug scheint mit den Jahren besser zu werden. Wie guter Schnaps! Die Menschen von damals wussten, wie sie ihr Futter haltbar machten. War im Anbetracht des Großen Krieges vermutlich ne Notwendigkeit."
Er stellte das in seinen riesigen Händen winzig klein wirkende Tablett auf den Tresen und verbeugte sich mit dramatischem Gestikulieren.
Hel klatschte begeistert die Hände. „Feuerhonig! Du alter Hund du! Warum hast du mir nicht gesagt, dass du wieder eine Lieferung bekommen hast?"
„Selbst schuld, Baby. Komm öfter in mein Königreich und hab teil an seinen Wundern." Er füllte die Gläser bis zum Rand und schob jedem eines zu.
Theodor starrte das Glas an, so als könne sein Inhalt ihm jeden Moment ins Gesicht springen. Er schnupperte vorsichtig an der goldenen Flüssigkeit. „Alkohol?"
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ARCHETYPE 2.0
Science Fiction★Fortsetzung der WATTYS 2018 "Die Wortschmiede" Gewinner Story★ ★Die blutige Liebesgeschichte im post-apokalyptischem Deutschland geht weiter... mit noch mehr Monstern. 😉★ Wir schreiben das Jahr 2158. Einhundert Jahre nachdem die Alte Welt im Zuge...