Das Fleisch weiß, wann es leidet ...

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Archetype.

Der Name hallte in Anskars Kopf wieder wie der Gong einer Totenglocke und er musste Leonora nur ansehen, um zu wissen, dass Benedikt die Wahrheit gesagt hatte. Ein Teil von ihm war nicht überrascht, war sogar seltsam erleichtert. Nach all dem was passiert war wusste er, dass er anders war. Seine regenerativen Fähigkeiten, die Art in der er seine Körperteile mit denen Anderer ersetzen konnte und natürlich die lebendige Dunkelheit in seinem Inneren. Ja, er war anders. Zäher. Gefährlicher. Tödlicher.

Er hatte nur nicht geahnt wie anders.

Was jedoch wirklich wehtat, was seine Welt in den Grundfesten erschütterte, ihn an allem zweifeln ließ, war das Leonora ihn erneut belogen hatte. Warum? Warum hatte sie ihm dies vorenthalten? Nach all dem, was sie geteilt hatten, was sie in der Wildnis durchgemacht hatten ... Er hatte mehr von ihr erwartet. Sie hatte es ihm versprochen. Es versprochen! Keine Masken mehr. Keine Lügen. Nicht, wenn sie zusammen bleiben wollten.

Dennoch hatte sie ihm ein Stück seiner Vergangenheit vorenthalten, obwohl sie wusste, wie sehr es ihn quälte nicht zu wissen, wer oder was er war. Auf welche Art hatte sie ihn sonst noch belogen? Lag ihr überhaupt etwas an ihm oder hatte er sich nur von seinen Gefühlen, von seiner Loyalität zum Sklaven machen lassen? Irgendetwas zerbrach ihn ihm, viel in Stücken in die immer hungrige Dunkelheit in seinem Inneren und erweckte längst vergrabene Qual. Ihr Verrat schmerzte auf eine Art, die er kaum in Worte fassen konnte, strahlte zurück auf einen anderen, tief in der Vergangenheit liegenden Treuebruch, an den er sich nicht einmal genau erinnern konnte. Die Gefühle jedoch, der Schmerz ...

Das Fleisch weiß, wann es leidet, selbst wenn der Geist vergessen hat warum.

Bevor er wusste wie ihm geschah, schlossen sich seine Finger um den Griff der Axt und er sprang vor. Er musste irgendetwas tun, musste diesen Schmerz mit der Welt teilen und wenn es ihn umbrachte. Anskar war schnell, die Wut gab ihm Kraft, doch bevor er die Glasstahlwaffe von seinem Rücken reißen und auf Benedikt schleudern konnte schnitt ein Laserstrahl durch die Luft und durch seinen Arm.

„Gah!" Sengender Schmerz durchfuhr ihn, als seine Hand fein säuberlich abgetrennt wurde und in den Schnee fiel. Die Pein war enorm, als hätte jemand seine Hand auf eine glühende Ofenplatte gedrückt und hielt sie dort. Jeder Muskel in Anskars Körper verkrampfte sich, seine Zähne knirschten und mahlten gegeneinander. Er taumelte, riss den Arm schützend an seine Brust, doch vor dem Schmerz gab es kein entkommen – und Anskar war dankbar dafür, war dankbar für die kurze Atempause vor den aufgewirbelten Gefühlen und den zerfetzten Erinnerungen, die wie Schläge auf ihn einprasselten.

Seiner Deckung beraubt kreischte Theodor auf und kauerte sich die Hände über dem Kopf geschlagen nieder während Leonora auf ihn zu eilte. Ihr Gesicht war mit Sorge verzerrt, sie erstarrte jedoch, als Anskar ihr einen unsagbar kalten Blick zuwarf und sie mit gefletschten und blutbefleckten Zähnen anknurrte. Sie taumelte zurück, als hätte er sie geohrfeigt.

Ein Teil von ihm wollte boshaft auflachen, als er den Schmerz in ihrem Gesicht sah, ein anderer Teil hasste sich dafür sie verletzt zu haben. Anskar brachte beide zum Schweigen, indem er die Finger seiner linken Hand um den rauchenden Stumpf schloss und zudrückte. Er keuchte, Zähne knirschten gegeneinander und der Geschmack von Metall in seinem Mund verstärkte sich. Wie Salz, das man in eine frische Wunde rieb, schoss neue Pein durch ihn und verdrängte die emotionale Qual und das Geschnatter aufgewirbelter Erinnerungsfetzen in seinem Inneren.

„Ah-ah-ah", rief Benedikt und schwenkte die Waffe in Leonoras Richtung. „Bleib mal besser wo du bist, Mäuschen, wer weiß was unser großer Freund sonst mit dir anstellt. Er sieht ganz schön sauer aus."

Der Sukkubus fiel einen weiteren Schritt zurück und ihr Blick schwankte zwischen Sorge und Hass, als er zwischen Anskar und Benedikt hin und her pendelte. „Das wirst du noch bereuen, du mieses Schwein", fauchte sie den Thorianer an.

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