Kapitel 17

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Murrend zog ich die Decke bis zu den Ohren hoch und rollte mich zu einem Knäuel zusammen, in der Hoffnung, dass die Kopfschmerzen nachlassen würden - was sie jedoch nicht taten. In diesem Moment schwor ich mir, dass ich nie wieder auch nur in die Nähe von Alkohol kommen würde, auch wenn dieses Vorhaben bereits von vornherein zum Scheitern verurteilt war.

Ich drehte mich weiter auf den Bauch und vergrub mein Gesicht in dem Kissen, das in irgendeiner Art und Weise anders roch als meins zuhause. Denn meine Kissen rochen nicht männlich, womit ich nicht sagen wollte, dass mir dieser Geruch hier nicht zusagte. Jedoch war es definitiv nicht meiner. Bevor ich meine Nase aber tiefer in den weichen Stoff drückte, um noch intensiver den Duft einzuatmen, den das Kissen abgab, realisierte ich, was ich da eigentlich tat.

Ruckartig fuhr ich nach oben und blickte mich wie ein aufgeschrecktes Huhn um. Das war definitiv nicht mein Zimmer. Alles in dunklen Tönen, ein großer Kleiderschrank am anderen Ende des Raumes und ein gefühlt endlos großes Bett, das wirklich weich war, gehörten nicht zum Inventar meiner Räumlichkeiten.

»Nein nein nein nein nein«, fluchte ich vor mich hin und hob schnell die Decke nach oben, um zu schauen, ob ich noch meine eigenen Klamotten trug. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich feststellte, dass dies der Fall war. Das bedeutete schon mal, dass ich einen One-Night-Stand ausschließen konnte.

Nur bestand jetzt die große Frage darin, bei wem genau ich hier gelandet war. Jonahs Haus war es jedenfalls nicht. Die Realisierung traf mich wie der Schlag einer Abrissbirne und bereitete mir ein flaues Gefühl im Magen. Ich war so eine schlechte Freundin, dass ich die Kopfschmerzen - und sicherlich Schlimmeres - wirklich verdient hatte. Jedoch beantworteten meine Schuldgefühle auch nicht, in wessen Bett ich hier lag.

Um meine Neugier endlich zu befriedigen und mir nicht weiter Vorwürfe zu machen, stieg ich aus dem Bett und rückte meine Kleidung ein wenig zurecht. Wenn ich Glück hatte, begegnete ich niemandem und konnte mich einfach nach draußen schleichen, ohne dass es jemand mitbekommen würde.

Wie nach einem One-Night-Stand‹, hörte ich eine kleine Stimme in meinem Unterbewusstsein, die versuchte, mir ein noch schlechteres Gewissen zu bereiten.

»Ach, sei still«, knurrte ich leise, öffnete die Tür einen Spalt breit und spähte einen winzigen Flur entlang, der schon nach zwei Schritten in ein Wohnzimmer mit integrierter Küche umschlug.

Auf Zehenspitzen schlich ich mich in Richtung Eingangstür, die vielleicht vier Meter von mir entfernt war, und jubelte innerlich bereits, mich unentdeckt herausgeschlichen zu haben, als mich eine tiefe Stimme aus meinem Höhenflug riss: »Wo soll es denn hingehen?«

Mein Herz machte einen Satz und ich drehte mich so schnell herum, dass mir leicht schwindelig wurde. Dennoch hatte ich einen exzellenten Blick auf Cole Banks, der aus einem Barhocker saß und neugierig den Kopf zur Seite gelegt hatte.

»Was machst du denn hier?«, fragte ich eine Spur zu hoch.

»Ich wohne hier. Die bessere Frage ist doch, was du hier machst«, erwiderte er und es schwang eine amüsierte Note in seiner Stimme mit, die ich so zuvor noch nie bei ihm gehört hatte.

»Wie, du wohnst hier?«, gab ich dumm von mir und hätte mir am liebsten direkt die Hand ins Gesicht geschlagen, so sehr schämte ich mich für meine Begriffsstutzigkeit. Meine grauen Zellen waren bisher irgendwie noch nicht auf Betriebstemperatur hochgefahren und ich sah Banks an wie eine Kuh, wenn es donnerte.

»Na ja, das ist mein Apartment. Du bist hier eigentlich der Eindringling«, erklärte er schulterzuckend. Es dauerte eine Weile, bis sich der Hebel in meinem Kopf umlegte und ich endgültig begriff, was er die ganze Zeit zu mir sagte.

RachegöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt