Kapitel 19

11.6K 555 138
                                    

Banks kam auch einige Tage darauf nicht mehr in die Schule. Es war wohl doch keine so geniale Idee von Lia gewesen, gleich das ganze Tütchen in die Flasche zu kippen. Denn das Zeug schien es in sich zu haben.

Jedenfalls sah man ihn am nächsten Mittwoch wieder an dem Tisch in der Mitte der Cafeteria sitzen, neben ihm Chloe und einige seiner Footballkollegen. Banks wirkte noch immer etwas mitgenommen, jedoch machte er den Anschein, dass es ihm deutlich besser ging als letzte Woche.

Wenn ich mir die Footballer so ansah, fragte ich mich gleich, wann eigentlich das nächste Spiel anstand. Ich konnte zwar Football spielen, kannte die Regeln und fand es teilweise ganz spannend dabei zuzusehen, jedoch reizte es mich nicht wirklich, bei einem Spiel meiner High School hautnahe dabei zu sein.

Vermutlich lag das mehr an den Spielern als am Spiel selbst, da ich den größten Teil unserer Footballer nicht wirklich gut leiden konnte.

Unser Mädchenschulsport hat nach langer Bearbeitung von Coach Morgan – vor allem meinerseits – endlich eine willkommene Neuerung erhalten. Das Bänderhüpfen und Turnen hatte ein Ende gefunden und wir durften nun stattdessen Fußball spielen. Genau, ich sprach von Fußball und nicht von Football; das Spiel, welches überall auf der Welt gespielt wurde, aber trotzdem irgendwie an meinem Heimatland vorbeigegangen war.

Aber um auf das Wesentliche zurückzukommen: Mein Geburtstag stand kurz bevor. Der 25. Januar war in diesem Jahr ein Donnerstag – um genauer zu sein, morgen-, was auch bedeutete, dass ich leider wieder nicht rein feiern konnte. Da ich mir jedoch sowieso vorgenommen hatte, in der nächsten Zeit Alkohol zu meiden wie die Pest, war mir dieser Umstand ganz lieb.

Meine Eltern legten sich schon richtig ins Zeug, eine ›geheime‹ Geburtstagsfeier für mich zu organisieren, nur war das Wort ›geheim‹ dabei eher von nebensächlicher Natur. Noah lief schon seit Tagen mit dem gleichen genervten Gesichtsausdruck herum, was bedeutete, dass er in die Planung involviert war.

Eigentlich wollte ich meinen achtzehnten Geburtstag gar nicht feiern und einfach nur wie an einem gewöhnlichen Donnerstag zum Training gehen. Diesen Plan würde ich jedoch nicht in die Tat umsetzten können, da ich meinen Eltern nicht antun konnte, erst gegen um neun oder um zehn nach Hause zu kommen, wenn sie eine ›geheime‹ Feier für mich vorbereitet hatten.

Und so kam es dann, dass ich am Morgen des 25. Januars von einem singenden Dreiergespann à la Mum, Dad und Noah - wobei er weniger lautstark mitmachte - mit einem Kuchen aus dem Bett geholt wurde.

In der Küche hingen zwei große Heliumluftballons in Blau, die die Zahl 18 bildeten und neben dem Kuchen standen Mums einzigartige Pancakes auf dem Tisch, die sie immer nur zu besonderen Anlässen zubereitete. Der achtzehnte Geburtstag ihrer ersten und einzigen Tochter war wohl ein solches Event und ich ließ mir Zeit, diese Leckerbissen zu vertilgen.

Lia empfing mich überschwänglich, als ich auch nur den ersten Fuß durch das Eingangstor unserer High School gesetzt hatte. Dad hatte mich sogar zur Feier des Tages mit dem Auto zur Schule gefahren, was er sonst immer nur dann tat, wenn draußen praktisch die Welt unterging und ich deswegen nicht mit dem Skateboard fahren konnte.

Sie überhäufte mich mit Glückwünschen und einer halben Liebeserklärung, die ich echt süß fand, auch wenn ich ihr das niemals sagen würde. Meine beste Freundin war schon immer gut in solchen hochemotionalen Angelegenheiten - und war sich diesem auch bewusst - , während mir in diesen Sachen scheinbar eine Synapse fehlte.

Jedenfalls bekam ich auch von Jonah einen langen, romantischen Kuss und natürlich die standardmäßigen Geburtstagswünsche zu hören. Er versprach mir auch, heute Abend zu der kleinen Überraschungsparty meiner Eltern zu kommen.

RachegöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt