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Falcos Sicht:

Ich laufe mit ihr durch den Wald. Ihr Kopf hängt leblos herunter, ihre blonden Haare schleifen im Dreck. Ich grinse die ganze Zeit zufrieden. 'Hatte ja alles prima geklappt!'
(Wenn dort ' Strich ist dann sind es die Gedanken!)
Ich wende ein paar Mal und schaue mich immer wieder um. Ich weiß genau, wo ich hin muss. Nach einer dreiviertel Stunde entdecke ich das kleine Haus. Es ist vollkommen verkommen, teilweise sind Löcher im Dach. Ich trage sie zur Tür, die so halb heraus gerissen ist und tritt mit Wucht dagegen. Die Tür knarrt und nach drei weiteren Tritten kippt sie zur Seite weg.

Jeanny werfe ich, nachdem ich mich durch den Dreck gekämpft habe, auf ein altes, klappriges Bett. Ich schaue auf sie herab. Ihr Gesicht ist von Kratzern und Dreck gezeichnet, an ihrem Hals sind die Würgemale. Ich streiche ihr über die Wange und fessel sie dann fest an den Bettpfosten.

"Nur zu deiner Sicherheit...du weißt ja nicht, dass ich dich beschütze..."

Ich flüstere es beinahe liebevoll und setze mich dann vor ihr auf einen Hocker um sie zu beobachten.

Jeanny's Sicht:

Langsam wache ich auf. Vorsichtig öffnet ich die Augen und drehe den Kopf zur Seite und schaue dem Kerl ins Gesicht. Sein Blick ist Leer. Die Angst kommt wieder in mir hoch, sofort ziehe ich an meinen Armen und Beinen. Erst jetzt merke ich das ich ans Bett gefesselt worden bin. 'Fuck... was soll ich tun!? Der Mann ist doch Krank im Kopf!' Denke ich mir und schlucke. "Was willst du von mir!? Was soll das alles!?" Fange ich an zu schreien. "Ach Schätzchen..." fängt er an zu reden, aber ich unterbreche ihn. "Nichts Schätzchen! Was soll das alles!?" Zische ich die Worte.

"Du bist Meins! Nur Meins! Niemand wird dich finden!" Grinst er. Wieder fange ich an, an den Seilen zu ziehen. "Du wirst dich nicht Frei bekommen!" Grinst der Typ erneut. Er packt mich am Hals und drückt mich Runter. Mit seinem Gesicht kommt er zu mir Runter. Ruckartig drehe ich den Kopf weg und schnaufe. Millimeter trennen unsere Gesichter von einander. Mit dem Ellenbogen drücke ich ihn so gut es geht weg. Jedes mal wird sein druck an meinem Hals stärker, bis ich fast keine Luft mehr bekomme und anfange zu Keuchen. "Hör auf... Bitte!" Schreie ich mit letzter Kraft.

Falcos Sicht:

Als ihre Augen glasig werden lasse ich los und beobachte, wie sich ihr Brustkorb heftig hebt und senkt. Sie würgt und hustet, was mir eine Gänsehaut beschert. In ihren Augen ist Panik und sie starrt mich an, wie eine Antilope den Löwen. "Verstehst du Schätzchen?", Frage ich liebevoll und ein Beben geht durch ihren Körper. Ich hebe die Hand und lege sie ihr auf den Bauch. Sofort verkrampft sie vollkommen und sie ist den Tränen nahe, als sie flüstert:"Warum ich? Wer bist du?"

Ich seufze. Jetzt muss ich wohl Licht ins Dunkel bringen...
Ich fahre mir über die zurück gegeelten Haare. "Du bist eben meine kleine Jeanny. Ich muss dich beschützen vor den Leuten da draußen, außerdem willst du doch bei mir sein...bei mir, Falco."
Sie schaut mich mit geweiteten Augen an. "Was redest du da...?" Ihre Stimme ist zittrig. Ich lächele und streiche über ihre Wange, sie dreht sofort den Kopf weg. "So ein einsames kleines Mädchen in einer kalten, kalten Welt
Es gibt jemanden, der dich braucht", meine sanfte Stimme, löst bei ihr Gänsehaut aus. Jeanny versucht von mir weg zu Rücken und zittert am ganzen Körper. Wut steigt in mir auf und ich greife in ihre Haare, um sie grob zu mir zu ziehen. Nur Millimeter von ihrem Gesicht zische ich: "Du bist doch gerne hier Schätzchen, oder?"
Jeanny schreit auf vor Schmerz und Tränen laufen ihr übers Gesicht.

Jeanny's Sicht:

Mit verheultem Gesicht mittlerweile schaue ich Falco ins Gesicht. Mein Atem stockt. Mein ganzer Körper zittert. Ich kneife die Augen zusammen und versuche mich zu beruhigen. "Ich hab dich was gefragt!" Schnaubt er und zieht fester an meinen Haaren. Wieder Schreie ich vor Schmerzen, aber das interessiert ihn nicht. Sein Schnauben wird immer Lauter, bis es plötzlich aufhört. Vorsichtig öffne ich meine Augen und schaue in sein Gesicht. Immer wieder wiederholt er die Frage und zieht fester an meinen Haaren. "Ich will nach Hause!" Schreie ich. Falco schlägt mit der Hand aufs Bett. Kurz verschwindet Falco und kommt mit Panzertape wieder. Einen dicken Streifen klebt er mir auf den Mund. "So ein kleines Mädchen, ganz allein in der kalten Welt sei und jemanden brauche, der auf sie aufpasst." Wiederholt er immer und immer wieder. Falco setzt sich wieder auf den Hocker und starrt mich an. Ein kalter Schauer läuft mir immer und immer wieder den Rücken runter. Die Tränen fließen nur so über mein Gesicht. Ich schließe die Augen und atme tief durch. Falco steht auf und geht. Ich schaue ihm hinterher. Sekunden, Minuten, Stunden liege ich dort alleine. Ich kann nicht mehr einschätzen, wie lange ich dort Liege. Aus dem Nebenraum hört man Schritte die immer Näher kommen. Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen, als ich sie wieder öffne, steht Falco vor mir und isst.

Niemand wird dich finden...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt