Teil 140: Ausbildungserlass Nummer sechsundzwanzig

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Und so erzähle ich ihm alles – von Dads Angriff, wie es ihm jetzt geht und von den Horkruxen. Dabei lasse ich aus, dass Harry ebenfalls einer ist.

„Und?", fragt er. „Wie willst du sie aufspüren?"

Damit trifft er das, was ich nicht weiß.

„Ich habe nur Vermutungen", flüstere ich. „Vielleicht ist einer bei euch oder bei deiner Tante Bellatrix, irgendwo."

„Du bist eine der intelligenten Hexen an dieser Schule", sagt er, „du findest sie, du wirst sie aufspüren."

Ich lehne mich weiter an ihn und er verstärkt seinen Griff um meine Hüfte. Er verteilt Küsse auf meiner Schulter und legt dann seine Lippen an mein Ohr. Ich schließe die Augen und höre ihm zu.

„Wir sollten beide nun schlafen geht", haucht er.

Von meinem Ohr zu meinem Nacken bildet sich eine Gänsehaut. Er macht mich verrückt, sehr verrückt sogar. Ja, ich liebe ihn. Ich gebe es zu, endlich gebe es zu. Was wäre denn, wenn Harry, Ron oder Hermine davon erfahren würden? Was tun sie? Verurteilen sie mich, weil ich mich in ihren sogenannten Feind verliebt habe? Werfen sie mich aus der DA und Theodore, Jessica und Victoria gleich hinterher? Bitte nicht!

„Percy war nicht da", flüstere ich und mir treten Tränen in die Augen, die ich mit aller Kraft versuche zu unterdrücken. „Er hat ihn nicht einmal besucht, als Dad noch im Krankenhaus war. Er hat sogar sein Weihnachtsgeschenk – den Pullover – zurückgeschickt, ohne Nachricht und er wollte nicht wissen, wie es Dad ging."

Für einige Zeit ist nur das Knistern des Feuers und mein lauter Atem zu hören und ich spüre Dracos Hand auf meinem Rücken. Er zeichnet Kreise auf meinem Rücken.

„Percy war immer mein Vorbild", bringe ich schluchzend hervor. „Er hatte das erreicht, was ich auch haben wollte. Er hat eine wunderbare Familie, die ihn liebt, und er wurde Vertrauensschüler. Er hat sogar einen Job im Ministerium bekommen, aber dafür hat er seine Familie eingetauscht." Zitternd hole ich Atem. „Er war immer für mich da und hat mich unterstützt, aber er hat uns verraten. Ich vermisse ihn. Als großen Bruder, als Ratgeber, als mein Unterstützer und als mein Vorbild. Er soll zu uns zurückkehren und..."

Ich lege mein Gesicht in meine Hände und fange laut an zu schluchzen. Ich spüre, wie Draco sich näher an mich lehnt und vorsichtig meine Hände von meinem Gesicht entfernt. Er legt seine Hände an meine Wangen und küsst mich zaghaft. Ich schmecke meine Tränen in dem Kuss, aber nehme gleichzeitig auch seinen Geruch wahr. Er riecht nach Tannenadeln und frischen Orangen. Ich habe seinen Geruch nie vergessen seit letztem Jahr, als Cedric starb.

„Genug von mir", sage ich irgendwann, rutsche ans andere Ende des Sofas, drehe mich um und betrachte Draco mit verschwommenem Blick. „Gibt es etwas Neues von deiner Familie? Etwas Neues über den Auftrag? Hat er eine Idee, wie er es tun will?"

Schlagartig verdunkelt sich sein Gesicht. Das hätte ich nicht sagen sollen, aber es interessiert mich. Ich muss es wissen.

„Dad weiß nicht, wie er das tun will", antwortet er. „Er kann nicht unbeobachtet in das Schloss marschieren – vor allem nicht mit Umbridge hier – und Dumbledore umbringen. Er wartet darauf, dass Dumbledore das Schulgelände verlässt, um es zu tun."

„Das wäre viel auffälliger, wenn er ihn in einer Gasse umbringen sollte", erwidere ich. „Vielleicht sollte er ihn in euer Anwesen einladen und es dann tun, aber er sollte es so machen, dass niemand erfährt, wo er hingeht. Ihr könnt ihn nicht einfach so entführen!"




Im Bett liege ich Stunden wach und stelle mir eine einzige Frage: Was könnte Voldemort so glücklich gemacht haben? Wie lange ich auch darüber nachdenke, es will mir einfach nicht klar werden. Deswegen entscheide ich mich schon sehr zeitig aufzustehen und zu frühstücken.
Ich sitze noch nicht lange, da landet eine Eule vor meinem Platz. Ich schiebe den Teller und mein Getränk zur Seite und nehme der Eule den Tagespropheten ab. Es ist noch nicht Zeit für die Post, aber ich habe denen ein wenig mehr Geld bezahlt, damit ich meine Zeitung schneller bekomme. Für ein bisschen Geld kann man soviel bekommen.
Ich rolle die Zeitung auseinander und streiche sie glatt. Zehn schwarz-weiße Fotos befinden sich auf der Titelseite. Neun von ihnen zeigen Männer, aber nur eines zeigt eine Frau. Viele lächeln höhnisch, andere sehen dreist drein und trommeln gelangweilt mit den Fingern gegen die Rahmen ihrer Bilder. Unter jedem der Fotos steht ein Name und weswegen sie in Askaban gelandet sind. Das muss der Grund sein, warum Voldemort sich gefreut hat.
Antonin Dolohow, heißt es bei einem Zauberer mit langem, fahlem und verzerrtem Gesicht, welcher spöttisch dreinblickt, verurteilt wegen der brutalen Morde an Gideon und Fabian Prewett.
Unfassbar, dass dieser Mann geflohen ist. Er hat Mums Brüder getötet! Und nun rennt er draußen frei rum, aber er wird schon wieder in Askaban landen, wenn man ihn erstmal aufgespürt hat. Hoffentlich finden sie ihn bald.
Augustus Rookwood, steht unter einem Bild eines Zauberers mit pockennarbigem Gesicht und fettigem Haar, welcher sich gelangweilt gegen den Rahmen seines Bildes lehnt, verurteilt, weil er Geheimnisse des Zaubereiministeriums an Ihn, dessen Name nicht genannt werden darf, verraten hat.
Dann wandert mein Blick zu Bellatrix Lestrange. Sie hat langes und dunkles Haar, welches ungepflegt und zottelig aussieht, und sieht unter schweren Lidern hasserfüllt auf. Ihre Lippen werden von einem hochmütigen und verächtlichen Lächeln geziert. Es scheint, als hätte Askaban ihr ehemalig großartiges Aussehen geraubt.
Bellatrix Lestrange, verurteilt wegen Folter verbunden mit dauerhafter schwerer Gesundheitsschädigung von Frank und Alice Longbottom.
Was wird Neville wohl dazu sagen, wenn er diesen Artikel sieht, wenn er erfährt, dass die Frau wieder frei ist, die seine Eltern gefoltert hat? Ich lasse meinen Blick zum Kopf der Zeitung wandern und beginne den Artikel zu lesen.

The last heir (A Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt