Beschützerinstinkt

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Phillipp

Das hat er nicht ernsthaft gemacht. Tim ist so ein Arsch. Ich wäre fast auf gesprungen, um Sie von ihm wegzuziehen als mir auffiel, dass sich ihre Körpersprache geändert hat. Sie steht nicht mehr so entspannt da und hat die Schultern gestrafft. Ihr lächeln wirkt eher höfflicher, als erstgemeint. Und in ihren grünen Augen sehe ich etwas wie Missbilligung, würde ich sagen. Sie zieht ihre Hand weg und setzt sich wieder zu mir. Am liebsten hätte ich sie an mich gezogen, jetzt wo Sie ihre Schultern sinken lässt und kaum merklich etwas zusammen sinkt. Wie kann es sein, dass diese starke Frau in wenigen Sekunden, sich so klein machen will. Das starke Bedürfnis sie glücklich zu machen, steigt in mir auf.

Ja ich werde Sie wieder zum Lächeln bringen.

Das ist das geringste was ich für sie tun kann, nach dem mein eigener Bruder so viel unbehagen in ihr ausgelöst hat.

„Das war Tim, wie er leibt und lebt. Er ist sehr extrovertiert. Tut mir leid."

Sie blickt langsam wieder auf und blickt mir direkt in die Augen. Ich könnte mich in diesen Augen verlieren. Langsam breitet sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen aus. Okay ich muss Sie irgendwie ablenken. „Was machen deine Eltern eigentlich jetzt, wenn deine Schwester die Firma übernommen hat?"

Plötzlich tritt Trauer in ihre Augen. Es bricht mir fast das Herz, dass Sie plötzlich so traurig ist. Warum liegt mir so viel daran, sie glücklich zu sehen.

„Meine Eltern sind verstorben. Es gibt nur mich und Jessi noch. Na ja, und Clara meine beste Freundin und Kollegin."

Bei dem Namen von ihrer Schwester verschwand die Trauer etwas in ihren Augen. Am Ende ihres Satzes war die Trauer weg.

Puh okay.

Also nicht mehr dieses Thema. Ich nicke nur.

„Haben Sie sich schon entschieden?", fragt der Kellner und unterbricht die kurze Stille. Wir bestellen schnell das Essen und die Getränke. Als der Kellner weg ist frage ich Sie

„Will deine Schwester hier eine Zweigstelle für die Firma einrichten?"

Plötzlich fängt ihr Gesicht fast an zu leuchten.

„Nein, wir wollen den Hauptsitz wieder hier her verlegen. Die meisten Anfragen kommen von hier. Und wir vermissen die Stadt. New York ist schön und hat uns geholfen einen Namen zu machen, aber Sie ist etwas zu laut und hektisch, um dort zu leben. Außerdem war das nur ein Übergang bis ich das Studium fertig hatte und sie ihres. Wir sind dann zwar noch etwas geblieben, aber Seattle ruft uns.", sagt sie mit einem Lächeln, was ihre Augen zum Strahlen bring. Ich will nie wieder ein anderes Lächeln auf ihrem Gesicht sehen. Ich kann nicht anders als Sie ebenfalls anzulächeln.

„Was hat dich veranlasst deine Firma hier zu halten?", fragt Sie mich mit so interessierter und aufrichtiger Stimme.

„Ich kann meine Familie nicht verlassen. Ich könnte wahrscheinlich nie so weit weg ziehen. Ich bin eben ein Familienmensch."

Wow, warum erzähle ich ihr das.

Irgendwie kamen die Wörter so aus meinem Mund, sonst habe ich doch auf diese Frage eine Business-Antwort parat. Sie nickt und sagt eher zu sich

„Das verstehe ich gut."

Da war schon wieder diese Trauer, nur kurz, aber sie war da.

Der Kellner bringt uns unsere Getränke.

„Seit wann hast du deine eigene Firma?", frage ich so nebenbei wie möglich. Ich will es wissen, ich will alles wissen von dieser Frau, aber das muss sie ja nicht gleich mitbekommen.

„Ich habe sie vor 5 Jahren gegründet. Nach einem Jahr ist Clara mit dazu gekommen. Seitdem machen wir alles zusammen. Sie kommt in 2 Wochen hier her, um sich Seattle anzusehen."

Sie leuchtet wieder dabei so. Ihre Augen funkeln richtig, wie Smaragde.

„Ich vermisse Sie sehr. Sie wird noch in New York bleiben und betreut dort unsere Kunden."

Das Lächeln lässt wieder nach und erreicht nicht mehr ihre Augen. Aber dieses Funkeln will ich wieder sehen. Mal sehen wie ich das hinbekomme.

Ich will Sie immer so glücklich sehen.

Als das Essen kommt, reden wir bereits über dies und das. Es ist so einfach sich mit ihr zu unterhalten. Ich fühle mich wohl bei ihr, ruhig, wie geerdet. Sie fühlt sich anscheinend auch in meiner Gesellschaft wohl, jedenfalls sagt mir das ihr Körper. Ich erzähle gerade eine Story aus meiner Kindheit, wo mir Sasha einen Streich gespielt hat. Und dann fängt Sie an zu lachen.

Oh Mann, dieses Lachen ist das Schönste, was ich je gehört habe.

Es brennt sich sofort in mein Gehör. Sie sollte viel öfter lachen.

1,5 Stunden später sitze ich wieder in meinem Büro. Ich überprüfe gerade meine E-Mails, als Alice mein Büro betritt. Sie schließt die Tür und nimmt auf dem Stuhl vor dem Tisch platz. Sie schaut mich mit scharfen Blick an und mustert mich. Ich starre zurück. Nach gefühlten Minuten sage ich dann

„Was gibt es Alice? Ich sehe doch, dass dir was auf dem Herzen liegt."

„Ich habe mit Tim geredet.", sagt sie nur. Jetzt schaut Sie mich mit diesem wissenden Blick an. Dieser Blick, den Sasha auch schon hatte.

Was soll das hier werden?

„Ja und?"

Sie schnaubt kurz und fängt dann aber an zu reden.

„Du warst mit Liv da."

Ich bin verwirrt, was soll das Gespräch, wo führt es hin. Anscheinend merkt sie meine Verwirrung und wieder holt nochmal das gleiche wie zuvor nur als Frage.

„Du warst mit Liv da?"

„Ja, wir haben zu Mittag gegessen, wir waren doch bei dem neuen Hauptsitzt zur Besichtigung."

„Und?", sagt Alice.

„Was und? Was willst du mir sagen? Was soll das?", frage ich sie nur verwirrter und genervt.

„Oh Mann. Du bist so ein Idiot.", sagt Sie nur und schüttelt ihren Kopf. Okay ich möchte nicht weiter darüber reden und Wechsel das Thema. Wir müssen eh die neue Kollektion der Uhren besprechen.

Als ich den nächsten Tag ins Büro kommen, früh wie immer, ich bin gern einer der ersten im Büro, bemerke ich, dass Liv bereits da ist. War Sie die ganze Zeit hier. Oder ist sie tatsächlich auch so früh da?

Ich bleibe an ihrer Tür stehen und schaue Sie mir an. Sie ist vertieft in die Papiere auf ihrem Schreibtisch und knappert dabei an der Rückseite eines Bleistiftes. Sie hat ihr Haar heute zu einem Dud hochgebunden. Ich muss schmunzeln als mir auffiel, dass er nur von einem weiteren Bleistift gehalten wird. Sie tragt ein blaues Kleid. Es liegt eng an. Diesmal hat es keinen Ausschnitt, meine Phantasie sorgt aber dafür. Mein Blick wandert weiter an ihr herab. Bis mein Blick an ihren Füßen stehen bleibt. Sie trägt keine Schuhe. Die schwarzen High Heels stehen an dem Tischbein. Sie trägt knallroten Nagellack und wippt mit den Füßen auf und ab.

Mein Blick wandert wieder nach oben und bleibt bei dem Bleistift an ihren Lippen hängen. Was würden diese Lippen mit mir anstellen, was würde ich alles mit diesen Lippen anstellen?

Ein Räuspern hinter mir, lässt mich zusammen zucken.

Ich drehe mich um und sehe Sasha hinter mir.

Scheiße.

Ich gehe in mein Büro und er folgt mir.

Liebe       Verlangen                      Lust (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt