Bad Boy's Lie

9

Der ganze Tag verlief ohne besondere Vorkommnisse. Zum Glück.

In der Mittagspause wollte ich erst gar nicht in die Cafeteria gehen. Doch irgendwie schaffte es Max mich zu überreden, an ihrem Tisch zu sitzen.

Gerade als ich mich hinsetzte kam Kyle mit seinem scheiss Flittchen Hadley.
Nichtmal 2 Sekunden später kam auch schon Blaine.

„Ich wusste nicht, dass ihr zusammen seid.", bemerkte er.
Er würdigte mich keinen Blickes.

Max sah mich gequält an. Er tat mir so leid.

„Ja, ne. Lol.", stammelte Kyle. Hadley warf ihm nur einen genervten Blick zu.

„Ah, also wird das nur so Bettgeflüster?", fragte Blaine dann.
Hadley nickte.

Genervt verschränkte ich die Arme. Warum war heutzutage jeder nur auf Sex aus?
„Warum so genervt White?"
Blaine sah mich grinsend an. „Nur so.", murmelte ich.

„Wenn ihr mich entschuldigt, ich gehe."
Bevor ich überhaupt einen Schritt machen konnte, lag ich schon auf dem Boden. Hadley hatte mir ein Bein gestellt.

„Fick dich.", sagte ich zu ihr und ging so schnell aus der Cafeteria.

-

Der Unterricht hatte wohl endlich ein Ende für heute! Etwas weniger genervt machte ich mich auf den Weg nach draußen.
„Hey Sandra." Hadley sah mich zuckersüß an. „Oh schau mal, da drüben ist Kyle.", meinte sie freudig.

Ich konnte nichtmal rübersehen, da spürte ich einen Ruck. Stolpernd fiel ich auf meine Knie. Sie hatte mich geschubst....

Meine Knie bluteten.
Grimmig ging ich über den Parkplatz.
„Hast du dir wehgetan?"
Blaine gesellte sich zu mir.
Er ging einfach neben mir her.

„Willst du nicht nach Hause fahren?", fragte ich ihn.
„Nein, mein Motorrad muss ich noch reparieren.", antwortete er.
Ich hob eine Augenbraue hoch.

„Was?"
„Nichts, nur... was funktioniert denn nicht?"
„Warum willst du das wissen?"
„Vergiss es. Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?"

Blaine seufzte.
„Das mit Hadley tut mir leid. Ich weiss auch nicht warum Kyle sich mit ihr abgibt."

Ich sah zu ihm hoch. Er blieb stehen.

„Ich versuchs zu ignorieren. Ist ja nicht so schlimm."
„Wenns nicht schlimm wäre, warum blutest du dann?"
Er war unmöglich.

„Du bist unmöglich.", sprach in meinen Gedanken aus.
Blaine atmete laut aus.
„Sprichst du grad von dir selbst?"

Genervt liess ich von ihm ab und ging weiter. Er machte nicht mal Anstalten mir zu folgen. Also setzte ich meinen Weg nach Hause fort.

-

Als ich zuhause ankam, war ich zum Glück allein. Ich ging als erstes in die Küche und kümmerte mich um meine Knie.

„Oh Schätzchen, was ist passiert?"
Mum stand nun in der Küche und beobachtete mich. „Komm ich helfe dir. Wie ist das überhaupt passiert?"

Sie verband meine Knie und davor hatte sie sie noch desinfiziert und gereinigt.
„Hadley Miller hat mich geschubst."

„Hadley Miller? Aber sie ist doch immer so nett. Ihre Eltern erzählen nur gutes."
Mein Dad und ihr Dad waren früher gute Freunde.
„Nein Mum, sie mag mich nicht."

„Und wieso nicht?"
„Mum,... einfach niemand mag mich, ok? Niemand will mit mir befreundet sein. Und weißt du warum? Weil ich ein Freak bin... und ich weiß nicht einmal warum." Meine Stimme bebte und langsam aber sicher kamen mir die Tränen.

Erstmal herrschte Stille, jedoch sagte Mum dann etwas, was mir um ehrlich zu sein echt weh tat.
„Vielleicht weil du so dick bist."

Mit offenem Mund sah ich sie an. Es war nichts, was ich nicht selten hörte, dennoch erschrak es mich.
Bevor sie noch eine blöde Bemerkung bringen konnte, ging ich weg.

Ich wollte einfach nur weg.
Vor der Haustür ließ ich meinen Tränen freien Lauf.

Warum mussten meine Eltern immer alles so zerstören? Da lief es gerade mal so gut zwischen uns und dann das.

Ich ließ mich einfach von meinen Füßen irgendwohin tragen. Schlussendlich fand ich mich vor einer Kreuzung wieder.
Hinter mir war eine Wohnstraße, in der glaube ich Blaine wohnte. Es waren nicht wirklich große Häuser dort, aber für eine Kleinfamilie wahrscheinlich genau perfekt.

Wenn ich nach Hause wollte, musste ich da vorbei.
Mit gesenktem Kopf ging ich an den Häusern vorbei. Aus einer Garage hörte man schon von weitem Lärm.

Ich kam dort an und konnte mich nicht davon abhalten, hineinzusehen. Tatsächlich war dort Blaine, der an seinem Motorrad rumschraubte.

Es sah so aus, als würde er Hilfe brauchen.
Leider konnte ich mich nicht davon abhalten, zu ihm zu gehen.

„Du siehst aus, als bräuchtest du Hilfe."
Blaine sah erschrocken in meine Richtung.

„Was tust du hier?"
Er liess von seinem Motorrad ab und kam auf mich zu.

„Ich war hier nur so zufällig."
„Du hast geweint. Was ist passiert?"

Ich sah auf die Seite. Sollte ich es ihm erzählen? Es fühlte sich falsch an.

„Wegen Hadley?"

Achja. Hadley gab es ja auch noch.
Aber das war nicht der Grund.

„Red mit mir. Du kannst mir vertrauen."

Du kannst mir vertrauen.

Meine Mutter hatte das früher immer gesagt. Als ich noch kleiner war.
Aber ich war ja nur ein Kind...

„Also, was ist das Problem?"
Ich ignorierte seine Aussage und betrachtete sein Motorrad.
„Ich glaube irgendwas mit dem Vergaser.", antwortete Blaine.

Nach längeren Anschauen und Überprüfen einiger Dinge, kam ich zu einem Schluss.
„Das Problem sind die Luftfilter."
„Wie kommst du da drauf? Die sind einwandfrei." Blaine sah sich das Ganze genau an.

Ich reparierte es und meinte dann zu Blaine: „Jetzt sollte es funktionieren."

Blaine setzte sich drauf und startete das Motorrad ohne Probleme.
„Wie hast du das geschafft? Und woher kannst du das?" Ungläubig sah er mich an.

„Weiß nicht, hab oft darüber gelesen."
Schulterzuckend wollte ich wieder gehen.
„Warte, du hast meine Frage nicht beantwortet."

Ich sah auf den Boden.
„Es interessiert dich sicher nicht.", murmelte ich.

„Doch."

„N-na gut, wenn du es unbedingt wissen willst... Meine Mum, hat mir mit meinen Knien geholfen... Sie hat mich gefragte wer das war. Ich habe ihr auch gesagt, wer ich an unserer Schule bin, dass ich ein Freak bin und niemand mit mir befreundet sein will. Dann hat sie gemeint, dass es vielleicht daran liegt, dass ich so dick bin."

Warum ich ihm das jetzt genau erzählte, war mir selbst nicht klar.

Blaine

Als sie das erzählte, löste das irgendwas in mir aus. Das Gefühl, jemanden dringend eine rein zu hauen. Und dieser Jemand war ihre Mum....