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Beschämt schaute ich auf den Boden. Ich wollte das nicht laut sagen...

„Hör mal.."
Er hob mein Kinn an, so dass ich ihm direkt in die Augen schauen musste.
„Die Wette habe ich durch das ganze Durcheinander total vergessen. Ich habe nur noch an dich gedacht. Anfangs hab ich natürlich gar nicht an dich und deine Gefühle gedacht. Ich habe nicht daran gedacht, dass jemand verletzt werden könnte.... dass du verletzt werden könntest."

„Es tut mir so leid Sandra, bitte verzeih mir."

Meine Gedanken und mein Körper spielten verrückt. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich mich wieder Ritzen müsste. Dieses Gefühl wurde aber unterdrückt, von Blaines Anwesenheit. Er stoppte irgendwie diesen Drang in mir. Gewissermaßen öffnete er mir die Augen. Er zeigte mir, dass ich das alles nicht nötig hatte.
Nur durch seine Anwesenheit.....

„Alles in Ordnung?", fragte er.
Leicht nickend fasste ich einen Schluss. Ich wollte aufhören mit dem Ritzen.... Ich wollte ihn umarmen.
Er sah geradeaus auf die Straße.
Schüchtern umarmte ich ihn. Eigentlich wollte ich ihn gleich wieder loslassen, doch es sah so aus, als würde er mich nie mehr loslassen.

„Blaine, ich... ich- m-meine Hand."
Gebannt starrte ich auf den grauen Ärmel meines Pullovers. War das nicht der von Blaine? Warum hatte ich den an?

„Oh shit Sandra."
Alarmiert sah er mich an.
Die Schnittwunden waren aufgegangen und  bluteten wieder.

„Wir müssen zum Arzt."
„Wie denn? Wir sind suspendiert. Außerdem ist es doch nicht so schlimm."
„Nicht so schlimm, wenn du meinen Pullover anblutest?"

„Warte hier."
Blaine stand auf und rannte zurück in die Schule. Wenig später kam er wieder zurück mit einer Rolle Klopapier in der Hand. Er schob meinen Ärmel nach oben und fing an mit dem Klopapier meine Hand vorsichtig ab zu tupfen. Danach verband er meine Hand mit dem Klopapier.

„Wir fahren jetzt.", bestimmte Blaine und zog mich einfach hoch.

-

Wir waren jetzt bei ihm zu Hause. In seiner Küche verarztete er meine Arme nochmal besser.
„Hör auf damit.", murmelte er eher zu sich selbst.

Er war so fürsorglich....
„Blaine McCrowdy! Ich habe gerade einen Anruf von der Schule bekommen. Was heißt ‚Du bist suspendiert'?"
Blaines Mutter stand nun in der Küche.
„Es gab ein paar Streitigkeiten.", sagte Blaine ruhig.

„Mehr hast du dazu nicht zu sagen?"
„Nein Mum."
„Geh, verschwinde, ich will dich bis Montag nicht mehr sehen."

Sie schmiss ihn einfach raus?!
Draußen standen wir einfach nur da.
Plötzlich klingelte mein Handy.

„Mum?"

Sandra Jenna White! Warum ruft mich der Schulleiter an und sagt, dass du suspendiert bist? Du kommst sofort nach Hause!"
Mum schrie durchs Telefon.

Sie hatte einfach aufgelegt.
„Komm, ich fahr dich zu dir."
Blaine zog mich zum Motorrad.

-

Bei mir herrschte absolute Funkstille. Ich saß vor meinen Eltern am Küchentisch. Blaine war draußen auf dem Flur.

Meine Eltern hielten mir gerade eine Standpauke, was es heißt, mit den Eltern derjenigen befreundet zu sein. Hadley war mir sowas von egal und auch ihre Eltern konnten mich mal.

„Junges Fräulein, ich will dich erst Montag nach der Schule wieder sehen. Entweder du sperrst dich in dein Zimmer, oder du haust ab."
Mum war echt aufgebracht.

Ich entschied mich für die zweite Variante.
Ich hastete an Blaine vorbei nach draußen.

„Sandra, was willst du jetzt machen? Wir können beide nicht nach Hause."
Blaine stand neben mir.

Wir standen neben der Straße.
„Sandra, was willst du tun?"
Blaine stand ratlos neben mir.
„Ich.. ich hab keine Ahnung.", murmelte ich abwesend, während ich auf die Straße starrte.

„Hör zu, wenn du jetzt denkst, dass alles gut werden wird, wenn ich bei dir bin, dann.... muss ich dich enttäuschen, ich bin wahrscheinlich nicht so, wie du denkst."

Verwundert drehte ich mich zu ihm. Mich enttäuschen? Er würde mich nie enttäuschen, egal was er tun würde...
Wow, ich hörte mich echt verknallt an.
Wann war ich denn bitte so kitschig geworden?

„Scheisse mann...", murmelte ich und sah auf die Haustür. Genau jetzt realisierte ich, was ich getan hatte. Warum habe ich mich nicht einfach in meine Zimmer eingesperrt? Mit Blaine?

Blaine zog mich mit zu seinem Motorrad.

„Was tun wir?", fragte ich.
Blaine drehte sich nicht zu mir um.
„Wir fahren jetzt. Egal wohin. Wir müssen uns ablenken."

Und so stiegen wir auf und fuhren los.
Quer durch die Stadt.
Die Zeit verging wie im Flug. Mittlerweile dämmerte es bereits.
Blaine fuhr Richtung Park.

„Komm, wir warten hier bis es dunkel wird. Dann können wir die Sterne anschauen."
Blaine nahm meine Hand und zusammen gingen wir zu einer Parkbank.

-

Es war stockdunkel, Wolken verdeckten den ganzen Himmel, sodass man keine Sterne sehen konnte.
Guter Plan Blaine.
Allmählich wurde ich immer müder. Meine Augen drohten jeden Moment einfach zuzufallen.

Blaine

Sie sah so verletzlich aus, wie sie an meiner Schulter schlief. Gewissermaßen tat sie mir leid.
Gedankenverloren starrte ich in den Himmel. Auch ich wurde langsam müde und irgendwann schlief ich auch ein.

•••

Müde öffnete ich die Augen, denn weiterschlafen konnte ich nicht mehr. Die Sonne schien mir direkt ins Gesicht. Es dauerte auch nicht lange, bis sich Sandra regte.

„Guten Morgen", murmelte sie.
Sie sah fertig aus. Ihre Haare waren zerzaust und ihre linke Wange hatte Abdrücke von meinem Pullover.

Gähnend stand Sandra auf um sich..... einen Dutt? Heißt das so? Auf jeden Fall machte sie sich so ein Dings auf dem Kopf.
Ich schaute auf mein Handy. Max hatte mich oft angerufen. Kyle hatte mir geschrieben, dass sie mich suchten. Sie müssten mir irgendwas sagen....

Kurzerhand rief ich Max zurück.

Sandra

Blaine telefonierte gerade. Ich sah bestimmt schrecklich aus....

„Ich muss zu Max.", sagte Blaine und stand auf.
„Ich werde wohl...."
Ich wollte sagen nach Hause gehen, aber das ging nicht.
„Mitkommen.", beendete Blaine meinen Satz.

Wenig später saßen wir beide auf seinem Motorrad und fuhren zu Max' Haus.

Es war ein sehr schönes Haus mit großen Garten. Drinnen war es auch schlicht und modern eingerichtet.
„Blaine, Küche!", rief Max.

Die Küche war sehr groß. Max und Kyle saßen an einem runden Esstisch.
„Was gibts?", fragte Blaine und setzte sich.
Etwas zögerlich setzte ich mich auch.

„Also, Max und ich.. wir-wir sind..."
Kyle war richtig nervös.

Ich wusste genau was sie sagen wollten.
Und zwar das, was Max jetzt sagen würde.

„Wir sind.. zusammen."
Blaine schaute perplex zwischen seinen beiden besten Freunden hin und her.
„D-das heißt.. so.. so wie... so wie schwul?"
Blaines Augen waren kugelrund und er starrte sie jetzt einfach nur an.

Max schien es mehr oder weniger gut zu gehen, während Kyle sehr unsicher aussah.
„Ist das ein Problem für dich?", fragte Kyle.

„Was? I-ich weiß nicht so recht.. E-es ist sicher nur Gewöhnungssache.", meinte Blaine stotternd.

Bad Boy's LieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt