Abgesang des Friedens

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Ereignisreiche Zeiten!

Für die Beziehungen der Mächtigen brachten die letzten Wochen große Veränderungen. Vor allem die Ereignisse zum Fürstentag in Merseburg haben für Erschütterungen des Machtgefüges im Reich gesorgt.

Herzog Boleslaw von Polen schuf sich ein Bündnis mit dem Markgrafen von Schweinfurt- gegen den König Heinrich II..

Und- wohl unter dem Klang der Schwerter des Hinterhaltes und Verrates von Merseburg- im Nachgang der Versammlung der Sachsen zeigten sich einige lokale Herren, die Boleslaws Anschauungen über den König nun teilten und einem Bündnis mit den Polen nicht abgeneigt waren.

Um diesen Herren ebenfalls seines Beistandes zu versichern, ließ Boleslaw Chrobny seine Boten in das Land ziehen, die umtriebig mit Grafen und auch Voigten Gespräche führten.

Nur mit den Ekkehardingern wollte sich der polnische Herzog nicht überwerfen. Seine Position zu Heinrich II. klarstellend, wies er Gunzelin und auch Hermann von Meißen heimlich an, ihm nicht offen beizustehen. Von seiner Tochter Reglindis erbat er Verständnis für sein zukünftiges Handeln im polnischen Interesse und verabschiedete sich von ihr- vorerst, wie er sagte, allerdings auf ungewisse Zeit. Gunzelin, der die Mark Meißen mit Stadt und Burg vorläufig von König Heinrich II. zugesprochen bekam, und Hermann sicherte Herzog Boleslaw durch geheime Nachricht zu, Meißen vorerst nicht verheeren zu lassen, wenngleich dies aus taktischem Grunde wohl nötig erschien. Doch sollten die Ekkehardinger Verständnis für andere Entscheidungen aufbringen, auch wenn dies Ihnen und dem Reich nicht genehm sei.

Doch nicht nur Boleslaw Chrobny versuchte, die Lager zu beeinflussen.

König Heinrich II. zeigte sich als gut informierter Mann. Kaum da er abgereist war nach Westen- noch vor der Krönungszeremonie für seine Gemahlin Kunigunde- entsandte auch er hörige Ritter und Boten, um polnische Herren ausfindig zu machen, welche gegen ihn in den Gebieten Thüringens nach Bündnissen gingen.

Die Entschlossenheit und Enttäuschung der Polen zeigte sich sehr schnell- und überaus deutlich.D

iesen Zorn musste die Stadt Strehla über sich entladen sehen. Ließ man die Burg bis auf eine Stallung unbeschadet- wohl auch weil dies persönliches Allod von Boleslaw's Tochter war- so ging die Stadt Strehla in Flammen auf und weit über dreitausend Bewohner wurden beim Übergang über die Elbe durch die Polen als Gefangene mitgeführt. Verluste jedoch gab es keine auf beiden Seiten an diesem Tag.

Larno stand am anderen Ufer der Elbe und sah auf das Flammenmeer, welches den abendlichen Nachthimmel erleuchtete.

Immer noch setzten Kähne über den Fluss und brachten Gefangene heran, die von den polnischen Rittern am Ufer mit groben Worten empfangen wurden.

Was hier in Strehla geschehen war, ist also nun der Abgesang jeden Friedens zwischen den Polen und dem Reich- dies war Larno bewusst. Und dies war schmerzlich. Denn es gab mancherlei Dinge am anderen Ufer der Elbe- und im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, an denen Larno gutes sah.

So war der Fluss Elbe nun ein nicht zu überbrückendes Symbol der Trennung auf ungewisse, lange Zeit.

Eine Trennung von den Leuten im Linonenland, den Mitstreitern früherer Tage, die in Bojek und Glina nun eine Heimat für sich aufbauen.

Eine Trennung von Nerin- kaum, dass Larno hoffen konnte, sie wieder zu sehen.

Eine Trennung zu Menschen, wie Hermann von Meißen und seiner Gemahlin oder dem verständigen, guten Voigt der Burg Genea, welchen Larno sehr achtete.

Doch diese Trennung betraf alle anderen Menschen ebenfalls. Freund wurde hier von Freund getrennt, alte Handelspartner fanden nicht mehr zueinander, gewachsene Bündnisse wurden zerrüttet.

Das Ränkespiel der Mächtigen würde noch weitere Orte dasselbe Schicksal wie Strehla erleben lassen- jetzt, wo der Krieg zwischen Polen und den Deutschen unvermeidlich und gegenwärtig war.


===== Ende Band 2 ====

- Larno- Im Ränkespiel der MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt