Ritter ohne Allod

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Mitte Juli 1001 war Fräulein Nerin zurückgekehrt in den Kreis der Hofdamen um Herrin Reglindis. Die polnische Prinzessin war voll des Glückes.

Und auch Nerin war die große Freude und eine Befreiung von der Seelenlast anzusehen- auch wenn sich noch keine Gelegenheit zu einem Gespräch mit ihr für Larno ergab. Nerin wirkte unbeschwert- und voll ansteckender Fröhlichkeit war es, in ihrer Nähe zu verweilen.

Doch kam sie nicht allein- Biello durfte die Fürstentochter erneut begleiten. Und zwei weitere Bekannte waren mitgekommen zu ihrem Schutz- Stanielub und der Luran.

Die Kammer, welche Larno bislang bewohnt hatte, musste er nun mit allen drei Männern teilen. Dadurch war sie nicht nur mit Ausrüstungen um die Lager vollgestellt- auch der Platz zur Nacht war beengt und man hatte Stanielub's lautes Schnarchen ebenso zu dulden, wie den Geruch der Männer und ihrer Sachen.

Man war sich nicht entfremdet, wenngleich nun doch viel Zeit vergangen schien. Mit reichen Worten zu dem Wein wurde Larno über die verschiedensten Neuigkeiten und Belange in Kenntnis gesetzt. Alles, was den Männern über Geschehnisse daheim einfiel, wurde Larno erzählt. Dass der Bau der äußeren Siedlung in diesem Jahr fertig wird, auch der Hafenbereich abgestochen wurde ebenso, wie die Tatsache, dass Bauer Zwanko aus Slepna kurz davor stehe, erneut Vater zu werden.

Wein gab es diesen Abend sehr reichlich, wie es Larno weder gewohnt ist noch vertragen konnte.

Mit Stanielub's Hilfe wankte Larno bis an das Ufer der Unstrut herunter im klaren Mondlicht. Hier musste er sich übergeben und bitterer Geschmack lag im Mund. Doch schaffte dies auch ein wenig Klarheit zurück in den Kopf- nach all dem Reden, Trinken, und Lachen.

„Danke, Vater Stanielub. Danke. Es geht schon wieder.", versuchte Larno seinen Zustand gut zu reden und benetzte dabei Gesicht und Nacken mit kalten Flusswasser. Auch den Mund spülte er aus und spuckte weit in den Fluss hinein. „Geht schon wieder. Morgen früh wird es sicher schlimmer für mich werden."

Stanielub zeigte sich an diesem Abend entweder trinkfester als Larno oder besonnener- er mochte berauscht vom Wein sein- jedoch nicht betrunken.

„Eines haben wir Dir bislang verschwiegen. Da ich aber merke, dass es dir Luran nicht sagen will und der Biello wohl auch nicht so recht trotz des Weines, so mache ich es und sage es Dir.", sprach Stanielub.

Larno blinkerte mit den Augen. Dies sollte Stanielub anzeigen, dass er versuchte, aufmerksam zuzuhören und sich zu konzentrieren.

„Und? Was ist?", fragte Larno.

„Fürst Berogast hat beschlossen, die Verantwortung für Bojek und den Aufbau auf den Milorad zu übertragen, da Milorad immer dort ist- besonders jetzt, wo Danuta auch nicht mehr so belastet werden kann. Sie und Milorad erwarten auch ein Kind- zumindest vermuten dies die Frauen in Bojek. Der Fürst sagte uns, er braucht einen Mann vor Ort für die Aufgaben und die Absprachen mit dem Baumeister Svenislav. Milorad ist jetzt Herr von Bojek."

„Und was, wenn ich wieder zurückkomme? Was dann?"

„Das würde wohl nichts ändern- Milorad ist jetzt der bestimmte Herr der Bojeker- so sagen es Fürst Berogast und auch Herr Radomir. Doch der Fürst will Dich wegen deiner Dienste und weil er weiß, dass Titel hierzulande mehr bedeuten als bei Uns daheim, nicht ohne Titel lassen. Du kannst Dich Herr von Glina nennen und solltest Du zurückkommen dort neu anfangen, wenn es Dir in Bojek nicht gefällt unter uns."

„Da hat es der Fürst aber eilig, mir Ruf und Stand zu nehmen. Herr von Glina- da ist doch nichts!", bemerkte Larno enttäuscht.

„Doch ist dort etwas. Wir haben einen Holzplatz dort angelegt und einige Siedler, denen der Aufbau Bojek's zu lange dauert, haben in den alten Wällen ihr Lager gefunden. Nepolki und seine Frau sind herüber gezogen- es ist ja nicht weit von Bojek- und auch die Bogna mit den Kindern, mit Premyslaw und der Dobrawa. Es sind also Slivorer und Slepnaer Leute dort."

- Larno- Im Ränkespiel der MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt