Larno bricht auf

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„Er ist soweit! Und begleiten wird er Euch! Doch gebt ihm Zeit, seine Habe zusammen zu packen und das Pferd ins Geschirr zu legen."Bruder Arkadiusz klang voller Zuversicht, um den beiden Rittern der königlichen Ehrengarde das Wichtigste zuerst mitzuteilen. Bei den zwei Rittern handelte es sich um die gleichen Männer, welche vor der heiligen Weihnacht schon einmal hier in Sirkowe waren. Damals holten sie die Karten ab und auch die Mitschriften des Eremiten über die Lutizen, welche Larno und der Eremit für den König Boleslaw I. Chrobny nach bestem Wissen fertig gestellt hatten. Seither hatte sich über den Winter niemand hier blicken lassen.

Heute nun war der Tag des Abschiedes gekommen. Überraschend, wenngleich damit zu rechnen war, denn der Frühling zeigte schon seine ersten Knospen- jetzt, wo das Osterfest nicht mehr allzu weit war.

„Du warst mir ein guter Schüler, Larno. Mit mehr Zeit hätten wir Dich noch besser unterweisen können. Doch wir haben Dir gut vorbereitet."

„Ich danke Euch. Die abendlichen Schachspiele werde ich vermissen. So will ich mich anschicken, in Polen als Pole zu bestehen. Wenn Gott es will, werden wir uns wiedersehen. Ich hoffe, Euch dann bei guter Gesundheit zu sehen."

„Haltet an deinen Werten fest, Larno, und sei stets standhaft bei der Erfüllung der Aufgaben, welche Euch angetragen werden. Ich bin zuversichtlich, dass ihr Eure Bestimmung finden werdet."

Noch während sich der Eremit von Larno verabschiedete, kam einer der beiden Ritter näher- mit einem geschnürten Päckchen unter dem Arm.

„Herr Larno? Dies ist Euch zu übergeben. Zwei Waffenröcke der Burg Lednicky, der Hausburg unseres Königs Boleslaw. Bitte werft einen Waffenrock über eure Rüstungen. Der Waffenrock belegt Euren Stand als einen der Unsrigen."

Fast ehrfürchtig verneigte sich Larno,als er das Paket an sich nahm. Wohl auch, um seinen Dank dem Ritter zu bezeugen für diese Gabe. Und Larno sah darin ein Zeichen der Hoffnung für sich selbst.

Von der Inselburg Lednicky hatte ihm der Eremit an manchem Winterabend erzählt. Die Burg des Königs- groß und von beeindruckender Schönheit auf einer Insel gelegen, auf welche nur wenige Zugang erhielten.

„Werde ich dorthin gebracht? Zur Burg des Königs?", fragte Larno nach.

„Nein Herr. Wir werden mit einem Versorgungsgefolge dem königlichen Tross nachfolgen. Es wird nach Westen gehen. In vier, vielleicht auch fünf Tagen werden wir das Gefolge eingeholt haben. Der König ist auf den Weg in die deutschen Lande. Es hat sich viel ereignet, müsst ihr wissen.", erklärte der Rittersmann.

Larno zog die Stirn in fragende Falten.Doch noch bevor er selbst die Frage in polnischer Sprache stellen konnte, hatte bereits Bruder Arkadiusz seinem Interesse an den Neuigkeiten Luft gemacht.

„Was hat sich ereignet, was wir hier noch nicht erfahren konnten, edler Herr?", fragte der Eremit.

„Was hat sich ereignet, was wir hier noch nicht erfahren konnten, edler Herr?", fragte der Eremit

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„So mancherlei. Des Königs Freund, Kaiser Otto der III., er ist zu Jahresbeginn wohl in den italienischen Landen nahe der Stadt Rom verstorben. Nach des Kaisers Tod, der zudem wohl durch Vertraute geheim gehalten wurde, ist dessen Nachfolge auf den Thron ungewiss. Otto der III. hat keine Erben hinterlassen- er starb jung- und wie mein Herr anmerkte- doch recht unerwartet."

„Der Kaiser ist verstorben?" Arkadiusz schien betroffen. „Boleslaw wird tief bestürzt sein. Sie waren eng vertraut und befreundet."

Der Ritter nickte zustimmend. Dann fuhr er mit seinem Reden über die Sachlage fort: „Und dies scheint dieser Tage nicht die einzige betrübliche Nachricht für unseren Herrn zu sein. Einige der deutschen Herzöge- allen voran Heinrich von Bayern- stellen die Königswürde und die- durch den Akt von Gnesen- erteilten Befugnisse an unseren Herrn und König vollens in Frage. Sie behaupten sogar, dass Herr Boleslaw kein König sei- sondern ihresgleichen und nur von Herzogstand. Damit will man bewirken, dass König Boleslaw nicht auf Grund seiner Befugnis als polnischer Mitkönig handeln darf. Den Zugang zum Thron des Reiches will man ihm entreißen."

Arkadiusz Besorgnis war begründet. Wenn dies so eintrat und König Boleslaw darauf beharren würde, so würde dies vor allem eines bedeuten: Krieg mit den Herzögen, die in den deutschen Landen und den Reichslanden bis Italien an Boleslaw Chrobny's Stand und Befugnis zweifeln und diese Zweifel offen vortragen unter den anderen Fürsten und Herzögen.

„Dann müssen sie, die hohen Herren, Einigkeit schaffen, wo Ungewissheit zwischen den Herren herrscht!", warf Larno ein- und dies im gut gesprochenen polnisch.

Arkadiusz nickte, klopfte dabei fast anerkennend über solch Weisheit seinem Schüler fest auf die Schulter.

„So hofft es auch der König. Aus diesem Grunde gehen wir nahe an die Reichsgrenze. Dort wollte der König bleiben, bis ein Ort für eine Zusammenkunft in den Landen des Reiches bestimmt ist.", bestätigte der Ritter. „Und der König zieht dorthin mit Heeresmacht- vorerst nur klein, doch nach Ostern wird dort in den Grenzlanden die gesamte Ritterschaft Polens erwartet."

„Dann macht Euch auf, Larno!" sprach Arkadiusz und gab zum Abschied seinen Gruß. Dann sprach er zu den beiden Rittern der königlichen Garde. „ Ihr Ritter, nehmt diesen guten Mann mit Euch! Und eilt- auf dass ihr schnell und wohlbehalten zum Heer aufschließen könnt."

„Ich will nicht gehen, ohne Euch noch einmal meinen Dank auszusprechen. Es war gewiss kein leichtes Unterfangen, guter Arkadiusz. Doch denke ich, ihr habt mich gut unterwiesen- gut genug, so hoffe ich, um vor dem König zu bestehen."

Mit festem, langem Handschlag beider Hände war der Abschied damit ausgesprochen.

Dann ging es auf die Pferde und davon.

- Larno- Im Ränkespiel der MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt