Von besonderer Feierlichkeit war dieser Tag.
Herr Hermann hatte zu seiner Hochzeit gerufen- und wie es einem Paar von diesem Stand gerecht wird, waren höchste Würdenträger aus dem Reich dazu angereist. Heinrich, der Herzog von Bayern war unter ihnen und mit großer Gesandtschaft angereist, ebenso viele hochkirchliche Würdenträger. Boleslaw Chrobny, der gerade ein Jahr seine polnische Königskrone trug, hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft und war zwei Tage vor dem großen Ereignis an die Burg Genea angereist.
Voigt Manfred's Sorge galt nun der Sicherheit der hohen Herren, der Versorgung aller mit den feisten Gütern und Getränken und auch der Gestellung von Nachtlagern. Herr Manfred war emsig bemüht, alles für die Herren gut zu richten, damit kein Mangel auftrat. Und dennoch- die Aborte schienen zu wenige zu sein und auch die Möglichkeiten, sich einem Bade hinzugeben, waren den höheren Damen und Herren nicht ausreichend genug zu sein.
Jeder einzelne der hohen Herren wollte Audienzen bei Hermann und auch die Herrin Reglindis hatte an allen Terminen Anteil zu nehmen. Zudem befanden sich viele der weltlichen und kirchlichen Herren überall im Gespräch- über Geschehnisse in Italien und über mögliche Schenkungen und Rechte, welche man sich gegenseitig versicherte oder in Aussicht stellte.
In all dem Trubel um die Festlichkeit fielen Larno die Großmütigkeit des Polenherrschers auf und auch mehrere kleinere Zwistigkeiten, welche offenbar zwischen den Ekkehardingern und den Bayern bestanden. Man konnte gerade letztgenannte auch nur schwer erfassen, doch suchten gerade die Anhänger des bayerischen Herzoges neue Verbrüderung zu schaffen, welche den Interessen Hermanns und seines Vaters nicht zuträglich oder förderlich waren. Insbesondere wehrten die Bayern sich gegen die offene Verbrüderung und Freundschaftlichkeit der Ekkehardinger mit den Polen, welche auch mit der bevorstehenden Hochzeit von Reglindis mit Hermann neuen und festen Ausdruck finden würde.
Schon beraumte man gemeinsam ein Treffen für den Sommer des Folgejahres in Merseburg an, um kleinere Dispute dort anzusprechen- und sollte der Kaiser Otto III. den Merseburger Tagen beiwohnen, dort um Schlichtungsspruch zu bitten.
In den Lagern nahe der Burg Genea blieb es fast ruhig. Nur an den Abenden hatten Larno und die anderen eingesetzten Wachen zu tun, kleinere Streitereien zwischen Angetrunkenen zu schlichten. Dies jedoch ging ohne Handgreiflichkeiten ab, da letztlich alle in Ruhe zu ihren Lagern gelangen wollten. Einmal sorgte auch der Bischof Hugo von Zeitz Höchst selbst für eine Schlichtung im Streit zweier Edler, welche im Lager nahe seinem Quartier lauten Streit in Worten gaben und drohten ins Handgemenge zu gehen. Bischof Hugo forderte sofortige Ruhe und drohte den Herren gar mit kurzer Arrestierung zur Nacht, was dann jedoch sofort die Herren wieder zur Klarheit führte.
Von den Hochzeitsfeierlichkeiten hatte Larno- abgesehen von Gesängen- über den Tag nur wenig erleben dürfen. So wie Larno patrollierten viele Ritter außerhalb des Burgbereiches und zwischen Hauskirche, Gärten Burg und der Siedlung Genea, ja selbst an der Saalebrücke und einer nahen Furth wechselten sich die Bewacher ab, damit das Brautpaar, die vielen Herren und Würdenträger in aller Freude und Herrlichkeit das Fest begehen und genießen konnten.
Für einen Moment nur konnte Larno das Paar nach der Zeremonie sehen, wie sie mit den Herren von Hauskirche zum Palas durch den Kräutergarten gingen. Neben der Pracht der Gewänder war auch die Freude im Rund der Gesellschaft erkennbar.
Auch Fräulein Nerin wurde von Larno erkannt. Sie war nahe bei Reglindis und hatte jedoch keinen Blick für ihn.
Nahe dem Saaleknie unterhalb des Kapellenberges lag auf großer Fläche das Lager der Polen. Hier hin hatte Larno am Tage nach der Hochzeit zu gehen, um die polnischen Edlen um deren König Boleslaw Chrobny das Wachgeleit zur Jagd zu geben. Ein ortskundiger Knecht und auch der Slawenkrieger Biello waren ihm zugeteilt, den polnischen Herrscher und dessen Leute zum vorbereiteten Lager für die Jagdgesellschaft in den Wäldern oberhalb Genea zu bringen.
Larno fiel auf, mit welcher Ruhe und Besonnenheit die Polen sich vorbereiteten. Auch bezeigte man sich gegenseitig in aller Ehre viel mehr Respekt, als es bei den Lagern der deutschen Ritter zuweilen der Fall war. Es war unbestritten, dass die Meinungen der hohen polnischen Herren eine Beachtung zu finden hatten.
Die Knechte dort baten ihre Herren erst zu ihren Pferden, wenn alles andere für sie vorbereitet war. Die polnischen Edlen ihrerseits warteten geduldig auf König Boleslaw I. von Polen- ohne Murren ging all dies ab in einer bestehenden- ja fast andächtigen- Ruhe und Ehrerbietung.
Larno fand daran sehr viel Gefallen.
Obwohl König Boleslaw I. dann forsch zum Jagdlager drängte- wohl auch, um dort noch Erfolge zu finden bis zum Abend- war selbst dies von Rücksicht für die Geleitgeber geprägt. Die gut 70 polnischen Edlen, Knappen und Waffenknechte um den König zogen in großer Ordnung vorwärts. Selbst als man über sehr schlammige und enge Wege die Passage hinter dem Kapellenberg zum Lager nahm, so waren nur der Ortskundige und Larno mit den anderen Bewachern in Unruhe.
Der Jagdhof war sehr gut vorbereitet. Erfrischungen für die Herren und Möglichkeiten zur Ruhe waren zahlreich vorhanden, auch wenn die Herren von Jagdlust getrieben sofort in die Wälder stieben mit ihren Begleitern.
Nach und nach kamen die ersten erjagten Tiere zum Jagdhof. Man sonderte diese den einzelnen Häusern und Parteien zu. Neidvoll blickten manche, deren Jagdglück noch nicht so groß erschien bereits am frühen Nachmittag- dennoch waren die meisten, die dem eingeräumten Jagdrecht heute folgten, guter Dinge und ermattet am Abend nach der langen Hatz.
König Boleslaw kam vor dem Dunkelwerden in Lager zurück und ihm war wohl auch das Jagdglück versagt geblieben. Dennoch schien er guter Dinge zu sein. Sein Übersetzer- ein recht steif und unnahbar wirkender Mann- gab dem Geleit bekannt, dass der polnische Herrscher sich nun doch entschlossen habe, im Jagdlager zur Nacht zu bleiben, wodurch die Begleiter um Larno ebenfalls hier ein Lager finden mussten.
Dies war nicht sehr einfach, doch gelang es, wenigstens eine Strohschütte im angrenzenden Lager der Bayern bei deren Zelten zu erbitten, damit sich Larno mit Biello und dem Wachknecht der Burg Genea abwechseln konnte mit dem Schlafen. Ansonsten wachten sie abwechselnd und mit vielen anderen Knechten am Rande des Lagers über den Schlaf der hohen Gäste.
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- Larno- Im Ränkespiel der Macht
Ficción históricaIm Jahr 1001 gelingt es den vor Gewalt und Knechtschaft geflohenen Brisanen bei dem elbslawischen Linonen eine Zuflucht zu finden. Die Flüchtigen können ein neues Leben aufbauen. Doch im Ränkespiel der Mächtigen geschehen seltsame Dinge- manche Gesc...