Kapitel 1 - Lavandria

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„Lavandria! Wie lange ist es her, dass ich hier zuletzt war.", mit einem breiten Grinsen auf den Lippen prescht das Mädchen mit den roten Haaren nach vorne. Doch bevor sie auch nur einen Schritt weiter machen kann, packt sie jemand grob an der Schulter. Sofort fährt sie herum und funkelt die Person wütend mit ihren giftgrünen Augen an.

„Hey! Was soll das, Luis?", faucht sie den 16-jährigen an, der nur noch ein paar Centimeter größer ist als sie.

„Wir sollten nicht einfach hier herum stürmen als würden wir wollen das alle uns beachten. Hast du verstanden, Luna?", mit seinen feurigen Augen, die in der Farbe einer glühenden Sonne brennen mustert er das Mädchen vor ihm. Als sie ihm widerwillig recht gibt, lässt er langsam wieder ihre Schulter los.

„Manchmal würde ich mir wünschen, dass du etwas mehr wie Fabian wärst", gibt Luis noch hinzu und blickt dabei zu seinem ruhigen Begleiter, der still alles beobachtet hat. Fabian ist ein großer Junge mit einer schlanken Figur und mit Haaren die die Farbe von festem Bernstein haben. Er hat einen ruhigen Charakter und hasst es gestört zu werden. Neben ihm steht noch unscheinbarer die kleine Gestalt einer jungen Frau von 16 Jahren. Sie hat lange hellbraune Haare, in die blonde Strähnen wie Sonnenstrahlen hineingewebt wurden. Ihre großen Augen haben einen silbernen Grauton, der einen kaum bemerkbaren Blaustich besitzt. Es wirkt wie ein leichtes Gewitter bei dem der Himmel durch einige Wolken hervorschauen kann, um zu beweisen, dass er immer noch da ist und nach dem Sturm wieder genauso schön sein wird wie davor.

„Soll ich etwa mehr sein wie Fabian, der sich die ganze Zeit hinter seinem Buch versteckt oder soll ich so schüchtern sein wie deine Schwester Suki?", meckert Luna und fährt sich dabei arrogant durch ihre Locken, die die Farbe von Blut haben, dass durch die Venen der meisten Wesen in den vier Welten fließt. Nach ihrer Bemerkung kann Luis beobachten wie Suki ihren Blick beschämt zu Boden richtet, während Fabian verteidigend seine leeren Hände nach oben streckt, als würde er ihr zeigen wollen, dass er jetzt gerade gar kein Buch in der Hand hält.

„Es wäre einfach schön, wenn du nicht ganz so wild bist. Immerhin bist du mit deinen 145 Jahren deutlich die älteste von uns", antwortet Luis ruhig. Es stimmt das Luna schon stolze 145 Jahre alt ist. Natürlich ist das nichts im Vergleich zu den Drachen, aber anders wie normale Menschen altert sie seit ihrem 17. Lebensjahr überhaupt nicht mehr oder nur noch sehr gering. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum sie sich immer noch wie ein leichtsinniges Kind verhält, dass zu stolz ist, um seine Fehler einzugestehen. Natürlich weiß Luis, dass Luna auch ganz andere Seiten aufziehen kann.

„Bruderherz!", mischt sich das Mädchen mit den grauen Augen ein, „Darf ich mich alleine umsehen gehen?", Sukis Stimme hört sich an wie die eines Engels. Sie hat einen leisen glockenklaren Klang, die wie eine Melodie an Luis Ohr dröhnt. Ganz anders wie bei Luna.

„Nimm aber dein Schwert mit! Wie wissen nicht was für Wesen sich hier herumtreiben und wenn irgendjemand über unseren Vater erfährt dann...", fängt Luis an, doch weit kommt er nicht. Genüsslich schlägt Luna auf den Kopf ihres Freundes.

„Das wird sowieso nicht passieren. Euer Vater ist als brutaler Verräter in die Geschichte eingegangen und deine Schwester ist ein unschuldiges, kleines Püppchen. Nicht böse gemeint, Suki!", locker lehnt sich Luna zurück und blickt belustigt zu Luis, der sich die Stelle reibt, an der Luna ihn mit der flachen Hand getroffen hat. Dabei formt er ein stilles ‚Aua!' mit den Lippen. Als Suki gerade dabei ist zu gehen, erhascht Luis eine Bewegung in seinem Augenwinkel. Gerade als er sich zu der Person drehen will, öffnet Luna schon den Mund:

„Hiergeblieben, Kleiner!", es ist immer wieder amüsant für Luis, wenn Luna sich wegen dem Spitznamen einen giftigen Blick von Fabian einfängt. Nicht zuletzt, weil Fabian eigentlich um einiges Größer ist als sie.

Die Drachenlegende - Die Kinder der LeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt